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Herausforderungen für (digitale) Bibliotheken auf den Philippinen
In Bibliotheken ein Gleichgewicht finden zwischen digital und räumlich

Digitale Bibliotheken sind ins Rampenlicht gerückt. Das mag einfach klingen, aber tatsächlich ist das digitale Bild viel komplizierter.

Von Allana S. Delgado

Innerhalb weniger Monate mussten die Bibliotheken die Art und Weise, wie sie ihre Dienstleistungen anbieten, überdenken und anpassen. Bibliotheken auf der ganzen Welt – nicht nur in den Entwicklungsländern, sondern auch in der ersten Welt – stehen vor einer neuen Herausforderung. Gebäudeschließungen, räumliche Einschränkungen und Zugangsbeschränkungen haben den Bibliotheken neue Grenzen gesetzt. Bibliotheken sind jedoch auch kreativ und innovativ gewesen, wenn es darum ging, neue Dienstleistungen anzubieten, bestehende zu verbessern und das Vorhandene auf neue Weise optimal zu nutzen.
 
Digitale Dienste und Online-Ressourcen für Bibliotheken sind ins Rampenlicht gerückt. Viele Bibliotheken haben ihre bestehenden Praktiken und Methoden überprüft, um festzustellen, ob sie auch in einem neuen Umfeld noch leistungsfähig sein und unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht werden können. In meiner eigenen Bibliothek und in der Bibliotheksgemeinschaft auf den Philippinen habe ich gesehen, dass der Wandel ein Katalysator für Innovation ist.  
 
‚Digitale Bibliotheken‘ mag eine simple Floskel sein, doch die Realität ist viel komplizierter. Bibliotheken müssen auch ihre Zugänglichkeit und die Fähigkeiten und Ausbildung ihrer Nutzer*innen berücksichtigen sowie die bestehenden Infrastrukturen wie etwa die Internetverbindung und die Ressourcen, welche die Bibliothek anbieten kann. Selbst die Bibliothekar*innen haben Mühe, mit der Technologie Schritt zu halten.
 
Allzu oft sind Bibliotheken in Entwicklungsländern bereits durch mangelnde finanzielle Mittel, das Fehlen von geschultem Bibliothekspersonal und unzureichende Ressourcen eingeschränkt. Dies war schon vor COVID-19 der Fall. Es gibt jedoch auch gute Nachrichten über Bibliotheken, die das Bewusstsein der Gemeinschaft für ihre Bedeutung geschärft haben. Wie die IFLA in „Covid-19 and the global library field’“ berichtet, haben Bibliotheken auf der ganzen Welt eine erstaunliche Reaktion auf die Situation gezeigt.
 
Auch für die Zusammenarbeit war es eine gute Zeit. Lokale Bibliotheksorganisationen auf den Philippinen haben Webinare und Online-Konferenzen organisiert, bei denen Bibliothekar*innen sich vernetzen und voneinander lernen konnten. Vereinigungen in anderen Ländern haben für die internationale Vernetzung ihre virtuellen Türen geöffnet. Digitale Arbeitsweisen haben viele Möglichkeiten geschaffen, darunter das Projekt #EmergingInternationalVoices der IFLA und des Goethe-Instituts.

Emerging International Voices, ein zeitgemäßes Programm für junge Bibliothekar*innen

Dieses Programm kam genau zum richtigen Zeitpunkt. Es präsentierte die verschiedenen Perspektiven junger Bibliothekar*innen und Informationsexpert*innen aus aller Welt und gab uns die Möglichkeit, von Kolleg*innen im globalen Bibliothekswesen zu lernen und mit ihnen zu diskutieren. Es war faszinierend, von den Praktiken und digitalen Initiativen der besten Bibliotheken der Welt zu hören.
 
Im Laufe der Webinarreihe wurde mir klar, dass nicht nur meine Bibliothek mit gewissen Herausforderungen zu kämpfen hat. Auch Bibliotheken in fortgeschritteneren Ländern als den Philippinen hatten Mühe, sich den Veränderungen anzupassen.

Wenn man sich jedoch zu sehr auf die Technologie verlässt, kann es sein, dass einige Nutzer*innen zurückbleiben, insbesondere diejenigen, die keinen Zugang zum Internet, zu Strom oder zu Geräten haben.

Zudem bot sich die Gelegenheit, die „nächste Generation“ von Bibliothekar*innen kennenzulernen: eine Gruppe von Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund, die sich in der digitalen Welt auskennt und über allfälligen Stereotypen dessen steht, was Bibliothekar*innen sind.

Digitale Plattformen überdenken

Move slow and fix things © Goethe-Institut Viele Bibliotheken nutzen soziale Netzwerke und andere Online-Plattformen, um Dienstleistungen anzubieten. Wenn man sich jedoch zu sehr auf die Technologie verlässt, kann es sein, dass einige Nutzer*innen zurückbleiben, insbesondere diejenigen, die keinen Zugang zum Internet, zu Strom oder zu Geräten haben. Gemäß Luke Swarthouts Vortrag über die Online-Dienste der New York Public Library sind nicht-digitale oder „Offline“-Dienste und -Ressourcen nach wie vor von entscheidender Bedeutung.
 
Bibliotheken sollten den Wert der Plattformen, die sie nutzen, bewerten und analysieren. Soziale Netzwerke und dergleichen sind oft Veränderungen unterworfen und können eigene Ziele haben, die den Werten der Bibliothek widersprechen. Für uns bleibt es wichtig, unsere eigenen Plattformen weiter aufzubauen und zu verbessern. Auch wenn sie ausgezeichnete Werkzeuge sind, sollten wir uns nicht allein auf sie verlassen.

Zusammenarbeit statt Rivalität
 

Libraries © Goethe-Institut Die Aussage von Marie Østergaard von den öffentlichen Bibliotheken in Aarhus, Dänemark, stieß bei mir auf Anklang: „Bibliotheken unterschätzen, was wir tun können, wenn wir zusammenarbeiten.“ Das Teilen unseres Wissens, unserer Ressourcen und unserer Erfahrungen mit anderen Bibliothekar*innen ist eine großartige Möglichkeit, unsere Bibliotheken zu stärken und unseren Nutzer*innen das Beste zu bieten. Bibliotheken sind keine Inseln; wir alle arbeiten am besten, wenn wir zusammenarbeiten.

Mehr Anerkennung für digitale Bibliotheken

Erst kürzlich hat Senator Sonny Angara auf den Philippinen einen Entwurf zur Aktualisierung des vor sechsundzwanzig Jahren verabschiedeten Gesetzes zur Einrichtung öffentlicher Bibliotheken im Land vorgelegt. Falls der Entwurf umgesetzt wird, sollen die öffentlichen Bibliotheken mit digitalen Ressourcen und Diensten ausgestattet werden.
 
Viele sind sich bewusst, wie wichtig die Verbesserung der Bibliotheken ist. Sogar mitten in der COVID-19-Pandemie wurden zahlreiche öffentliche Bibliotheken in den Provinzen eröffnet – in Capiz, Aklan und Laguna, um nur einige zu nennen. Viele bestehende Bibliotheken – in Manila, Bohol und Iloilo City – sind dank der Verbesserungen und digitalen Dienste, die sie ihren Nutzer*innen anbieten, in den Schlagzeilen gewesen. Bibliotheken haben im Rampenlicht gestanden, und immer mehr Menschen erkennen und schätzen ihre Bedeutung. Die Bibliotheken des Landes halten langsam Schritt mit den digitalen Neuerungen.
 
Ich hoffe, dass die Herausforderungen und Veränderungen, mit denen Bibliotheken konfrontiert worden sind, in der kommenden Normalität mehr als nur gewonnene Erkenntnisse sind und auch über die Pandemie hinaus zu Verbesserungen führen.

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