Wes und ich

Plakat Plakat „The Grand Budapest Hotel“ | Foto: Morten Vejlgaard Just
Plakat „The Grand Budapest Hotel“ | Foto: Morten Vejlgaard Just

Die Jagd auf die schönsten Filmschätze ist eröffnet. Alle Festivalpiraten jagen den größten Schatz des Tages.

Ich werde verfolgt. Er ist überall. Vor mir, hinter mir, um mich herum. Was will er von mir!? Oder ist es umgekehrt? So ganz Memento, und ich verfolge ihn. Ja, so muss es sein. Mein erster Festivaltag dreht sich nur um ihn.

Der US-amerikanische Regisseur Wes Anderson ist überall hier in Berlin. Riesige Plakate von seinem Film The Grand Budapest Hotel, der das Festival eröffnet, hängen entlang des Weges von meiner Unterkunft in Kreuzberg bis zum Potsdamer Platz – dem Zentrum des Festivals und Zentrum meines Lebens in der nächsten Woche. Ich habe meine Schuhe überschätzt, als ich mich dazu entschlossen habe, zu Fuß zu gehen. Entschuldige U-Bahn. Morgen bist du wieder dran.

Angekommen auf dem Festivalplatz – eine Stadt in der Stadt. Jetzt geht die Jagd auf die Schätze los. Erster Schatz: meine Akkreditierung. Die Eintrittskarte zur richtigen Schatzsuche, die Festivals ja nun mal sind: Es geht darum, die im Programm versteckten Filmschätze zu finden. Am liebsten vor den anderen Piraten, damit meine ich Journalisten. Es läuft gut, aber ich bin weit davon entfernt, als erster Pirat hier zu sein, und auch die anderen wissen, was der größte Schatz des Tages ist: The Grand Budapest Hotel.

Die Schlange zur ersten Pressevorführung des Tages ist ellenlang. Jeder will den Film sehen. Braucht die Welt so viele Filmjournalisten? Unserer Meinung nach schon. Ich schwitze optimistisch auf meinem Platz in der dichtgedrängten Schlange im Cinemaxx 6, wo ein paar hundert schatzsuchende Frühaufsteher vor mir sind. Mist! Zehn sind noch vor mir, und die Schlange hält an. Kein Platz mehr. Puh, wie in einem guten Drama nach dem klassischen Erzählschema: falscher Alarm. Es ist gerade noch Platz für mich. Gut gelaufen! Die Frage ist, was er denn jetzt von mir will, dieser Wes. Das werde ich bald erfahren.

Morten Vejlgaard Just
bloggt für Goethe.de/Daenemark von der Berlinale.

Copyright: Goethe-Institut Dänemark, Online-Redaktion
Februar 2014
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Morten Vejlgaard Just ist Filmjournalist und Film- redakteur bei Filmz.dk und bei Den2radio. Kurz gesagt: Er ist Filmvermittler und nicht zuletzt Filmfan. Für Morten ist das persönliche Filmerlebnis am wichtigsten. Gerne darf es einen Detektiv beinhalten, der von einer schönen Frau reingelegt wird – damals, als man im Film noch rauchen durfte.

Twitter @vejlgaardjust