Theater der Welt 2014
Die Theaterwelt in Mannheim

Alle drei Jahre lädt das Festival Theater-, Tanz- und Performancekünstler aus aller Welt in eine andere deutsche Stadt ein. 2014 erkundete der Kurator Matthias Lilienthal gemeinsam mit den eingeladenen Kunstschaffenden die Quadratestadt Mannheim.
Theater der Welt – der Name des Festivals weckt große Erwartungen. Experimentelle, radikale Aufführungen, die unbekannte Arbeitsweisen und Zugänge zeigen, erwartete eine Gruppe Studierender aus Erlangen. Außerdem hofften die jungen Theaterwissenschaftler auf Produktionen aus anderen Kulturkreisen und mit neuen Themen. Vor Ort machte das Camp Lust auf eine weitere Erfahrung: Gemeinschaft erleben, mit Festivalbesuchern aus der ganzen Welt ins Gespräch kommen und sich austauschen. In dem Feldlager, das direkt vor dem Nationaltheater Mannheim aufgebaut war, konnten die Besucher im eigenen Schlafsack und für wenig Geld übernachten.
Camp | © Andreas Donders
Matthias Lilienthal, der Kurator der Festivalausgabe 2014, wollte sich nicht auf exotische Themen festlegen lassen und distanzierte sich bereits im Vorfeld davon. Es sei ihm unangenehm, im Ausland als Kurator von Theater der Welt aufzutreten. In einer Performance-Landschaft, die immer stärker in internationalen Kontexten funktioniere, gehe es ihm mehr um das Aufeinandertreffen internationaler Kunstschaffender mit der lokalen Realität der Quadratestadt Mannheim (Anm. d. Red.: Die historische Innenstadt ist als Planstadt in Häuserblöcken angelegt). „Die eigene Realität als fremde Welt“ solle an die Stelle des Unbekannten und Exotischen treten, so Lilienthal. Im Programm des Festivals traf man neben internationalen Größen wie Philippe Quesne und Anna Teresa De Keersmaeker auf Bekannte des Berliner Theaters HAU Hebbel am Ufer, wie Gob Squad und Peaches. Neben den eingeladenen Produktionen standen Neuproduktionen und Arbeiten, wie die Stadtraumprojekte X-Firmen und Hotel Shabbyshabby auf dem Programm.
Eine Nacht neben Schiller – das „Hotel Shabbyshabby”

Mannheimer Arbeitswelten – das Stadtraumprojekt „X-Firmen”

Studierende aus aller Welt – der Performing Arts Campus
Im Camp vor dem Mannheimer Nationaltheater konnten während des Festivals Studierende und Gäste mit kleinem Budget unterkommen. Eine Besucherin verglich die Konstruktion aus Stahl, Holz und Plastik, die auf zwei Ebenen Platz für Zelte bot, scherzhaft mit den Zeltstädten der Occupy-Bewegung. Mit Freiluft-Wohnzimmer, Badehof und einer winzigen Sauna gab es sogar ein wenig Komfort.Begegnung war das erklärte Ziel des Performing Arts Campus, zu dem Studierende von verschiedenen Universitäten aus Deutschland, der Schweiz, den USA, Polen und Israel eingeladen waren. Gemeinsam besuchten die angehenden Theaterwissenschaftler, Regisseure, Dramaturgen, Szenografen und Architekten Aufführungen und Rahmenprogramme des Festivals. In Gesprächen und Workshops mit Lehrenden und Theatermachern vor Ort tauschten sie sich über das Gesehene und über eigene Ideen aus.
Während Frie Leysen, Festivalleiterin von 2010, ihr Programm zu Theater der Welt mit dem Schlagwort Perspektivwechsel überschrieben hatte und die Frage nach Verstehen und Missverstehen im Zentrum des Festivals stand, waren es 2014 die internationalen Begegnungen von jungen Theaterinteressierten aus aller Welt in und mit Mannheim, die diese Ausgabe des Festivals besonders machten.
Theater der Welt
23. Mai bis 8. Juni 2014 in Mannheim.
Das Festival des Internationalen Theaterinstituts (ITI) fand 2014 zum 13. Mal statt und wurde vom Nationaltheater Mannheim ausgerichtet und durch die Stadt Mannheim, durch die Baden-Württemberg-Stiftung und die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert.