Jazz im Rundfunk

Jazz und improvisierte Musik zeigen im Rundfunk ein vielschichtiges Bild: Sendungen über historische Stile oder aktuelle Improvisationskonzepte, Mitschnitte von Musikerinnen und Musikern einer bestimmten Region, Konzertveranstaltungen mit internationalen Gruppen und eigene Festivals.

Geprägt wird diese Vielfalt vor allem durch die über die Jahrzehnte hinweg gewachsene Arbeit der öffentlich-rechtlichen Rundfunkstationen für diese Szene, während es im privaten Sektor nur noch wenige Angebote wie etwa das Berliner Jazz-Radio gibt.

Die ARD

Die Gegenwart des Jazz ist in der deutschen Radiolandschaft eng mit der Ausrichtung öffentlich-rechtlicher Sender auf dieses Musikgenre verbunden. Sie sind eine der tragenden Säulen des deutschen Jazzlebens sowohl auf regionaler wie nationaler Ebene. Denn sie ermöglichen organisatorisch eine enge Zusammenarbeit zwischen der Arbeitsgemeinschaft der Rundfunk-Anstalten Deutschlands (ARD), dem Deutschlandfunk, Deutschlandradio Kultur und den Jazzmusikern, Festivals und Veranstaltern vor Ort.

Festivals und Rundfunkkonzerte bieten in den Regionen neben Aktivitäten etwa in Clubs, an Universitäten oder dem Engagement der Kommunen Plattformen für die jeweilige Szene. Sie begünstigen den informellen Austausch über Künstler oder Gruppen im Netzwerk der beteiligten Jazzredaktionen auch in den Bundesländern, die abseits der Ballungsräume liegen.

Die ARD mit ihrem umfangreichen Sendeaufkommen übernimmt dabei eine wichtige Rolle. Mit monatlich etwa 380 Stunden regelmäßiger Jazzsendungen wurden 2008 insgesamt rund 4.500 Stunden Jazzmusik via Äther, Kabel oder Internet verbreitet und waren zum Teil bundesweit zu hören. Zusätzliche Jazzsendungen, beispielsweise Festivalberichterstattung mit Übertragungen von Konzerten oder historische Features, ergaben weitere rund 800 Sendestunden.

Zu den Rundfunksendungen hinzu kommen TV-Aufzeichnungen einzelner Jazz-Events durch ARD-Anstalten wie etwa der Jazzwoche Burghausen durch das Bayerischen Fernsehen, die dann in den jeweiligen, regional orientierten dritten TV-Programmen gesendet werden. Darüber hinaus aber erscheint der Jazz in Deutschland mit Ausnahme einzelner Features etwa auf dem Kulturkanälen Arte und 3Sat kaum im Fernsehen.

Radio und Förderung

Der Begriff der „Jazzlandschaften“ impliziert das Vorhandensein verschiedener regionaler Szenen, die unterschiedliche Dynamiken aufweisen können. Die Stärke einer Region lässt sich anhand einer Reihe von Standortfaktoren festmachen, etwa der Anzahl an Spielstätten, Festivals oder Konzertreihen. Ein wichtiger Faktor ist in diesem Zusammenhang die unterstützende Funktion des öffentlich-rechtlichen Rundfunks für Festivals oder Konzertreihen.

Es geht dabei nicht nur um die mediale Nutzung von Festivalauftritten, sondern auch um die medienpolitische Aufwertung dieser Aktivitäten für eine Stadt, eine Region oder ein Bundesland und auch um die Unterstützung der Veranstaltungen selbst. Durch die Kopplung lokaler Festival-Aktivitäten und der redaktionellen Arbeit des Jazzradios konnten beispielsweise 2006 insgesamt 28 Festivals und Konzertreihen dokumentiert werden, die in ganz Deutschland diesen spezifischen Förderaspekt aufwiesen.

Aufnahmen, Preise, Big Bands, Internet

Aufgrund der technischen Infrastruktur bieten Rundfunkstationen gute Voraussetzungen für Studioproduktionen, die vor allem junge Jazzmusikerinnen und Jazzmusiker bei ersten künstlerischen Schritten unterstützen. Für viele Künstler sind solche Aufzeichnungen und Produktionen wichtige Stationen in ihrer Karriere, da sie über die eigentlichen Aufnahmen hinaus auch ein Gütesiegel akustischer und gestalterischer Qualität darstellen und als musikalische Visitenkarte dienen können.

Die Jazzpreise des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR), Südwest-Rundfunks (SWR) oder des Westdeutschen Rundfunks (WDR) sorgen darüber hinaus für nationale Aufmerksamkeit für die hiesigen Jazzszenen. Kulturpolitische Sendereihen wie Jazzstädte in NRW des WDR unterstützen die nachhaltige Wahrnehmung der Musik ebenso wie die national ausgerichtete Bundesbegegnung „Jugend jazzt“. Mit der hr Big Band (Hessischer Rundfunk), der NDR Big Band (Norddeutscher Rundfunk), der WDR Big Band und SWR Big Band unterhält die ARD darüber hinaus Orchester von internationalem Zuschnitt, die bereits bei zahlreichen Produktionen und Konzerten bewiesen haben, dass sie zu den Spitzenensembles ihres Genres gehören.

Zunehmend wichtig wird neben dem klassischen Rundfunkprogramm auch die Präsenz im Internet. Alle ARD-Anstalten sind in der virtuellen Welt präsent und bieten unterschiedliche Streaming-Angebote und Features an. Denn gerade dort wächst rapide auch die Konkurrenz durch nationale und international agierende private Web-Radios, deren Angebot die öffentlich-rechtlichen Sender gemäß dem Bildungsauftrag des Grundgesetzes redaktionelle Qualität, inhaltliche Vielfalt und ein klares Profil entgegensetzen.