Lachend durchs Leben

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Lucie Lauermanová ist eine von zwei YogalehrerInnen in der Tschechischen Republik mit Lachyogazertifikat. Foto: © Culík | www.culik.cz

Die Wurzeln von Lachyoga liegen in Indien, wo es der Arzt Madan Kataria entwickelt hat, nachdem er bereits länger über die positiven Wirkungen des Lachens geforscht hatte. Lachyogakurse werden mittlerweile weltweit angeboten. So auch in Olomouc (Olmütz), wo die zertifizierte Trainerin („laughter yoga teacher“) Lucie Lauermanová das das ansteckende, heilende Lachen verbreitet.

Lucie Lauermanová ist nur eine von zwei Lehrern in der Tschechischen Republik, die dieses Lachyogazertifikat haben. Lucie promoviert an der Fakultät für Körperkultur der Palacký-Universität. Der Wirkung des Lachyoga hat sie nicht nur ihre akademische Karriere verschrieben, sondern auch ihre berufliche Ausrichtung. Ein „lustiges Huhn“ war sie laut eigener Aussage schon seit ihrer Kindheit, also war für sie Lachyoga einfach eine klare Wahl...

Wodurch unterscheidet sich das Lachyoga vom klassischen Yoga?

Lachyoga baut auf so genannten Lachübungen auf. Bestandteil dieser Übungen ist aber auch die klassische Yoga-Atemtechnik. Lachyoga geht von einer Gruppendynamik aus und davon, dass Lachen ansteckend ist. Die Teilnehmer eines Kurses gehen von einem gespielten Lachen in ein natürlich über. In einer Lachyogastunde schaffen wir eine Anfangsübung, ein paar Lachübungen, eine Lachmeditation und die abschließende Entspannung. Klassische Yogapositionen, also Asanas, werden nur in Ausnahmfällen benutzt. Die Grundlage für ein gutes Lachyoga ist die richtige Schaltung der Muskeln, besonders des Zwerchfells. Die Leute glauben das nicht, aber das Lachen wird ein untrennbarer Bestandteil von ihnen. Es verändert die Lebenseinstellung.

Was hat dich dazu gebracht an Lachyoga-Kursen teilzunehmen?

Ich bin ein positiver, lächelnder Mensch und unbewusst habe ich nach einem Weg gesucht, wie ich anderen Menschen Freude ins Leben bringen kann. Im Jahr 2011 habe ich irgendwo eine Reklame gesehen: „Werden Sie Lachyoga-Instruktor“ und ich habe gewusst: „ Das ist es!“. Ich hatte keine Ahnung, was dann folgen würde, aber ich habe mein Notizbuch und eine Decke gepackt und bin nach Prag zu dem Kurs gefahren.

Wie kam es, dass Lachyoga zu deinem Vollzeitjob wurde?

Parallel zur Leitung von Lachyoga-Stunden habe ich meine Diplomarbeit geschrieben mit dem Titel Das Lachen als spezifisches Mittel in der Turnerholung (Smích jako specifický prostředek tělocvičné rekreace) und darauf folgte die Aufnahme in ein Doktorandenprogramm, dass sich ebenfalls mit Lachyoga beschäftigt. Die Dissertation, an der ich schreibe, trägt den Titel Lachyoga bei Studenten des dritten Lebensalters (Jóga smíchu u studentů třetího věku). Ich untersuche qualitativ, wie ältere Studierende Lachyoga wahrnehmen, wo sie die Möglichkeiten seines Einsatzes sehen und welche Auswirkungen sie ihm in verschiedenen Bereichen zuschreiben.

Wie hast du die Kurse zum Laufen gebracht? War das schwierig?

Im Gegenteil, das war relativ einfach. Ich habe mich mit einem Yogastudio abgesprochen, habe Flyer ausgehangen und das war es. Sich vorbereiten, einatmen und keine Angst haben, das anzugehen. Es reichte Begeisterung und Lust.

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Welche Reaktionen ruft die Ausrichtung deiner Arbeit an der Universität hervor? Kommt es dir manchmal so vor, dass du in den Augen der Unibelegschaft eine Lachnummer bist?

Das ist ein Thema für einen eigenen Artikel, denn die akademische Sphäre ist eine Welt für sich. Die Diplomarbeit war der Wurf des ersten Fehdehandschuhs. Schon der leuchtend gelbe Einband erregte großes Aufsehen. ZumVerteidigungskolloqium kamen wirklich viele Zuhörer. Schließlich bekam ich die Bestnote und sogar eine Auszeichnung durch den Rektor. Das half bei der Verankerung des Themas „Lachen“ an der Fakultät. Ich glaube, dass ich auch deshalb die Aufnahmeprüfung gemacht habe für das gleich ausgerichtete Doktorandenstudium, in dem ich nun bereits im vierten Jahr bin. Es stimmt schon, dass es nicht immer leicht ist, aber am Ende geht es doch um die Qualität der Arbeit.

Was haben eigentlich deine Familie und deine Freunde gesagt, als sie gemerkt haben, dass du dich beruflich in dieser Richtung spezialisierst?

Die meisten sagten etwas wie „Das ist klasse!“ oder „Dafür bist du geboren.“ Was könnte ich mir mehr wünschen, als mir mit Lachen den Lebensunterhalt zu verdienen! Die Menschen, an denen mir etwas liegt, sehen das genauso. Sie sehen, wie viel Spaß mir das macht. Mit den Worten Paulo Coelhos: „Ich lebe meinen Traum.“

Was funktioniert in den Lachyogastunden immer? Was bringt die Menschen am meisten zum Lachen?

Nach mehrjähriger Praxiserfahrung weiß ich, dass die Grundlage eine „Essenz der Freude“ ist, die der Lehrer ausstrahlt. Wenn man sich vor die Leute stellt und es schafft, in ihnen Vertrauen zu wecken, das Gefühl, dass sie sich nicht schämen müssen, dass sie sich völlig sorglos wie kleine Kinder freuen können, dann hat man schon fast gewonnen. Es ist aber nötig, sich auf jeden individuell einzustellen. Man kann nicht sagen, dass etwas garantiert und immer funktioniert. Die Stunden sind immer anders: mit Senioren, in Firmen, mit Kindern. Lachen ist eine ansteckende Sache. Wenn einer anfängt, machen weitere automatisch mit. Ein sicherer Auslöser von Gelächter ist aber vorzutäuschen, eine Kuh zu melken, oder ein großmütterliches „Dududu“auf der Wange. Und ein konkretes Erlebnis? Ein Junge hat sich einmal vor Lachen vollgepinkelt und fand das sehr witzig. Seitdem mache ich öfter Toilettenpausen.

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Siehst du darin auch weiterhin die Grundlage für deine berufliche Karriere? Lachend durchs Leben?

Mit Lachen will ich ganz bestimmt meinen Lebensunterhalt verdienen. Es gibt nichts Schöneres, als wenn einen die Arbeit erfüllt. Zum Leben gehören zwar alle Emotionen, aber je mehr Freude es auf der Welt gibt, desto besser. Lachyoga gibt mir das Gefühl, dass ich etwas Sinnvolles tue. Wenn man sieht, wie düstere Mienen aufblühen zu lachenden Gesichtern, braucht man in diesem Moment nichts anderes. Das ist ein natürlicher Energieschub. Manchmal kostet mich das aber auch etwas Energie, aber das ist wirklich nur selten, etwa in großen Turnhallen.

Sind Menschen, die Lachen „verkaufen“ zu Hause nicht eher stille Gewässer? Bist du nicht auch ein typischer „trauriger Clown“?

Diese Frage höre ich nicht zum ersten Mal. Das ist bei jedem anders. In mir zum Beispiel schlummert schon von klein auf ein lustiges Huhn. Manchmal brauche ich eine Weile um Erlebnisse aufzuarbeiten, aber ich stelle fest, dass mir Lachyoga auch für den Alltag viel mehr Freude gibt. Mit meinem Freund lache ich zum Beispiel jeden Morgen. Das kann man schwer beschreiben, aber das Lachen durchdringt bei mir allmählich alle Zellen meines Körpers. Einen „traurigen Clown“ sehe ich in mir ganz sicher nicht.

Was würdest du Menschen entgegnen, die zweifeln, ob es moralisch ist, für die Gelegenheit zu Lachen, Geld zu bezahlen?

Versucht es und erlaubt euch erst danach ein Urteil darüber, ob das moralisch ist oder nicht! [lacht] Wenn ihr die positiven Wirkungen am eigenen Körper erleben wollt, müsst ihr euch eine ordentliche Dosis Lachens aus dem Bauch heraus gönnen – mindestens fünf Minuten am Stück. Beim Lachyoga geht es nicht nur darum, sich kaputtzulachen. Es geht um Übungen, die sowohl physische als auch psychische und soziale Wirkungen entfalten. Wer schonmal Lachyoga gemacht hat, weiß, dass das ganz schön anstrengend ist, und man dabei auch ein paar Kilo verlieren kann. Lachen ist eine erstaunliche Energie, die das Herz öffnet.

Das Interview führte Lucie Barbapostolosová.
Übersetzung: Patrick Hamouz

Copyright: jádu / Goethe-Institut Prag
November 2015

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