Konzepte und Methoden
DEUTSCH ALS FRÜHE ZWEITSPRACHE

Wie beim Fremdsprachenlernen strebt man auch beim Zweitsprachenerwerb an, Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit des Sprachgebrauchs erfahrbar zu machen. Man will die jungen Lernenden dazu motivieren, die eigenen sprachlichen und kommunikativen Kompetenzen weiterzuentwickeln: „Kinder sollen auf Sprache neugierig werden, verschiedene Aspekte von Sprache ausprobieren und sie kennenlernen, eigene Lösungen finden und Sprache im Kontext kindlicher Erlebnis- und Erfahrungswelten handhaben.“

DaZ im Kindergarten

Das Grundprinzip der ganzheitlichen Sprachförderung, die unter anderem in Bremen realisiert wird, ist es, einzelne Teilfertigkeiten nicht isoliert zu üben. Sprachförderung, die sich auf Wortschatzübungen, Grammatik- und Satzbautraining oder Ähnliches beschränkt, wirke hemmend auf einen flüssigen Sprachgebrauch. Die Themen für Projekte und Aktivitäten im Kita-Alltag können aus der gesamten Erfahrungs- und Erlebniswelt von Kindern stammen. So können Fachkräfte im Rahmen von Projektarbeit auch in anderen Bereichen Sprachlernangebote machen, zum Beispiel:
  • in Musik und Kunst, 
  • im Bereich Natur, Umwelt und Technik 
  • sowie bei Spiel und Bewegung.
Das Sprachförderkonzept in Nordrhein-Westfalen setzt seit dem Schuljahr 2014/2015 gezielt auf alltagsintegrierte Sprachbildung. Da sie alle Kinder einer Einrichtung von Beginn an erreicht, ist sie immer auch eine inklusive Sprachbildung. Dieses Förderkonzept orientiert sich an den individuellen Interessen und Ressourcen der Kinder von null bis sechs Jahren und integriert die Sprachbildung in den alltäglichen Ablauf. Dabei sollen auch die Eltern im Rahmen der Erziehungs- und Bildungspartnerschaft in die sprachliche Bildung einbezogen werden.
Sprachliche Bildung

In Baden-Württemberg können die Träger unter dem Dach von SPATZ (Sprachförderung in allen Tageseinrichtungen für Kinder mit Zusatzbedarf) zwischen zwei Förderwegen wählen, entweder einer intensiven Sprachförderung mit Sprach- und Lernhilfen oder dem Programm Singen-Bewegen-Sprechen. Beides wird ab dem ersten Kindergartenjahr angeboten.

Bundesweit ist nicht mehr eine Aneinanderreihung einzelner Fördermaßnahmen das Ziel, sondern die Zusammenführung bewährter Ansätze in einem Gesamtkonzept zur Sprachförderung und Sprachbildung. Dabei finden folgende grundsätzliche Punkte so oder in ähnlicher Form Eingang in die Sprachförderkonzepte des Elementarbereichs:
  • ein früher Beginn (1– 2 Jahre vor der Einschulung)
  • eine sehr große Reichweite (von einer Phase der Kooperation zwischen Kindergarten/Kita und Grundschule bis zum Ende der Grundschulzeit)
  • ein umfassender Förderansatz, der mündliche und schriftliche Sprache einbezieht
  • einheitliche Vorgaben für Diagnose, Förderplanung und Durchführung
  • zusätzliche Lernzeit und Lernangebote
  • Qualifizierung der Sprachlernkoordinatoren
Beim Übergang vom Kindergarten in die Grundschule sollte eine durchgängige Sprachbildung besondere Beachtung finden. Der Austausch von Kindertageseinrichtung und Grundschule über Konzepte, Förderstrategien und Beobachtungsverfahren steht hierbei im Mittelpunkt.

DaZ in der Grundschule

Sprachförderung ist „Aufgabe jeden Unterrichts“. Die Sprache in der Schule ist durch konzeptionelle Schriftlichkeit gekennzeichnet und jedes Unterrichtsfach erfordert spezielle sprachliche Kompetenzen. Die Sprache, die benötigt wird, um den Unterrichtsinhalten zu folgen, unterscheidet sich von der Alltagssprache. Sie erfordert ein erhöhtes Abstraktionsvermögen und ein genaueres Beschreiben. Differenzierte Aufgabenstellungen, die die unterschiedliche Sprachkompetenz der Kinder berücksichtigen, sowie handlungs- und kommunikationsorientierter Unterricht sind deshalb besonders wichtig.
 
Die derzeit verwendeten Konzepte für den Deutschunterricht in mehrsprachigen Klassenzimmern sind vielfältig und widersprechen sich zum Teil. Aber es gibt auch gute Ergebnisse. Während man sich im Bereich des schriftsprachlichen Lernens noch uneins ist, welches das beste Verfahren ist (zum Beispiel systematische Fibellehrgänge, die „Lesen durch Schreiben-Methode“ oder die Methode des „generativen Schreibens“ von Gerlind Belke) hat sich die Einbeziehung der Erstsprache als grundsätzlich positiv für das Sprachenlernen erwiesen. Besonders hervorzuheben ist hier zum Beispiel das KOALA-Projekt.
 
Wichtige didaktische Prinzipien für den Unterricht sind:
  • Scaffolding – sprachliche Hilfen anbieten
  • Projekt- und Handlungsorientierung – vielfältige Sprechanlässe schaffen
  • Szenariendidaktik – Lernen individualisieren
  • Lesestrategien und Textdidaktisierung kennen und vermitteln
Ein paar Tipps für DaZ-Materialien im Kindergarten und in der Grundschule
  • der-die-das – DaZ mit Malli und Matz – Förderboxen für KiTa und Anfangsunterricht
  • Werkstatt Deutsch als Zweitsprache
  • Plauderheft 1: Übungen zur Sprachförderung Deutsch als Zweitsprache
  • Sprachförderbox-LOGICO
Speziell für DaZ im Sachfachunterricht der Grundschule bieten folgende Materialien Anregungen (siehe auch Kapitel Integriertes Sprachenlernen – CLIL:
  • In Zusammenarbeit mit dem WDR hat das Goethe-Institut drei DVDs mit Filmen aus der „Sendung mit dem Elefanten“ herausgegeben. Darunter befinden sich kindgerechte Filme, die für das Deutschlernen in der Grundschule auf allen Niveaustufen geeignet sind. Einige Filme sind reine Sachkundefilme, die sich ideal fächerübergreifend einsetzen lassen, zum Beispiel in Verbindung mit Biologie, Erdkunde oder Sozialkunde, aber auch im Musik- oder Kunstunterricht oder beim Sport.
  • Aus 10 Jahrgängen der Zeitschrift des Goethe-Instituts „Frühes Deutsch“, deren Erscheinen Ende 2014 eingestellt wurde, hat der Erich Schmidt Verlag das Buch „So lernen Kinder erfolgreich Deutsch“ herausgegeben. Dieser Sammelband enthält auch ein ausführliches Kapitel über CLIL (Content and Language Integrated Learning) mit einer Einführung und praktischen Unterrichtsbeispielen für den Unterricht DaF/DaZ. 
  • Das Buch „Mit Sinnen experimentieren – Sprache begreifen. Frühes Fremdsprachenlernen mit dem CLIL-Ansatz. Einführung und Praxisbeispiele“ von Gila Hoppenstedt und Beate Widlok (2011) steht auf den Seiten des Goethe-Instituts gratis zum Download zur Verfügung.         goethe.de/kinder


Weiterführende Literaturtipps: 
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