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Foto: Lenka Švecová

Originelle Bänke für Teenager

Die „klassische“ Art auf Bänken zu sitzen ist nicht gerade die Sache junger Leute. Und die ältere Generation stört genau das schon immer. In Tábor hat man jetzt versucht, beiden Seiten entgegenzukommen und diesen „Konflikt“ auf eine einzigartige Art und Weise zu lösen.

Foto: Lenka Švecová

Eine der drei originellen Bänke in Tábor neben einem „klassischen“ Modell. Foto: Lenka Švecová

Im südböhmischen Tábor ist man nicht nur auf die historische Bedeutung der Stadt stolz, sondern auch auf originelle Sitzbänke, die speziell für Teenager entwickelt wurden. Man hatte es nämlich satt, sich wegen der besonderen Sitzgewohnheit der jungen Leute (Po auf der Lehne, Füße auf der Sitzfläche) ständig die Kleidung zu verschmutzen. So kam man im Rathaus auf eine ganz spezielle Problemlösung: Anstelle der Sitzfläche haben die „Teenie-Bänke“ ein Metallrost, oben auf der Lehne dient ein schmales Holzbrett zum Sitzen. Die Idee übernahm man aus dem baden-württembergischen Eppelheim. Sie geht auf den dortigen Bürgermeister zurück, der die „Null-Bock-Bänke“ speziell für die typische Sitzgewohnheit der Teenagerherstellen ließ.

In Tábor ließ man sich 2011 von den stadteigenen Technischen Diensten drei eigene Prototypen dieser besonderen Bänke zu einem Gesamtpreis von 15.300 Kronen (ca. 600 Euro) bauen. Sie wurden strategisch geschickt an einem beliebten Treffpunkt Jugendlicher unterhalb des Gymnasiums am Jordán-See aufgestellt.

Sinnvoll oder nutzlos?

„Eine gute Idee! Wenigstens bleiben die anderen Bänke sauber!“, so die häufigste Reaktion vor allem der älteren Passanten. Aber werden die Bänke tatsächlich von denen benutzt, für die sie bestimmt sind. Sind die Sonderanfertigungen also überhaupt sinnvoll? „Ich denke schon, dass das sinnvoll ist, aber eigentlich sollten sich eher die jungen Leute anpassen“, findet die für ihr Alter erstaunlich konservative Eva (22). „Es spricht nichts dagegen, das Aufstellen von Sitzbänken ist eine Aufgabe der Stadt, warum also nicht einige davon den Bedürfnisse der Teenager anpassen?“ sagt wiederum Milan(34), obwohl er seine Teeniezeit schon länger hinter sich hat.

Und hält die eigentliche Zielgruppe der Bänke von der Innovation? „Das ist auf jeden Fall gut. Die wurden ja gemacht, damit die anderen Bänke sauber bleiben. Aber als wir uns nebenan auf die klassischen Bänke setzen wollten, waren die trotzdem schmutzig...“. „Es ist gut, dass man sich bei dieser Bank auch an die Wand lehnen kann, aber ich weiß nicht, wie das bei den anderen Bänken an anderen Stellen aussehen würde“, so der Kommentar einer Schülerin des Pierre-de-Coubertin-Gymnasiums. In Tábor wurden diese Bänke nämlich unterhalb des Schulgebäudes an einer Wand aufgestellt, so dass keine weiteren Lehnen notwendig sind.

Beitrag des regionalen Nachrichtenportals Jihočeskézprávy.cz über die neuen Bänke in Tábor

Skepsis nicht nur bei den Älteren

Tábor wurde mit dieser Aktion zur Inspiration für weitere tschechische Städte. Im mährischen Polička wurden ähnliche Bänke im April 2012 aufgestellt. Aber nicht jeder reagiert auf die Innovation mit Begeisterung. Auch in Tábor sind kritische Stimmen zu vernehmen: „Ich finde nicht, dass das einen praktischen Nutzen hat, und schon gar nicht, dass das etwas Einzigartiges wäre. Schwer zu sagen, ich halte das einfach für keine so großartige Idee, aber wenn die Leute das wollen... Mal sehen, vielleicht wird ja was daraus...“, meint die 27-jährige Lenka.

Auch der finanzielle Aspekt sorgt im Falle der drei Prototypen in Tábor für Skepsis. „Falls diese Bank teurer ist als eine klassische, würde ich die nur in der Nähe von Schulen aufstellen. Sie überall aufzustellen wäre überflüssig. Sonst kämen wir noch so weit, dass sich beispielsweise Rentner beschweren würden, dass sie sich nirgendwo mehr hinsetzen können“, gibt die 22-jährige Eva zu bedenken. Eine ähnliche Meinung äußerte sogar eine Schülerin des örtlichen Gymnasiums, für deren Altersgruppe diese Neuanschaffung gedacht war: „Ich halte das für eine überflüssige Investition. Dieses Geld wäre an anderer Stelle sinnvoller ausgegeben...“ „Ich hoffe, dass 15.300 Kronen der Preis für alle drei Bänke ist!“ sagt auch Mittdreißiger Milan, der den Gymnasiasten wohl künftig die Sitzplätze streitig macht: „Mir gefallen sie, ich würde mich gerne da hinsetzen.“

Lenka Švecová
Übersetzung: Ivan Dramlitsch

Copyright: Goethe-Institut Prag
Mai 2012