Bildungsstandards
FRÜHES FREMDSPRACHENLERNEN: GRUNDSCHULE

Seit der „PISA–Krise“ sind verbindliche Bildungsstandards in Deutschland wichtig geworden. Im Zusammenhang damit definieren die Lehrpläne nicht mehr primär die Inhalte des Unterrichts, sondern vor allem die zu erwerbenden Kompetenzen. Dies bedeutet, nicht Gegenstände und konkrete Inhalte werden festgelegt (Input-Orientierung), sondern die an ihnen zu erwerbenden Fähigkeiten, Fertigkeiten und Bereitschaften (Output-Orientierung). Grundgedanke ist, dass Lernende an unterschiedlichen Gegenständen und Inhalten die gleichen Fähigkeiten erwerben können.

Die meisten Bundesländer haben in ihren Rahmenplänen für die erste Fremdsprache (in der Regel das Englische) festgelegt, dass das fremdsprachliche Abschlussprofil in der Grundschule dem Niveau A1 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens (GER) entsprechen soll. Die auf erwachsene Lerner zugeschnittenen allgemeinen Beschreibungen der Fertigkeitsbereiche wurden für Grundschüler umformuliert. Hier eine Darstellung von Dieter Wolff für die Länder Rheinland Pfalz und Nordrhein-Westfalen:


Allgemeine Beschreibung der Fertigkeitsbereiche von A 1 

 
Hören: Ich kann vertraute alltägliche Ausdrücke und ganz einfache Sätze, zum Beispiel kurze einfache Anweisungen verstehen, wenn sehr deutlich und langsam gesprochen wird.

Lesen: Ich kann einzelne vertraute Namen, Wörter und ganz einfache Sätze erfassen, zum Beispiel auf Schildern, Plakaten oder in Prospekten.

An Gesprächen teilnehmen: Ich kann mich auf einfache Art verständigen, bin aber darauf angewiesen, dass mein Gesprächspartner etwas langsamer wiederholt oder anders sagt und mir dabei hilft, zu formulieren, was ich sagen möchte. Ich kann einfache Fragen stellen und beantworten, sofern es sich um unmittelbar notwendige Dinge und um sehr vertraute Themen handelt.

Zusammenhängend sprechen: Ich kann einfache Wendungen und Sätze gebrauchen, um Leute, die ich kenne, zu beschreiben und um zu beschreiben, wo ich wohne.

Schreiben: Ich kann eine einfache Postkarte, zum Beispiel mit Feriengrüßen, schreiben. Ich kann auf Formularen, zum Beispiel in Hotels, Namen, Adresse, Nationalität und so weiter eintragen.

Die Länder definieren verbindliche und zum Teil sehr detaillierte Vorgaben für alle Kompetenzbereiche. Hier ein Beispiel aus den Bildungsstandards des Bildungsplans in Nordrhein-Westfalen:

Kompetenzen und Inhalte für den Bereich „Sprachliche Mittel, Schwerpunkt: Grammatik“ am Ende der Klasse 4 (Beispiel: Englisch als 1. Fremdsprache)
 

Die Schülerinnen und Schüler bilden mit wenigen einfachen grammatischen Strukturen und Mustern einfache Sätze, zum Beispiel:

  • Sie sprechen über sich und andere, über Personen, Lebewesen, Sachen, Gegebenheiten, Tätigkeiten und Geschehnisse. 
  • Sie formulieren in einfacher Form Wünsche, Interessen und Aufforderungen. 

Dabei benutzen sie unter anderem folgende Formen und Strukturen: 
  • nouns: singular, plural, limited specified irregular plural forms (men, women, children …)
  • pronouns (he/she, my/your …) 
  • determiners: the, a, an, some, a lot of, this … 
  • adjectives: appearances, feelings, … 
  • adverbs: time, frequency, manner 
  • prepositions: time, place 
  • Sie berichten und erzählen über gegenwärtige und vergangene Ereignisse aus dem eigenen Erfahrungsbereich – verbs (in positive/negative statements) – gerund (zum Beispiel I like swimming) und present continuous (He's swimming.) – simple past: frequente Formen der unregelmäßigen Verben: had, could, was, went – modals (can, have got, must, would (like)).
  • Sie formulieren Entscheidungs- und Ergänzungsfragen (what, where, when, who, do you, have you got …). 
  • Sie stellen einfache Satzverbindungen her (and/or, but, because).
 

quellen

Mindt, Dieter; Schlüter, Norbert (2007): Ergebnisorientierter Englischunterricht. Für das 3. und 4. Schuljahr. Berlin, Cornelsen Scriptor. S. 12.

Kultusministerkonferenz (2013): Länderberichte 2013, ab Seite 17.

Wolff, Dieter (2006): Der Europäische Referenzrahmen und das Europäische Portfolio der Sprachen: Hilfestellung für den Fremdsprachenunterricht in der Grundschule? Bildungsserver Rheinland Pfalz.

Qualitäts- und UnterstützungsAgentur – Landesinstitut für Schule (2010): Das Europäische Portfolio der Sprachen im Englischunterricht der Grundschule.

Qualitäts- und UnterstützungsAgentur – Landesinstitut für Schule (2010): Lehrplan Englisch – Kompetenzen.

Top