Künstlergruppe Zero
Leuchtender Neuanfang

Die Künstlerbewegung Zero zelebrierte Licht, Bewegung und Materialien und führte in den knapp zehn Jahren ihres Bestehens Mitte des 20. Jahrhunderts zahlreiche Künstler zusammen. Nun eröffnet im südkoreanischen Pohang Steel Art Museum eine Ausstellung zur künstlerischen Arbeit der Gruppe.
Von Romy König
Neue Gestaltungsprinzipien, Bewegung und Licht als bestimmende ästhetische Ideen – die Düsseldorfer Künstlergruppe Zero wagte in ihren Ateliers für die damalige Zeit kühne Experimente. Als Heinz Mack und Otto Piene die Gruppe 1957 gründeten, ging es ihnen um einen möglichst unbelasteten Neuanfang: Die Nachkriegskunst war für sie „mit einem Übermaß an Ballast befrachtet“, wie sie einmal sagten. Gemeinsam mit dem Künstler Günther Uecker, der 1961 zu der Gruppe dazu stieß, suchten sie nach einer Ästhetik, die den Schrecken des zurückliegenden Krieges etwas Reineres entgegensetzen konnte. Sie fanden sie in lichtkinetischen Objekten, etwa in vibrierenden Lichtreliefs, die, changierend zwischen Bild und Skulptur, in den Raum zu greifen schienen. Kinetisch arbeitende Rotoren und monumentale Lichtstelen machten die Kunst der Gruppe aus, experimentiert wurde mit Lichteffekten, aber auch mit Bewegung und verschiedenen Materialien.
Internationale Anerkennung
Die Gruppe erlangte bald Bekanntheit und Ruhm: Für die Documenta 1964 entwickelten sie den Zero-Raum, einen Lichtraum aus sieben rotierenden Objekten, zu denen jeder der drei Künstler eigene Arbeiten beitrug. Die Gruppe stellte in Amsterdam und Antwerpen aus, bald darauf auch in New York und Washington. Die Erlöse aus ihren Objekten stiegen in dieser Zeit auf Beträge in zum Teil fünfstelliger Höhe. Neben ihren Experimenten veranstaltete Zero spektakuläre Aktionen und brachte Künstler wie Yves Klein, Enrico Castellani und Jean Tinguely zusammen. Hier fanden gegenseitiger Austausch und Inspiration statt.
Das Künstler-Trio Heinz Mack, Otto Piene und Günther Uecker bei einer Ausstellungseröffnung der Gruppe Zero im Jahr 2006 in Düsseldorf. | Foto (Zuschnitt): © picture-alliance/dpa/Horst Ossinger
Befreiendes Ende
Die Gruppe trennte sich 1966, jeder der Künstler ging fortan eigene Wege. Zuvor gab es eine letzte gemeinsame Ausstellung in den Städtischen Kunstsammlungen in Bonn, flankiert von einer sogenannten „Zero-Demonstration“ – einem nächtlichen Fest unter dem Motto „ZERO ist gut für Dich“ im Bahnhof Rolandseck bei Bad Godesberg. Highlight der Inszenierung war ein in Flammen gesetzter Wagen, der vom Bahnhof aus in Richtung Rhein fuhr, wo er im Flusswasser versank. Ein positives Ende für Zero, schrieb Mack später über diesen Abschluss. Er selbst habe sich ein solches Ende gewünscht: „Ein Ende, das ich genauso befreiend fand wie den Anfang von Zero.“
Erstmals große Zero-Ausstellung in Asien
Am 3. September 2019 eröffnet im Pohang Museum of Steel Art (POMA) in Südkorea die bislang größte Ausstellung der Zero-Gruppe in Asien. Kuratiert wird sie in einer Kooperation zwischen dem POMA und der Düsseldorfer Zero Foundation. Gezeigt werden insgesamt 50 Werke der drei Künstler, darunter die kinetischen Licht- und Luftskulpturen sowie große, raumfüllende Installationen.