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In Krisenzeiten relevant bleiben
Alle beschäftigt dieselbe Frage: Was steht den Bibliotheken bevor?

Bibliotheken haben es geschafft, ihren Platz in der Zeit der digitalen Transformation beizubehalten. Jedoch hatten es einige leichter als andere, wenn es darum ging, Herausforderungen während der Pandemie zu meistern. Eine große Herausforderung steht außerdem noch aus.

Von Nilay Cevher

Für mich war die Teilnahme an drei Seminaren, die von sechs namhaften Redner*innen geleitet wurden, und an anschließenden Diskussionsgruppen mit Kolleg*innen aus aller Welt eine einzigartige Erfahrung. Sie ermöglichte es mir nicht nur, meine Vision von digitalen Bibliotheken zu erweitern, sondern auch, mein internationales Netzwerk von Informationsexpert*innen auszubauen. Als Wissenschaftlerin, die im Bereich der Informations- und Bibliothekswissenschaft tätig ist, hatte ich die Gelegenheit, mich auf den theoretischen Aspekt des Themas zu konzentrieren. Projekte wie „Emerging International Voices“ haben mir jedoch die Gelegenheit gegeben, Bibliothekar*innen aus anderen Ländern zu treffen, die in verschiedenen Arten von Bibliotheken arbeiten, und direkt von ihren Problemen und bewährten Verfahren zu hören. Im Hinblick auf meine Karriere als Forscherin bedeutet mir die Teilnahme an solchen Projekten deshalb sehr viel.
 

Die weltweite Pandemie hat gezeigt und beschleunigt, was Bibliotheken und viele andere Institutionen im neuen Zeitalter durchgemacht haben.

Den Vorträgen, Diskussionen und Essays der anderen Projektteilnehmer*innen habe ich entnommen, dass es in verschiedenen Arten von Institutionen und in anderen Ländern ähnliche Ansätze zum Thema digitale Bibliotheken gibt. Komme, was wolle, die Bibliotheken werden ihre zentrale Aufgabe, ihre Kundschaft und Ressourcen zusammenzubringen, beibehalten. Sie bieten ihrer Kundschaft Dienstleistungen entweder persönlich oder über digitale Plattformen an. Alle Arten von Bibliotheken stehen vor ähnlichen Herausforderungen, wenn es darum geht, mit neuen Technologien Schritt zu halten. Sie müssen sich dem sich verändernden Umfeld anpassen, um zu überleben und ihre Bedeutung nicht zu verlieren.
 
Die weltweite Pandemie hat gezeigt und beschleunigt, was Bibliotheken und viele andere Institutionen im neuen Zeitalter durchgemacht haben. Soziale Netzwerke, digitale Plattformen und das Internet haben bereits jeden Aspekt unseres Lebens beeinflusst. Da die Information zum Hauptakteur in allen Bereichen geworden ist, mussten Bibliotheken als Informationszentren umgestaltet werden. Aufgrund technologischer Faktoren, die sich auf die sich ändernden Bedürfnisse, Erwartungen und Wünsche der Nutzer*innen auswirken, haben die Bibliotheken ihre Ressourcen, Dienstleistungen und sogar ihre Räumlichkeiten bereits erweitert und vervielfacht. Diejenigen Bibliotheken, die sich bereits in diesem Entwicklungsprozess befanden (in Bezug auf Personal, Dienstleistungen und Bestände), waren besser auf die Veränderungen vorbereitet, die die Pandemie in unserem Leben bewirkte. Die Bibliotheken hingegen, die sich den Veränderungen widersetzt hatten, waren weniger gut gerüstet, um darauf zu reagieren.
 
Als Doktorandin habe ich mich in meiner Dissertation mit dem Thema Änderungsmanagement beschäftigt. Die Verbindung, die ich zwischen meinem Forschungsgebiet und meinen Erfahrungen mit dem Projekt „Emerging International Voices“ hergestellt habe, besteht darin, dass Bibliotheken ihre Positionen klug und strategisch überdenken müssen, um ihre Relevanz zu erhalten für die Gemeinschaften, denen sie dienen. Sie sollten das sich wandelnde Umfeld ernst nehmen und ein Brainstorming darüber durchführen; sie sollten ihre aktuelle Situation bewerten und bestimmen, was sie beibehalten und was sie ändern sollten. Dann sollten sie Maßnahmen ergreifen und ihre Strategien entsprechend entwickeln. Änderungsmanagement kann eine Lösung für Bibliotheken sein, damit sie während des Änderungsprozesses mit weniger Herausforderungen konfrontiert sind. Als mögliche Lösung hob Marie Østergaard von den öffentlichen Bibliotheken in Aarhus, Dänemark, in ihrer Präsentation die Bedeutung der Zusammenarbeit und der Schaffung eines Netzwerks von Bibliotheken hervor. Um digital zu dienen, erwähnte Luke Swarthout von der New York Public Library die Option des „build/buy/join“ („bauen/kaufen/beitreten“). Katie Moffat von der Audience Agency wiederum schlug die Methode des „Design Thinking“ als Möglichkeit vor, wie sich Bibliotheken an die digitale Welt anpassen können.

Aus meinen früheren Recherchen sowie aus den Präsentationen und Diskussionen während des Projekts habe ich gelernt, dass Bibliotheken ihre eigenen Wege finden müssen, um relevant zu bleiben. Dieser Prozess sollte die Bereitschaft beinhalten, sich anzupassen und offen für Veränderungen zu sein, für korrekte und zuverlässige Informationen einzutreten, Bibliotheksdienste und -sammlungen attraktiver zu machen, bewährte Verfahren mit Kolleg*innen auszutauschen und voneinander zu lernen.
 
Eine der am häufigsten genannten Herausforderungen während des Projekts war die Frage, wie jede Person einbezogen und wie der demokratische Zugang zu Informationen während der Digitalisierungsphase gewährleistet werden kann. In den Diskussionen war man sich einig, dass dieses Thema einer umfassenderen Betrachtung bedarf. Es ist weder die alleinige Verantwortung noch die alleinige Aufgabe der Bibliotheken, das Problem des Zugangs und der digitalen Kompetenz zu lösen. Alle Parteien (Regierungen, Verbände, Märkte usw.) sollten einbezogen werden und sich gemeinsam um das Thema bemühen.
 
Bibliotheken können ihre Bedeutung in dieser Zeit des digitalen Wandels sehr wohl beibehalten. Allerdings müssen sie sich stärker auf das Thema konzentrieren und versuchen, ihre eigenen Lösungen zu finden. Projekte wie „Emerging International Voices“ tragen dazu bei, Menschen zusammenzubringen: Sie helfen, ihre Ängste abzubauen und kreativer zu denken, zu kooperieren und das Thema sichtbarer zu machen. Ich bin stolz darauf, Teil einer solchen Erfahrung zu sein.

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