Unterricht aus Schülersicht
Auf die Lehrkraft kommt es an

Auf die Lehrkraft kommt es an
Foto: Goethe-Institut/Sonja Tobias

Guter Unterricht steht aus Sicht der Schülerinnen und Schüler in engem Zusammenhang mit der Lehrperson. [1]
 

Wenn man Schülerinnen und Schüler eine „gute Lehrkraft“ beschreiben lässt, stehen die folgenden Eigenschaften im Vordergrund der Beschreibung: Gute Lehrkräfte sind fair und haben ein positives und kameradschaftliches Verhältnis zu den Jugendlichen, ohne dabei ihre Autorität einzubüßen. Sie sind zudem fachlich kompetent, halten lebendigen Unterricht und können die Schülerinnen und Schüler motivieren. [2]

Wichtig ist den jugendlichen Lernenden zudem die erlebte didaktisch-methodische Kompetenz der Lehrkräfte - insbesondere die Vermittlungskompetenz, d.h. die Fähigkeit, „gut erklären zu können“. [3]
Schülerinnen und Schüler legen außerdem Wert auf Respekt, Zuneigung, Vertrauen und Geduld bei ihren Lehrkräften. [4] Außerdem bevorzugen sie Lehrkräfte, die auch die Meinungen und Wünsche der Jugendlichen berücksichtigen. [5]

Trotz des Wunsches nach einer „lockeren“ und freundlichen Lehrkraft, wünschen sich viele Schülerinnen und Schüler jedoch Lehrkräfte, die klare Anweisungen geben und bestimmend auftreten können und zudem den Unterrichtstoff nicht vernachlässigen. [6]

In verschiedenen Studien wurde gezeigt, dass die Zufriedenheit mit den Lehrkräften zu Beginn der Schulzeit recht hoch ist. Mit Einstieg in die Sekundarstufe (Klasse 5) ist dann jedoch plötzlich eine Unzufriedenheit zu beobachten, die sich in den späteren Jahrgängen so weit verstärkt, dass in der Oberstufe der überwiegende Teil der Schülerinnen und Schüler mit den Lehrkräften unzufrieden ist. [7] Einer der Gründe dafür ist, dass Jugendliche mit steigendem Alter selektiver und auch anspruchsvoller werden in Bezug auf ihre Lehrkräfte. Dieser Anspruch geht dabei mit den steigenden Leistungsanforderungen in der Sekundarstufe einher. Hinzu kommt, dass Jugendliche zunehmend die Unterrichtsgestaltung und die Form der Lernstoffvermittlung hinterfragen und zudem „durchschauen“, wenn beispielsweise der Unterrichtsverlauf eher unstrukturiert wirkt oder Lehrkräfte unzureichend vorbereitet sind. Dadurch sind Jugendliche eine deutlich kritischere Zielgruppe als Kinder. Für Schülerinnen und Schüler in der Sekundarstufe ist es nicht mehr ausreichend, wenn die Lehrkraft „lieb und nett“ ist, sondern die Unterrichtsinhalte und die Vermittlung des Lernstoffes sind für Jugendliche zunehmend wichtig.
 

[1] Bocka, D. (2003). ... guter Unterricht ist schwer zu halten. Eine explorative Studie über Unterrichtsqualität unter besonderer Berücksichtigung der Schülersicht in der Sekundarstufe I. Hamburg, Bayreuth: Kovač (Studien zur Schulpädagogik, 35).

[2] Stolz, G. E. (1997). Der Lehrer aus der Sicht von Schülern. In: Schwarz, B. & Prange, K. (Hrsg.) Schlechte Lehrer/innen. Zu einem vernachlässigten Aspekt des Lehrerberufs. Weinheim: Beltz

[3] König, J. (2007). Welche Merkmale sollte eine „gute“ Lehrkraft haben? Gruppendiskussionen mit Schülerinnen und Schülern der 10. Jahrgangsstufe. Berlin: Humboldt-Universität.

[4] Bosworth, K. (1995). Caring for others and being cared for. Phi Delta Kappan, 76(9), 686-693.

Wentzel, K.R., Barry, C.M. & Caldwell, K.A. (2004). Friendships in middle school: Influences on motivation and school adjustment. Journal of Educational Psychology, 96, 195-203.

[5] Neumann, E. (2010). Untersuchung über die Wunschvorstellung von Schülern bezüglich der Unterrichtsmethoden. GRIN, München.

[6] Bocka, D. (2003). ... guter Unterricht ist schwer zu halten. Eine explorative Studie über Unterrichtsqualität unter besonderer Berücksichtigung der Schülersicht in der Sekundarstufe I. Hamburg, Bayreuth: Kovač (Studien zur Schulpädagogik, 35).

[7] Czerwenka, K., Nölle, K., Pause, G. (1990): Schülerurteile über die Schule. Bericht über eine internationale Untersuchung. Frankfurt am Main, New York: P. Lang.

Eder, F. & Felhofer, G. (1996). Schule als Lebensbereich. In: L. Wilk & J. Bacher (Hrsg.) Kindliche Lebenswelt. Eine sozialwissenschaftliche Annäherung. Oplade: Leske und Budrich.

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