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Moshe Spitzer (1900 – 1982)

Geboren in Boskowitz (heutige tschechische Republik), aufgewachsen in einem traditionell jüdischen Elternhaus, war Spitzer früh vertraut mit den religiösen Schriften des Judentums und engagiert in der zionistischen Jugendbewegung. In Kiel studiert er Indologie, promoviert mit einer Arbeit zum Sanskrit, wird wissenschaftlicher Assistent an der „Preußischen Akadamie der Wissenschaften“. 

Der Verleger Salman Schocken stellt Spitzer 1932 als wissenschaftlichen Sekretär für Martin Buber an, um Bubers Projekt der Übersetzung der hebräischen Bibel ins Deutsche voranzutreiben. In diesen Jahren eignet sich Spitzer auch sein großes Wissen für Typografie und Buchgestaltung an. Für den Schocken-Verlag gestaltet er ab 1933 in Berlin u.a. die „Schocken Bücherei“, eine 83-teilige Reihe, die das Beste der jüdischen Kultur, in Hebräisch und in Yiddish, zusammen mit deutscher Literatur zusammenbringen soll. Produziert wird sie zwischen 1933, dem Jahr, in dem Adolf Hitler in Deutschland an die Macht kommt, und 1938, dem Jahr, in dem Schocken durch die Nationalsozialisten gezwungen wird, den Verlag zu schließen.

Spitzer veröffentlichte neben der „Schocken Bücherei“ auch Werke mittelalterlicher jüdischer Dichtung und Almanche. Nachdem Spitzer 1939 selbst ins damalige Palästina ausgewandert ist, gründet er in Jerusalem 1940 seinen eigenen Verlag „Tarshish“, für den er in den folgenden 40 Jahren über 100 Bücher gestaltet: Klassiker der europäischen und der modernen hebräischen Literatur sowie mittelalterliche jüdische Texte. Um die Qualität des Buchdrucks zu verbessern und das Layout und die Typografie seiner Bücher besser kontrollieren zu können, baut Spitzer ab 1942 in Jerusalem eine eigene Schriftsetzerei auf, die auch von anderen Verlegern genutzt wird.

Zwischen 1945 und 1960 leitet er zudem den Verlag der „Jewish Agency“. Zudem gestaltet er einige bedeutende Publikationen des Bialik-Instituts, dazu gehört das komplexe Werk der „Encyclopedia Biblica“. Ein Hauptanliegen von Spitzer war es, die schlechte Qualität hebräischer Schriftzeichen für den Druck zu verbessern. 1954 gründet er daher zusammen mit Heinz van Cleef die „Jerusalem Type Foundry“, die erste israelische Schriftgießerei.

In Zusammenarbeit gestaltet Spitzer auch selbst neue Schrifttypen wie „Hatzi Light“, „Romema“ und „David“. 
 

*Die Kurzbiografien basieren auf den Forschungen und Texten der Publikation „Alt-neue Schriften: Typographische und Buchgestalterische Arbeiten von Moshe Spitzer, Franzisca Baruch und Henri Friedlaender“ des Deutschen Literaturararchivs Marbach, 2015.