Kopieren erwünscht – Creative-Commons-Lizenzen

Icon von Creative Commons; © Creative CommonsIcon von Creative Commons; © Creative CommonsCreative Commons ist ein Lizenzsystem, das Urhebern die Möglichkeit gibt, die Nutzungsrechte an ihrem Werk selbst zu vergeben. Damit wird dem Copyright eine Kultur des freien Austausches geistigen Eigentums entgegengesetzt.

Das große, von einem Kreis umgebende „C“ steht für „Copyright.“ Jeder, der etwas wie Bilder, Musikstücke, Texte oder Filme macht, hat nach dem sogenannten Schöpferprinzip automatisch das Urheberrecht auf sein Werk: Damit sind ihm als Urheber alle Rechte vorbehalten. Niemand darf ohne seine Erlaubnis sein Werk vervielfältigen, veröffentlichen und den Inhalt vollständig oder teilweise übernehmen.

Im digitalen Zeitalter, in dem Künstler dank des Internets zu ihren eigenen Kuratoren werden und Musiker mit geringen Kosten ihre Songs selber produzieren und veröffentlichen können, ist das automatisch geltende Urheberrecht für ihre Werke allerdings nicht mehr an ihren Belangen ausgerichtet. Filme von noch jungen Regisseuren feiern Erfolge, weil ihre Videos mit Hilfe des „embed Code“, der von den Videoportalen zur einfachen Einbindung der Videos auf Webseiten angeboten wird, in der ganzen Welt verbreitet und damit von vielen gesehen werden können. Das Copyright steht diesem freien Austausch von Inhalten entgegen.

Creative Commons als Alternative

Icon von Creative Commons; © Creative CommonsUm eine Kultur des freien Austausches geistigen Eigentums zu fördern, entwickelte die gemeinnützige Organisation Creative Commons ein für die Nutzer kostenloses Urheberrechtssystem, die „Creative Commons“-Lizenzen. Abgekürzt mit CC, stehen die zwei großen Buchstaben umgeben von einem Kreis für „einige Rechte vorbehalten“. Mit den CC-Lizenzen können Urheber die Nutzungsrechte an ihre Werke selbst vergeben. Ihr geistiges Eigentum wird in ihrem eigenen Interesse geschützt.

Wer welche Werke vervielfältigen, verbreiten oder bearbeiten darf, regeln insgesamt sechs CC-Lizenzverträge. Ihre Bausteine bilden das Spektrum ab zwischen dem Urheberrecht („alle Rechte vorbehalten“), und der Gemeinfreiheit („keine Rechte vorbehalten“). Letztere tritt bei Werken im Sinne des Urheberrechtsgesetzes erst 70 Jahre nach dem Tod des Rechteinhabers ein. Dieser Zustand wird mit der CC0-Lizenz vorzeitig hergestellt.

Der Name reicht

Icon von Creative Commons; © Creative CommonsDie weiteren CC-Lizenzverträge bestimmen, welche Nutzungsrechte Dritten eingeräumt werden. Die CC-Lizenz „Namensnennung“ erlaubt die Verbreitung, Vervielfältigung oder Bearbeitung eines Werkes bei namentlicher Nennung des Urhebers. Mit einem weiteren CC-Lizenzbaustein wird die Einschränkung gemacht, dass ein Werk zwar verbreitet und kopiert, aber nicht verändert werden darf.

Die CC-Lizenz „Weitergabe unter gleichen Bedingungen“ legt im Fall einer erlaubten Bearbeitung des Werkes fest, dass das neu entstandene Werk nur der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden darf, wenn es unter derselben CC-Lizenz oder einer dieser vergleichbaren Lizenz veröffentlicht wird. Damit ist ausgeschlossen, dass für die entstandenen neuen Inhalte das Urheberrecht gilt. Eine weitere Rechtevergabe schließt eine kommerzielle Nutzung aus. Für jeden dieser Lizenzbausteine steht ein Symbol.

Das Prinzip der Privatautonomie

Icon von Creative Commons; © Creative CommonsDas CC-Lizenzsystem ist eine Alternative zum Urheberrecht. Dahinter steckt das Prinzip der Privatautonomie: die Freiheit des Einzelnen also, seine Rechtsverhältnisse innerhalb bestimmter Grenzen weitgehend nach eigenem Willen zu gestalten. Dieses Prinzip hat die Verbreitung geistigen Eigentums verändert. Die CC-Lizenz „Weitergabe unter gleichen Bedingungen“ bereichert die kulturelle Vielfalt durch die Möglichkeit ständiger Veränderungen der Werke.

Wer über Creative Commons seine Werke verfügbar macht, will sie verbreiten: Je mehr Nutzer dafür sorgen, desto besser. Schließlich steigt damit der Bekanntheitsgrad. Im Informationszeitalter ist Aufmerksamkeit ein knappes Gut geworden. Wer es schafft, die Aufmerksamkeit auf sein Werk zu lenken, der hat zunächst einmal medialen Erfolg. Damit dieser auch zum finanziellen Erfolg führt, sind dank der veränderten Vertriebswege im digitalen Zeitalter die Verlage, Produktions- oder Plattenfirmen als Distributoren nicht mehr notwendig. Websites dienen als Ausstellungs- und Verkaufsräume, Netzwerke und Internetportale helfen bei der Selbstvermarktung.

Ein Trend verbreitet sich

Die Fotocommunity Flickr zum Beispiel bietet zahlreiche Fotos, die von den Mitgliedern unter CC-Lizenzen veröffentlicht sind. Besucher des Portals können über die Suchfunktion gezielt nach solchen CC-lizenzierten Fotos suchen, die sie für ihre Zwecke verwenden können – ohne den Urheber vorher nach Erlaubnis zu fragen. Je nach CC-Lizenz können sie mit diesen Fotos eigene Texte bebildern oder diese in Collagen verwenden.

Aber Flickr ist nur das bekannteste Beispiel dieses Trends. Bei Scribd können Autoren ihre Texte der Öffentlichkeit zum Lesen, Verbreiten oder Vervielfältigen zugänglich machen. Der Musik-Sharing-Dienst Soundcloud beschreibt seine Funktionen mit den drei Worten „empfangen“, „senden“ und „verteilen“. Internet Archive ist die erste offiziell anerkannte Online-Bibliothek, die sich zur Aufgabe gemacht hat, das kulturelle Erbe zu archivieren. Hier werden rechtefreie und CC-lizenzierte Filme, Texte, Musikstücke und Audiodateien veröffentlicht und zum Download angeboten.

Das CC-Lizenzsystem ermöglicht also nicht nur Kreativen, Wissenschaftlern, Kultur- und Medienschaffenden, ihre Werke und Inhalte zu ihren Bedingungen zu veröffentlichen: Es bereichert auch die kulturelle Vielfalt durch die Förderung des freien Austauschs von geistigem Eigentum. Es legitimiert unter festgelegten rechtlichen Voraussetzungen nicht nur die Verbreitung und Vervielfältigung von Inhalten und Werken, sondern auch dessen Interpretationen. Creative Commons ist die logische Konsequenz aus einem kulturellen Verständnis, das davon ausgeht, das jede neue Idee auf Vorhandenem aufbaut und Kultur durch Weitergabe entsteht.

Tanja Beeskow
arbeitet als freiberufliche Journalistin in Hamburg.

Copyright: Goethe-Institut e. V., Online-Redaktion
Juli 2010

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