Heiz dich selbst

Passivhäuser sind die Zukunft des Wohnens

Gleichzeitig modernes und effektives Wohnen ist möglich. Und das auch noch zu Preisen, die günstiger sind als man vermuten würde. Die Zukunft gehört Passivhäusern.

In Tschechien sind bereits mehrere Passivhaus-Projekte entstanden, zum Beispiel das Fortbildungszentrum Sluňákov. Dieses Ökologie-Zentrum der Stadt Olomouc wurde im November 2006 gegründet. Der Direktor der Einrichtung, Michal Bartoš, sieht die Hauptaufgabe darin, den Menschen bewusstes Naturerleben zu vermitteln und sie über ökologische Fragen aufzuklären und fortzubilden. Vor allem geht es ihm aber darum, dass das Sluňákov insgesamt nutzbringend ist, nicht nur für die Menschen sondern auch für die Natur.

Fortbildungszentrum Sluňákov, das Ökologie-Zentrum der Stadt Olomouc

Energie-Abfälle im Kubus

Der Hauptvorzug eines Passivhauses ist der sehr niedrige Energieverbrauch. Dieser ist gegenüber gängigen Häusern um bis zu 90 Prozent niedriger; und selbst im Vergleich zu Neubauten verbrauchen Passivhäuser bis zu 75 Prozent weniger Energie. Wie ist eine solche gewaltige Einsparung möglich?

Allgemein geht es um die Ausnutzung von so genannten passiven Wärme-Energiequellen, die ohnehin schon im Haus sind. Das können die Sonnenstrahlen sein, die durch die Fensterscheiben nach innen dringen, „Energie-Abfälle“ aus dem Wasserkocher, eingeschaltete Kühlschränke oder Fernseher oder die bloße Anwesenheit von Menschen. Das alleine reicht allerdings nicht, denn die so entstandene Wärme sammelt sich nur an einer bestimmten Stelle – und natürlich erwarten die Bewohner, dass es überall im Haus schön warm ist. Deshalb ist es notwendig, eine gesteuerte Lüftung, die so genannte Rekuperation einzurichten. Damit werden eine ununterbrochene Frischluft-Zirkulation in den einzelnen Räumen sowie eine Entlüftung von Küche, Badezimmer und WC sichergestellt. Und das alles ohne Wärmeverluste und Durchzug. Durch dieses System herrschen zu jeder Jahrszeit in allen Räumen angenehme Temperaturen. Ein normales Heizungssystem ist dann gar nicht mehr nötig. Grundvoraussetzung dafür ist natürlich eine sehr gute Wärmedämmung, inklusive speziell konstruierter Fenster und Türen.

Und wie sieht es mit der Form des Hauses aus? Muss es unbedingt ein Kubus sein? Diese Form ist deshalb von Vorteil, weil ihre Oberfläche vergleichsweise klein ist. „Je mehr Oberfläche, desto mehr gekühlte Fläche. Bei kubusförmigen, kompakten Formen erreicht man die kleinste Flächengröße, die durch äußere Einflüsse gekühlt wird“, erklärt Adam Kříž, der in einem Pilsner Unternehmen arbeitet, das Ventilationssysteme in Gebäude installiert. Kříž selbst lebt ebenfalls in einem Passivhaus.

Bei kubusförmigen, kompakten Formen erreicht man die kleinste Flächengröße, die durch äußere Einflüsse gekühlt wird.

Normales Haus versus Passivhaus

15 Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes in Tschechien geht auf Privataushalte zurück Für die CO2-Konzentration in der Atmosphäre ist vor allem das Verbrennen von fossilen Brennstofen zur Wärmegewinnung verantwortlich. Und im Vergleich zu einem „normalen“ Haus verbraucht ein Passivhaus nur wenig Energie und verursacht deshalb nur ein Minimun an Emissionen.

Und auch finanziell ist der Bau eines Passivhauses weniger aufwändig als man annehmen könnte. Es kommt auf die Ansprüche des Bauherren oder Investors an. „Ein Passivhaus kann fast zum gleichen Preis wie jedes andere Haus gebaut werden. Der Preisunterschied sollte höchsten 10 Prozent betragen. Falls es teurer ist, kann man von einem fehlerhaften Entwurf oder einer falschen Technologie-Auswahl ausgehen“, sagt Adam Kříž.

Ein Umbau von Wohngebäuden zu einem Passivhaus können die Kosten bei bestimmten Haustypen allerdings sehr hoch sein. Bei vielen öffentlichen Gebäuden aber wäre ein Umbau zu einem Passivhaus beziehungsweise die Integration von Passivhaus-Elementen lohnenswert. Durch die Energieeinsparungen würden auch die Steuerzahler entlastet. Solche Gebäude bezeichnet das tschechische Umweltministerium als „Wärmestrahler mit dringendem Renovierungsbedarf“. Die mögliche Energie-Einsparung würde bei einigen dieser Häuser bis zu 90% gegenüber dem ursprünglichen Zustand betragen.

Leuchtende Zukunft

Egal ob der niedrige Energieverbrauch oder die schonende Umweltbilanz die Hauptmotivation darstellen: Passivhäusern gehört die Zukunft des Bauens Auch in Tschechien unterstützt man seit 2009 mit dem Programm „Zelená úsporám“ (etwa: „Grünes Licht dem Sparen“) die bessere Wärmeisolierung von Häusern. Experten wie Adam Kříž gehen davon aus, dass es einen immer größeren Druck geben wird, „passive“ Häuser zu bauen, da jeder alte und neue Bau einen so genannten Energie-Ausweis wird vorweisen müssen – dieser ist bei Neubauten bereits seit 2009 Pflicht. Dieses Dokument gibt Auskunft über den Energieverbrauch pro Quadratmeter und Jahr.

Eva Pelikánová
Übersetzung: Ivan Dramlitsch

Copyright: Goethe-Institut Prag
Mai 2012