Europäische Sprachenpolitik
DIE AKTUELLE SITUATION IM ÜBERBLICK

Die Europäische Kommission betreibt nachhaltig den Ausbau des Fremdsprachenunterrichts. Seit Januar 2007 besteht hier der eigenständige Geschäftsbereich „Mehrsprachigkeit".
„Im Rahmen ihrer Bemühungen zur Förderung der Mobilität und interkulturellen Verständigung hat die EU den Sprachenerwerb zu einer wichtigen Priorität erklärt und finanziert zahlreiche Programme und Projekte in diesem Bereich. Die Mehrsprachigkeit ist nach Ansicht der EU ein wichtiges Element europäischer Wettbewerbsfähigkeit. Zu den Zielen der EU-Sprachenpolitik gehört deshalb, dass jeder europäische Bürger zusätzlich zu seiner Muttersprache zwei weitere Sprachen beherrschen sollte."

Die europäische „Rahmenstrategie für Mehrsprachigkeit“ ergänzt den Aktionsplan der Kommission zur Förderung des Sprachenlernens und der Sprachenvielfalt. Ausdrücklicher Bestandteil dieser Bestrebungen ist der frühe Fremdsprachenunterricht.

Wie Angebote zum Fremdsprachenlernen letztendlich gestaltet werden, bestimmen zahlreiche landesspezifische Institutionen und Interessenverbände. Einflüsse auf den Stellenwert und die Attraktivität einer Fremdsprache als Unterrichtsfach in einem nationalen Bildungssystem können natürlich auch von den Sprachenregelungen in einem internationalen Staatenverbund, wie zum Beispiel der EU, ausgehen.

Der Gemeinsame Europäische Referenzrahmen 

Der Gemeinsame Europäische Referenzrahmen (GER) für Sprachen des Europarats legte schon 2001 eine Empfehlung vor, die den Spracherwerb, die Sprachanwendung und die Sprachkompetenz von Lernenden in ganz Europa bedarfsorientiert, transparent und vergleichbar machen soll.

Der Europäische Referenzrahmen differenziert die beim Erwerb einer Fremdsprache zu erreichenden sprachlichen Fähigkeiten nach drei jeweils zweigliedrigen Kompetenzstufen (A1–C2), die in sich wieder nach fünf Fähigkeits- und Fertigkeitsbereichen untergliedert sind. Die jeweiligen Anforderungen in den Fähigkeits- und Fertigkeitsbereichen werden in Kann-Beschreibungen formuliert, hier exemplarisch vorgestellt an der Kompetenzstufe A1 (= elementare Sprachverwendung, Niveau 1): 
 
„Kann vertraute, alltägliche Ausdrücke und ganz einfache Sätze verstehen und verwenden, die auf die Befriedigung konkreter Bedürfnisse zielen. Kann sich und andere vorstellen und anderen Leuten Fragen zu ihrer Person stellen – zum Beispiel, wo sie wohnen, was für Leute sie kennen oder was für Dinge sie haben – und kann auf Fragen dieser Art Antwort geben. Kann sich auf einfache Art verständigen, wenn die Gesprächspartnerinnen oder Gesprächspartner langsam und deutlich sprechen und bereit sind zu helfen.“

Für den Elementarbereich gibt es bisher keinen GER, also auch keine Kannbestimmung. Für diese Zielgruppe ist es umso wichtiger, das Fachpersonal gut zu schulen und die Eltern in den Lernprozess ihres Kindes einzubeziehen. Die Nürnberger Empfehlungen zum frühen Fremdsprachenlernen bieten allgemeingültige curriculare Grundlagen, die die Potenziale und Bedürfnisse vier- bis zehnjähriger Kinder in den Fokus stellen, und geben unter anderem Empfehlungen für erfolgreiche Elternarbeit. Weiterführende Informationen bietet auch das Kapitel Den Lernweg begleiten – Selbstevaluation (Portfolio).

EU-Förderprogramme für den schulischen und vorschulischen Bereich

Das Comenius-Programm ist das europäische Programm für die schulische Bildung. Es unterstützt vor allem Schulpartnerschaften, Projekte für die Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften sowie Schulbildungsnetze. Ziel ist es, die Qualität des Unterrichts zu verbessern, dessen europäische Dimension zu verstärken und den Sprachenerwerb sowie die Mobilität zu fördern.

2008 rief das Auswärtige Amt die Initiative „Schulen – Partner der Zukunft“ (PASCH) aus. Vier Partnereinrichtungen (Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA), Goethe-Institut, Pädagogischer Austauschdienst (PAD) und Deutscher Akademischer Austauschdienst (DAAD)) sind damit befasst, ein weltweites Netz von Partnerschulen aufzubauen. Zu diesem Netz gehören auch die Deutschen Auslandsschulen (DAS) und Schulen im Ausland, die das Deutsche Sprachdiplom (DSD) anbieten. Ziele und Aufgaben dieses Netzwerks, das inzwischen weltweit mehr als 1700 Schulen umfasst, sind die Betreuung der Schulen, die Förderung von Deutsch als Fremdsprache, die Stärkung des Studienstandorts Deutschland und der Ausbau der Bindungen zu Deutschland.
 

Quellen

Europäisches Parlament: Sprachenpolitik.

Kommission der Europäischen Gemeinschaft (2005): Eine neue Rahmenstrategie für Mehrsprachigkeit. Brüssel. 

Gemeinsamer Europäischer Referenzrahmen für Sprachen: Lernen, lehren, beurteilen (2001)

Widlok, Beate; Petravic, Ana; Org, Helgi und Romcea, Rodica (2010): Nürnberger Empfehlungen zum Frühen Fremdsprachenlernen. München. Goethe-Institut e.V.

Nationale Agentur für EU-Programme im Schulbereich

Schulen – Partner der Zukunft

Top