IKEA wohin man nur schaut

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Manchmal reicht ein origineller Aufkleber an der Wand. Foto: © www.fugu.cz

Die erste eigene Wohnung – wer hat sie nicht herbeigesehnt? „Wenn ich von zuhause wegziehe, mache ich alles so wie ich es will: Aufräumen nur, wenn ich Lust dazu habe, und wann ich schlafen gehe, bestimme ich!“ Derlei geht einem durch den Kopf, wenn man noch klein ist und die erste eigene Wohnung in weiter Ferne liegt. Wenn man älter wird und die eigene Wohnung zu einer realen Option wird, spielen andere Dinge eine Rolle. Wann man schlafen geht, schreibt einem sowieso niemand mehr vor und die Hoffnung, dass das eigene Zimmer regelmäßig aufgeräumt wird, haben die Eltern längst aufgegeben. Aber die Wohnung nach eigenen Wünschen einrichten, damit die Wohnung die Persönlichkeit widerspiegelt, damit sie praktisch und gemütlich ist, damit...

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Der Treasury Table von Lucie Koldová, Foto: © www.designboom.com

Wer ein originelle Einrichtungsgegenstände für seine Wohnung sucht, wird bei jungen tschechischen Designern auf jeden Fall fündig. Die Hängeleuchte von Kristýna Pojerová ist gleichzeitig eine Zimmerpflanze. Das lichtdurchflutete Glashaus hängt über den Köpfen, an einer Stelle, die niemand vermuten würde. Der Treasury Table von Lucie Koldová ist offenbar die beste Lösung für alle, die gleichzeitig etwas Schönes und Praktisches haben wollen, denn der ganze Tisch ist voll mit nützlichen Fächern und Schubladen. Die Geschirrserie La Petite Degustation von Ondřej Batoušek macht aus jedem Mittagessen ein visuellen Festtagsschmaus, selbst wenn es nur Würstchen gäbe.

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Die Geschirrserie La Petite Degustation von Ondřej Batoušek, Foto: © www.designcabinet.cz

Guter alter Trödelmarkt

Dann endlich ist er da, der große Moment des Umzugs in die erste eigene Bude. Und gleich die erste verblüffende Erfahrung: Was man so alles in einem Haushalt braucht! Das fängt bei Kleinigkeiten wie Gabeln und Kochlöffel an und endet bei großen Geräten wie Kühlschrank und Waschmaschine. Fast alles muss auf einmal angeschafft werden, was natürlich binnen kürzester Zeit ganz schön ins Geld geht. So wird aus der ersehnten Traumwohnung in der Realität ein Ort ohne Deckenlampen (braucht man ja nicht unbedingt), wo eine alte durchgesessene Couch ihre letzte Ruhestätte findet (Oma wollte sie längst entsorgen, aber umsonst nimmt man sie gerne).

Wenigstens hat man dadurch ein wenig Geld für Dinge gespart, die man weder aus erster noch aus zweiter Hand bekommen hat. Ein paar interessante Designer-Stücke wären nicht schlecht – doch für die meisten, die zum ersten Mal eigene vier Wände beziehen, sind solche wie die oben erwähnten einfach zu teuer. Eine originelle Idee, die Zeit, die der Entwurf gekostet hat sowie die Herstellung von einigen wenigen Exemplaren – alles Faktoren, die den Preis in die Höhe treiben. Trotzdem – ein bisschen individuell muss die Wohnung schon sein. Was nun?

Es gibt immer die Möglichkeit, sich eine absolut tolle einzigartige Sache zuzulegen, die einer ansonsten typischen Durchschnittswohnung das gewisse Etwas gibt. Und für alle, die nicht ein paar Hundert Euro für einen einzigen Gegenstand ausgeben wollen, gibt es noch andere Möglichkeiten. Da wären zum Beispiel die Antiquitäten- und Trödelläden. Zwar gibt es keine Garantie, dass man dort etwas Interessantes findet, und die Preise sind dann in aller Regel auch nicht gerade „studentisch“, aber mitunter stößt man auf wirklich einzigartige Dinge. Das gilt vor allem für kleinere Gegenstände wie Tischuhren oder Vasen. Auch Flohmärkte und Second-Hand-Möbelläden bieten sich als potentielle Fundgrube an.

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Die Firma Prettypegs hat sich auf die Produktion von Beinen für Ikea-Möbel spezialisiert. Foto: © www.prettypegs.se

Auf der Prager Moldau-Insel Libeňský ostrov gab es mal einen Flohmarkt, der heute als legendär gilt. Angeblich bekam man dort noch vor ein paar Jahren für ein paar Kronen echte Biedermeier-Tische oder Art-déco-Gläser. Leider gibt es diesen Markt nicht mehr und gleichwertiger Ersatz ist nicht in Sicht. Wer etwas Neues und Modernes will, dem bleibt schließlich der Gang zu Ikea wohl doch nicht erspart.

Uniformität? Nein, danke!

Der Nachteil eines Einkaufs bei der schwedischen Kette ist, dass man die dort erworbene Kommode wahrscheinlich im Schlafzimmer der Freundin oder im Kinderzimmer des Cousins wieder sieht. Und der Kumpel in Spanien hat auch so ein Teil! Trotzdem gibt es Wege, wie man sich mit Möbeln aus Massenproduktion originell einrichten kann.

So hat sich beispielsweise die Firma Prettypegs auf die Produktion von Beinen für Ikea-Möbel spezialisiert. Sie sind billig und in allen möglich Formen und Farben erhältlich. Wer noch etwas mehr Veränderung will, der ist auf der Webseite von Ikeahackers richtig. Leute aus aller Welt zeigen hier mit genauen Anleitungen, wie man den Sessel Poang verschönern kann, aus einer Küchenreibe eine schicke Lampe herstellt oder mit Hilfe des Systems Pax aus einem Zimmer zwei macht. Radikalere Geister finden sicherlich bei Zuzana Bitalová und Jan Martinec Inspiration, die das Bücherregal Expedit in ein funktionsloses Kunstobjekt umwandelten.

Es gibt also eine ganze Reihe von Möglichkeiten, wie man seine Wohnung individuell einrichten kann. Und es geht sogar mit Ikea-Möbeln. Diese gibt es wahrscheinlich in viel zu vielen Haushalten. Aber es reicht ein bisschen Inspiration – wenn Serienmöbel mit interessanten Details versehen werden, bekommt das Ganze seinen individuellen Charme. Manchmal reicht sogar ein origineller Aufkleber an der Wand (zum Beispiel von Fugu), die bekommt man schon für unter 20 Euro.

Veronika Rollová
Übersetzung: Ivan Dramlitsch

Copyright: Goethe-Institut Prag
Mai 2012
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