Das Bochumer Uni-Phantom

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Die Bochumer Universität: Kein Ort für nächtliche Spaziergänge, Foto (Ausschnitt): Thomas2092 CC BY-SA 2.0

Also im Prinzip gab’s die Vergewaltigungen wohl schon wirklich, der Täter wurde aber nie gefasst, weshalb man bis heute glaubt, dass er da noch rumgeistert. obwohl die letzte Tat mittlerweile zehn Jahre her ist (2002). Und noch heute gehen Hinweise zu ihm ein. Deshalb ist das nur eine halbe Legende, weil es ja grundsätzlich stimmt, was passiert ist, andererseits aber seit einem Jahrzehnt nichts mehr passiert ist. Der Typ kann mittlerweile tot oder sonst wo sein, aber trotzdem laufen noch heute nur wenige Studentinnen an der Uni im Dunkeln alleine auf dem Gelände herum. Die Story kennt man eigentlich überall im Ruhrpott, selbst wenn man wie ich da selbst nie studiert hat. trotzdem ist die Uni Bochum einfach mit Grusel verbunden. Also eine moderne Legende mit wahrem Kern.

Diese Geschichte wurde von einer 27-jährigen Pressesprecherin aus Dortmund erzählt. Sie selbst hat die Erzählung und die Gerüchte zu Beginn ihres Studiums, vermutlich im Jahr 2004, auf einer Party aufgeschnappt. Da sie jedoch nicht in Bochum studiert hat, ließ sie sich nicht weiter davon beeinflussen. Der Täter, dem bis zu 21 Sexualstrafdelikte von 1994 bis 2002 durch DNA-Untersuchungen von Speichel- und Spermaspuren zugeordnet werden, wurde indes bislang noch nicht gefunden. Weder der nächtliche Einsatz von mehreren Dutzend Polizeibeamten im Gebiet rund um die Bochumer Universität noch 10.000 im Hochschul-Umfeld gesammelte Speichelproben brachten neue Hinweise oder Erfolge. Die Ermittler waren zuvor zu der Einschätzung gekommen, dass grundsätzlich alle Männer verdächtig seien, die zwischen 1962 und 1977 geboren worden seien und ab 1968 in Sprockhövel und/oder ab 1995 im Universitätsviertel von Bochum gelebt hätten.

Mehr als zehn Jahre nach der letzten Tat ist noch immer ein Sachbearbeiter des Polizeipräsidiums Bochum für den Fall zuständig. Doch die Zeit läuft gegen die Ermittler: Vergewaltigung verjährt in Deutschland nach 20 Jahren. Die Suche müsste also bis 2014 zu Erfolgen führen, sonst könnten die frühesten Taten des Vergewaltigers bereits bald nicht mehr bestraft werden.

Aufgezeichnet von Matthias Mischo

Copyright: Goethe-Institut Prag
Dezember 2012
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