Soziale Veränderungen II
Gleichaltrige und Freundschaften

Gleichaltrige und Freundschaften
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Freundschaften und Kontakte zu Gleichaltrigen bilden den Lebensmittelpunkt in der Jugendphase. Auch im Unterricht sind die Schülerinnen und Schüler häufig miteinander in Gespräche vertieft, anstatt sich auf den Lernstoff zu konzentrieren.

Mit Beginn der Pubertät werden sich Jugendliche immer mehr ihrer eigenen Persönlichkeit bewusst, und sie beschäftigen sich dabei intensiv mit ihrer sozialen Akzeptanz von anderen – vor allem von Gleichaltrigen.

Gleichaltrige werden wichtiger

Freunde sowie Mitschülerinnen und Mitschüler werden für Jugendliche zunehmend wichtiger, und ihre Meinung zählt in bestimmten Kontexten viel stärker als die Meinung von Eltern oder Lehrkräfte. [1] Umfragen unter Jugendlichen haben ergeben, dass Lehrkräfte in der Sekundarstufe für Schülerinnen und Schüler eine weitaus weniger wichtige Rolle spielen als in der Grundschule. Dahingegen nimmt die Bedeutung von Mitschülerinnen und Mitschüler für Jugendliche zu und liegt deutlich über der Bedeutung der Lehrkräfte. [2] Auch im Unterricht kann man beobachten, dass die Aufmerksamkeit der Lernenden häufiger auf die Mitschülerinnen und Mitschüler gerichtet ist anstatt auf die Lehrkraft und das Unterrichtsgeschehen. Da es für Jugendliche in dieser Phase besonders wichtig ist, bei Gleichaltrigen zu "punkten", rücken Lehrkräfte (aber auch die Eltern) häufig an die zweite Stelle.

Bloß nicht zu strebsam!

Dass Schülerinnen und Schüler im Jugendalter vor allem von Gleichaltrigen akzeptiert und gemocht werden wollen, zeigt sich in vielen Ländern auch an ihrer Einstellung zu den Schulnoten. Studienergebnisse zeigen, dass Jugendliche in der Schule oft gute Noten erreichen wollen, um "nicht dumm zu erscheinen" und um ihre Eltern nicht zu enttäuschen. [3] Dabei betonen viele Jugendliche jedoch, dass sie am liebsten nur durchschnittliche Noten erhalten würden – aber nicht unbedingt sehr gute. Sie möchten auf keinen Fall vor den Mitschülerinnen und Mitschülern den Anschein erwecken, sie seien Streber und wollten der Lehrkraft womöglich gefallen. Sehr gute Noten zu bekommen ist für Jugendliche in einigen Ländern nur dann akzeptabel, wenn es nach außen scheint, nichts dafür getan zu haben. [4]

Selbstsicherheit in der Gruppe

Außerdem erlebt man in der Schule häufig das Phänomen, dass Schülerinnen und Schüler einzeln sehr liebenswerte und verständnisvolle junge Menschen sind. Zusammen in der Gruppe mit ihren Mitschülerinnen und Mitschülern sind sie dann im Unterricht hingegen plötzlich deutlich forscher und weniger einsichtig. Tatsächlich zeigen Jugendliche im Beisein von Gleichaltrigen ein anderes Verhalten als allein. [5] Sie fühlen sich in der Gruppe nicht nur stärker und sicherer, sondern sie haben außerdem das Gefühl, dass sie sich im Beisein von Gleichaltrigen behaupten müssen. Das hat auch mit ihrem (oft weniger stark ausgeprägten) Selbstvertrauen zu tun.

Dennoch haben gleichaltrige Freunde in vielerlei Hinsicht einen positiven Einfluss aufeinander - auch im schulischen Bereich. So zeigen Studien u.a., dass Jugendliche, die keine Freunde haben, in der Regel schlechtere Noten in der Schule aufweisen, ein weniger positives Sozialverhalten zeigen und emotional stärker beinträchtig sind als Schülerinnen und Schüler, die wenigstens einen guten Freund oder eine gute Freundin haben. Zudem beteiligen sich Jugendliche ohne Freunde weniger am Unterrichtsgeschehen. [6]

Was tun mit schwatzenden Jugendlichen?

Was man tun kann, wenn Jugendliche im Unterricht viel miteinander schwatzen anstatt sich auf das Unterrichtsgeschehen zu konzentrieren, erklärt ein Deutschlehrer aus Peru in dem folgenden Video.
 
Goethe-Institut

Weitere Empfehlungen für den Unterricht finden Sie hier.

 

[1] Damon, W. & Hart, D. (1988). Self-understanding in childhood and adolescence. Cambridge & New York: Cambridge University Press.

[2] Bokhorst, C.L., Sumter, S.R. &Westenberg, P.M. (2010). Social support from parents, friends, classmates, and teachers in children and adolescents aged 9 to 18 years: Who is perceived as most supportive? Social Development, 19(2), 417–426.

[3] Urdan, T. & Mestas, M. (2006). The goals behind performance goals. Journal of Educational Psychology, 98(2), 354-365.

[4] Zook, J., Thorp, E. & Kearns, P. (2012). Strategic presentation of academic performance and effort in Middle School: Links to gender and social goals. Poster presented at the 14th Biennal Meeting oft he Society of Research on Adolescence.

[5] Gardner, M. & Steinberg, L., (2005). Peer influence on risk taking, risk preference, and risky decision making in adolescence and childhood: an experimental study. Developmental Psychology, 41, 625-635.

[6] Wentzel, K.R., Barry, C.M. & Caldwell, K.A. (2004). Friendships in middle school: Influences on motivation and school adjustment. Journal of Educational Psychology, 96, 195-203.

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