Verwaltungsgebäude des Luftflottenvereins

Verwaltungsgebäude des Luftflottenvereins

Das Verwaltungsgebäude des Luftflottenvereins ist eines der wenigen Bauwerke Eglis von großem Maßstab, bei dem dieser fast vollständig auf eine symmetrische Gesamtdisposition verzichtete. Nur die straßenseitige Fassade des Eingangstraktes weist eine in sich kaum akzentuierte Spiegelbildlichkeit auf. Das Gebäude ist im wesentlichen ein angedeutetes bzw. stark verzerrtes H, bestehend aus drei durch simple Addition zusammengefügte zwei- bzw. (im Eingangsbereich) dreigeschossige Baukörper: dem quer zur Straße angeordneten Eingangstrakt mit den Repräsentationsräumen, dem im rechten Winkel daran anschließenden Bürotrakt und einem erneut senkrecht zur Straße stehenden, schmalen, durch seine markante, vollständig verglaste Vorderseite ausgezeichneten Servicetrakt mit einer Diensttreppe im vorderen und den sanitären Einrichtungen im hinteren Bereich.

Der von der Straße über einige Treppenstufen erreichbare Haupteingang, der sich im Bezug auf den restlichen Baukörper gewissermassen im „Soussol“ des Eingangstrakts befindet, ist auf die Flucht des Bürotrakts zurückversetzt. Unmittelbar hinter diesem Eingang liegt ein Korridor, über den die seitlich im Volumen des Bürotrakts integrierte Haupttreppe zugänglich ist. Das Volumen der beiden Obergeschosse des Eingangstrakts überragt den Haupteingang und wird durch schmale, wie „Pilotis“ wirkende, im Querschnitt rechteckige Stützen getragen. Der Eingangstrakt beherbergt im Erdgeschoss das Foyer mit der Pförtnerloge, in den beiden Obergeschossen zum einen die Bibliothek, die Sitzungsräume und andere Gemeinschaftsräume, zum anderen die Büros für die Leitung und einen schmalen Balkon, der von einer innenliegenden zentralen Halle sowie von den seitlichen Büros aus erschlossen ist.

Die Fassaden des Gebäudes sind, wie es bei Egli recht häufig der Fall ist, ohne wesentliche Unterschiede in der Materialisierung ganz unterschiedlich gestaltet. Die Fassade des Eingangstraktes weist eine feine vertikale Streifung auf. Die Fenster sind als Löcher gleichmäßig in die vertikalen Streifen eingesetzt. Die Fenster von Büro- und Servicetrakt, die das gleiche Format wie die Fenster des Eingangstraktes aufweisen, werden dort architektonisch ganz anders behandelt, nämlich durch unten und oben mit den Fensterleibungen bündigen durchgehenden Gesimsen, wodurch der Bürotrakt eine horizontale Gliederung erhält.

Die repräsentativen Innenräume – das Büro des Direktors, die Bibliothek und die Foyers im ersten und zweiten Obergeschoss – weisen eine an Wiener Bauten der Jahrhundertwende erinnernde Gestaltung mit dunklem Holzparkett, Holztäfelung und angedeuteten Gipsstukkaturen an den Decken auf. Der Bürotrakt wiederum ist nach streng funktionalen Gesichtspunkten gestaltet: der einfache Zweibünder weist auch hier, wie in den Schulbauten Eglis, einen über Oberlichter erhellten Korridor auf; zudem konzipierte Egli ein Lüftungssystem, das im Sommer der Kühlung, im Winter der Erwärmung der Büroräume dient.

Oya Atalay Franck

Goethe-Institut Ankara
2010