Berlin – Hauptstadt des persönlichen Strichs


Denn mag das Comicschaffen insgesamt zum ökonomischen Erfolg Berlins auch nicht so viel beitragen und seine Protagonisten oft nur unzulänglich ernähren – die hier ansässigen Comic-Künstler, -Galerien, -Läden, -Verlage, -Ateliers, -Bibliotheken und -Studiengänge sorgen für eine aufregende Vielfalt an Stilen, Geschichten und Ausdrucksformen. Es ist hier eben nicht der umsatzstarke Mainstream zu finden – sofern es diesen in Deutschland überhaupt gibt. Dafür gibt es die persönlichsten Geschichten, unterschiedlichsten Themen und eine lebendige Szene zu entdecken.
Ost und West



Aus einer ganz anderen (Zeichen-)Welt scheinen dagegen die Ost-Berliner Comic-Künstler Anke Feuchtenberger, Henning Wagenbreth oder Atak zu kommen. Ihr akademisch-malerischer Stil nähert sich dem Comic eher von der illustrativen Seite her. In der DDR genoss der Comic noch weniger Wertschätzung als in der alten BRD und hatte mit Ausnahme des bis heute existenten Mosaik-Verlags mit seinen braven Abrafaxen auch keine Tradition. Insofern war die Gründung der experimentierfreudigen Künstlervereinigung PGH Glühende Zukunft im Jahr 1989, an der auch Anke Feuchtenberger und Henning Wagenbreth beteiligt waren, verständlicherweise Aufsehen erregend. Die Künstlerinnen und Künstler wurden international schnell bekannt und hatten in der Folge nachhaltigen Einfluss auf die gesamtdeutsche Comic-Szene. Heute sind sie als Professoren auch für die Ausbildung nachfolgender Generationen zuständig.
Mittlerweile ist der Mauerfall 20 Jahre her und Zeichner mit den verschiedensten Ansätzen und Biografien arbeiten im wiedervereinten Berlin nebeneinander. So zum Beispiel der unermüdliche Chronist der West-Berliner Prolls Didi & Stulle FIL, der jüngere Produzent herzerweichender, autobiografischer Geschichten mit DDR-Kindheit Mawil oder der zugereiste West-Deutsche Reinhard Kleist, der mit seinem biografischen Comic Cash international erfolgreich ist.
Print und Online

Shops und Shows

Katja Lüthge
ist Journalistin und schreibt unter anderem für die „Berliner Zeitung“ und die „Frankfurter Rundschau“. 2005 kuratierte sie in Berlin die Ausstellung „Mit Superman fing alles an. Jüdische Künstler prägen den Comic“.
ist Journalistin und schreibt unter anderem für die „Berliner Zeitung“ und die „Frankfurter Rundschau“. 2005 kuratierte sie in Berlin die Ausstellung „Mit Superman fing alles an. Jüdische Künstler prägen den Comic“.
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Mai 2010
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Links zum Thema
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- Renate Comicbibliothek
- Haus Schwarzenberg/Neurotitan
- Reprodukt
- „Die Abrafaxe“ beim Mosaik-Verlag
- Marie Sann - Website der Künstlerin
- Simon Schwartz
- „Die Bilder der anderen“ – Interview mit Anke Feuchtenberger