Schreibwerkstätten für Jugendliche Schreibwerkstatt Bukarest mit Thomas Richhardt
Am Anfang der 2. (digitalen) Schreibwerkstatt standen viele Fragen: Geht das überhaupt? Eine Online-Schreibwerkstatt mit jungen Autor/innen, die in einer Fremdsprache schreiben? Was bedeutet es, auf die visuellen, mimischen und gestischen Signale verzichten zu müssen? Wie kann ich meine Werkstatt-Teilnehmer ermuntern und bestärken, wenn mir viele nonverbale Werkzeuge meiner Schreibwerkstatt-Arbeit fehlen? Wie kann der spielerische Werkstatt-Charakter in eine Online-Variante übertragen werden?
Abschlussbericht der 2. (digitalen) Schreibwerkstatt im Mai 2020
von Thomas Richhardt
“Regenbogen” ist mein Lieblingswort auf Deutsch. Es klingt für mich wie ein Farbenregen, wie ein Regen der Gefühle. Als ich dieses Wort zum ersten Mal hörte, war ich in der 4. Klasse. Ich wusste nicht, was es bedeutet und ich wusste nicht, aus welcher Sprache es kam. Ich hatte den Schriftzug auf dem Cover eines Buches gesehen, seitdem begann ich mich für das Deutsche zu interessieren. Ich entdeckte eine schöne Sprache mit vielen Farben und Gefühlen, wie ein Regenbogen.
(Patricia Nicolae, Weltenschreiberin aus Bukarest)
Am Anfang dieser Schreibwerkstatt standen viele Fragen: Geht das überhaupt? Eine Online-Schreibwerkstatt mit jungen Autor/innen, die in einer Fremdsprache schreiben? Was bedeutet es, auf die visuellen, mimischen und gestischen Signale verzichten zu müssen, die meine Arbeitsaufträge und Rückmeldungen normalerweise unterstreichen, einbetten, herausstellen und nochmal verständlicher machen? Wie kann ich meine Werkstatt-Teilnehmer ermuntern und bestärken, wenn mir viele nonverbale Werkzeuge meiner Schreibwerkstatt-Arbeit fehlen? Wie kann der spielerische Werkstatt-Charakter in eine Online-Variante übertragen werden? Sind digitale Schnitzeljagden, Email-Lektorate und Video-Konferenzen ein hinreichender Ersatz für ein Treffen vor Ort?
Die Antwort lautet ganz klar: Ja. Und gleichzeitig lautet die Antwort ganz klar: Nein.
Die Teilnehmer:
Von den 15 Teilnehmer/innen der Gruppe, die sich bei unserem ersten Treffen im November 2019 im Goethe-Institut Bukarest getroffen hatten, nahmen 13 Teilnehmer/innen an der digitalen Werkstatt-Einheit im Mai 2020 teil. Das ist eine überraschend gute Quote und wohl ein Zeichen dafür, dass es uns im letzten Jahr gelungen ist eine interessierte Gruppe zu schmieden und die Jugendlichen für das Projekt „Weltenschreiber“ zu gewinnen. Auch haben die meisten Teilnehmer auf irgendeine Art und Weise weitergeschrieben und neue Texte produziert. Allerdings beteiligten sich nicht alle der 13 Teilnehmer/innen der zweiten Werkstatt-Einheit auf dieselbe Art und Weise.
Die Gruppe zerfiel bei den digitalen Werkstatt-Einheiten in verschiedene Untergruppen: in eine sehr engagierte (und zum Großteil sprachlich deutlich versiertere) Teilgruppe, die sowohl über Email-Lektorat, als auch über Videokonferenz etc. an der Werkstatt und der Textarbeit teilnahmen. Eine dieser Teilnehmerinnen trieb ihr Engagement sogar so weit, dass sie es ihren Eltern zur Bedingung machte, bei einer Fahrt zu Verwandten auf dem Land aus dem Auto heraus zu streamen und so von unterwegs an unserer parallel stattfindenden wöchentlichen Schreibwerkstatt-Konferenz teilzunehmen. Zwei andere Teilnehmer/innen wiederum konnten aufgrund mangelnder technischer Ausrüstung überhaupt nicht an den Video-Konferenzen teilnehmen. Diese arbeiteten mit mir an Texten im Email-Wechsel. Außerdem gab es auch noch diejenigen, die an den Konferenzen technisch zwar teilnehmen konnten, die aber dabei die reale Begegnung vermissten. Dies waren vor allem diejenigen, die sich in der deutschen Sprache sehr unsicher fühlen. Schreibaufgaben und Lektorat per Mailwechsel war mit dieser Untergruppe nahezu unmöglich,
Der Ablauf:
Der Wechsel aus Email-Schreibaufträgen, Lektorats-Rückmeldungen sowie Video-Konferenz-Einheiten begann ab dem 2. Mai mit einem Video-Gruss für die Teilnehmer/innen per Mail und endete am 6. Juni mit der dritten Online-Konferenz. In diesem Zeitraum konnten die Teilnehmer/innen mir jederzeit neue Texte zu den verschiedenen Schreibaufgaben verschicken und bekamen dann zeitnah eine Rückmeldung per Mail. Über die individuelle Email-Korrespondenz wurden auch weitere Text-Ideen ausgetauscht und die kleine Publikation vorbereitet, die wir zum Abschluss der Werkstatt erstellen wollen.
Die Schwerpunkte:
Gemäß der Maxime, dass Orte und Worte zusammengehören, widmeten wir uns in der Werkstatt diesen beiden Begriffen und deren Wechselwirkung aufeinander. Lieblingsorte und Lieblingsworte fanden textlich von den Teilnehmer/innen ihren Weg zu mir und ich antwortete damit, ihnen zu beschreiben, wie es ihnen gelungen war, mich mit ihren Sätzen zu erreichen. Ein Lektorat des Gelingens begleitete dementsprechend die Textarbeit und ich versuchte meinerseits mit Sätzen die Teilnehmer/innen trotz der großen Distanz zu erreichen und zur Weiterarbeit und Verfeinerung der Miniaturen zu motivieren.
Ursprünglich hatte ich mit der Bukarester Werkstatt den Plan gehabt, ein Lesedrama zu entwickeln. Dieser Plan konnte nun lediglich in kleinen Sprachsplittern und Bruchstücken umgesetzt werden. Herausgekommen sind kleine Erfahrungsinseln - wie der an den Eingang gestellte Regenbogen-Text einer Teilnehmerin. Die Erfahrung mit einer fremden Sprache wird auf ein Wort und einen Moment verdichtet und so auch für anderen Menschen mit ähnlicher Erfahrung teilbar. Laut vorgelesen haben diese Texte allerdings noch mal eine größere Wirkung.
Um die Wirkung gelesener Text für die Teilnehmer/innen erfahrbar werden zu lassen, habe ich zur ersten Video-Konferenz eine Schauspielerin hinzugebeten, die die Texte der jugendlichen Autoren vorgetragen hat. Die Schauspielerin Ema Staicut las die Miniaturen der Jugendlichen ganz auf ihre eigene Art und Weise und lies die Zuschauer per Video-Konferenz an diesem Anwandlungsprozess teilnehmen. Anschließend beantwortet Ema Fragen zu ihrer Arbeit als Schauspielerin und ihrer persönlichen Biographie. Als 16jährige hat die Schauspielerin an einem deutsch-rumänischen Theaterprojekt teilgenommen und ist später nach London ausgewandert, um dort Schauspiel zu studieren. Schließlich ist sie nach Deutschland gekommen und war einige Jahre lang Ensemblemitglied am Stuttgarter Theaterhaus, bevor sie sich vor zwei Jahren entschlossen hat, wieder als freie Schauspielerin und Meditationslehrerin in Deutschland und Rumänien zu arbeiten. Ema war von Stuttgart aus zu unserer Video-Konferenz zugeschaltet und ermöglichte insbesondere für die theaterbegeisterten Weltenschreiber einen spannenden Einblick in die Biographie einer europäischen Theatermacherin.
Auch die Lehrerin Miruna Popescu, die unsere Werkstatt aus Bukarest begleitete, brachte immer wieder Impulse in die Schreibwerkstatt ein. So gab sie zum Beispiel bei der dritten Video-Konferenz ein Beispiel für eine Dialog-Entwicklung per Whatsapp-Chat. Die Teilnehmer/innen sollten sich dabei aus verschiedenen Rollen heraus Chat-Nachrichten schreiben und ihren fiktiven Dialog mit spontan aufgenommenen Fotos und Sprachnachrichten unterfüttern.
Der Abschluss:
Während ich diesen Bericht schreibe, trudeln noch per Mail die letzten Texte zu unserer kleinen Broschüre mit Werkstattergebnissen ein, die wir erstellen wollen. Deshalb finden sich in diesem Abschlussbericht auch keine weiteren Teilnehmertexte, da wir uns dies für die Publikation aufbewahren wollen.
Die Möglichkeit, dass einige Teilnehmer/innen im Oktober doch noch zu einem Weltenschreiber-Treffen nach Deutschland reisen könnten, wurde mit der Gruppe bei der letzten Video-Konferenz besprochen. Alle Jugendlichen bekundeten, dass sie diese Möglichkeit zu einer Reise nach Hausach und einer Teilnahme an einer Schreibwerkstatt gerne trotz der Pandemie wahrnehmen würden, falls dies möglich ist.
Vom 15. bis 17. November 2019 fand die erste Schreibwerkstatt in Bukarest statt. Teilgenommen haben 15 Jugendliche (13 Mädchen, zwei Jungen) im Alter von 13 bis 17 Jahren, die sich durch eine offene Ausschreibung des Goethe-Instituts Bukarest für die Werkstatt interessiert haben. Das Deutsch-Niveau war sehr unterschiedlich – von fragmentarischen Deutschkenntnissen bis hin zu drei Teilnehmer*innen, die beinahe wie Muttersprachler*innen Deutsch sprechen und schreiben können, ist in der Gruppe alles dabei.
Die Stimmung unter den Teilnehmer*innen war am Freitag gespannt, auch ein wenig eingeschüchtert. Teilweise standen die Jugendlichen unter hohem Druck – viele eigene und fremde Erwartungen schienen im Raum zu sein.
Mein Hauptaugenmerk als Workshop-Leiter galt zunächst dem Abbau der Berührungsängste. Bei diesem Prozess halfen (sprach-)spielerische Übungen. Da auch die Fremdsprache erst einmal Hemmungen verursacht, erlöste ich die Teilnehmenden zum Ende der ersten Workshop-Einheit am Freitag vom Druck, sich verbal äußern zu müssen und gab ihnen die Gelegenheit, mit einem pantomimischen Spiel ihre Kreativität unter Beweis stellen zu können. Durch Übungen, die oftmals das Ziel hatten, die Sprache aus ihrer reinen Funktionalität zu lösen, sind im Verlauf des Workshops viele spannende und sehr persönliche Texte entstanden.
Während der Schwerpunkt am Samstag auf individueller Textproduktion lag – immer wieder umkreist auch von spielerischen Gruppenübungen – konzentrierten wir uns am Sonntag auf dialogische Texte, die den Teilnehmenden sehr viel Spaß bereiteten und ihnen das Gefühl gaben, nichts „falsch“ machen zu können, da im Theater die Figuren so reden, „wie ihnen der Schnabel gewachsen“ ist. Der hohe Leistungs- und Perfektionsdruck, unter dem die Jugendlichen stehen, ist mir bereits bei meinem Jugendtheaterprojekt TEMPO!TEMPO! mit rumänischen Jugendlichen vor mehr als zwölf Jahren begegnet. Ich hatte jedoch nicht erwartet, dass er unverändert hoch geblieben oder vielleicht sogar noch gestiegen ist – viele persönliche Texte, die 2019 geschrieben wurden, handelten von Prüfungen, Zukunftsängsten und der unaufhörlichen Pflicht, zu lernen.
Es wird für meine Tandem-Partnerin Miruna Popescu eine Herausforderung sein, die Teilnehmer*innen in den nächsten Monaten gelegentlich aus dem Räderwerk des Alltags herauszureißen – eine ganz andere Aufgabe als die Durchführung eines erfrischend kreativen Auftaktwochenendes.
Auch die 90-minütige Abendveranstaltung (Lesung aus eigenen Theaterstücken) am Samstagabend in der Bibliothek des Goethe-Instituts war toll, hatte ein kleines, feines Publikum und führte zu einer intensiven Diskussion, während derer einige der erwachsenen Zuschauer*innen betonten, wie sehr sie sich über eine Schreibwerkstatt für Erwachsene beziehungsweise Multiplikator*innen freuen würden.
Ich bin zuversichtlich, dass bei den meisten Teilnehmer*innen der Funke übergesprungen ist und ich viele von ihnen bei meinem zweiten Besuch in Bukarest im Mai 2020 wiedersehen werde.
Meer (Under pressure)
„Druck. Druck, cool zu sein. Viele Freunde zu haben. Gute Ergebnisse in der Schule zu haben. Nur das Meer macht mich glücklich. Wieso? Fragen Sie sich? Ganz einfach. Ich fühle mich wohl, wenn ich schwimme. Ich schalte von allem ab und bin nicht mehr ich, sondern nur ein Mensch, der schwimmt. Ich würde gerne hier wohnen, neben dem Meer, um jeden Tag schwimmen zu gehen. Manche glauben, ich mag schwimmen nur, weil es sehr gut für den Körper ist. In Wirklichkeit kann mich niemand besser verstehen, als das Meer. Irgendwann habe ich gehört, dass man mehr in die Natur gehen muss. Heutzutage, in dieser chaotischen Welt, verstehe ich das Meer besser. Ich öffne meine Augen und sehe nur Wasser. Ruhe. Ich kann meinen Atem hören. Jetzt, in diesem Moment, fühle ich mich glücklich. Ich habe keine Angst, dass die Zeit vorbei geht. Ich bin ich, aber jetzt ist das nicht mehr so wichtig. Nur Gegenwart. Es lohnt sich.“
Oana Luca
„Ich bin 20 Jahre alt, heiße Minca und komme aus Griechenland. Um ehrlich zu sein, bin ich hin- und hergerissen, denn ich weiß nicht genau, was ich in der Zukunft machen will. Früher habe ich gedacht, dass ich Lehrerin werden will, weil das mein Traumberuf war. Jetzt bin ich unsicher, weil die Welt sich verändert und es so viele Möglichkeiten gibt. Ich bin sehr aufgeregt, da die Zeit sehr schnell vergeht und ich werde immer älter, ohne einen Beruf zu haben. Meine Freunde haben alle einen Beruf und sie wissen, was sie vom Leben wollen. Jetzt versuche ich viele neue Dinge zu probieren, um meinen Traum zu finden.“
Oana Luca
„Am Anfang sah ich nur Grün. Danach konnte ich Fische sehen. Ich habe gedacht, dass ich geträumt habe. Ich hatte natürlich meine Augen offen. Alles war sehr schön. Ich dachte, dass ich bleiben wollte. Aber ich konnte nicht mehr atmen. Ich habe meine Mutter gehört. Sie hat gesagt, dass wir gehen müssen. Aber ich liebe das Wasser und die Fische. Plötzlich begann ich zu schwimmen, weil ich atmen musste. Danach sind wir nach Hause gegangen. Jetzt möchte ich jeden Tag tauchen gehen. Es ist wunderbar, aber manchmal kann ich es mir nur vorstellen, dieses Gefühl im Wasser und dass alles grün ist und ruhig.“
Sara Ungureanu
„Ich bin ein Papierkorb und ich bin zwei Jahre alt.
Ich will aber kein Papierkorb mehr sein, ich hasse mein Leben als Papierkorb. Jeden Tag sehe ich die bunten Bücher der Menschen und ich habe das Schreiben von Geschichten gelernt. Ich habe eine gute Idee für eine Geschichte, aber ich kann keine Buchschreiberin werden. Deshalb stelle ich mir jeden Tag vor, dass ich JK Rowling bin. Ich muss hoffen, dass ich in der Zukunft eine Autorin werde. Aber ich kann nur träumen.“
Sara Ungureanu
„Ich schreibe, weil ich muss. Ich muss schreiben, weil ich gestresst bin und ich mich entspannen muss. Oft schreibe ich, weil ich mich an einen früheren Moment erinnere und ich möchte ihn nicht vergessen. Ich schreibe, was ich morgen machen werde. Ich schreibe, was ich schlecht finde und ich schreibe, was ich wichtig finde, zu ändern.“
Ruxandra Anghelescu
„Ich schreibe, weil ich nicht sprechen kann. Meine Ideen können nicht aus meinem Mund kommen. Wow … wie kann ich so schüchtern sein? Was bedeutet das? Warum bin ich so nervös, wenn ich in der Öffentlichkeit sprechen soll? Man soll das üben … vor den anderen Leuten … über irgendetwas, über Familie, Liebe, Freundschaft, Leben, Reisen … nur sprechen. Sei kreativ! Sei mutig! Hab keine Angst … niemals …“
Tara Constantinescu
„Um ehrlich zu sein: Ich schreibe nicht wirklich gern. Ich mache überhaupt nichts wirklich gern, es gibt einfach nichts, das mich wirklich, wirklich begeistert. Viele würden sagen, dass das richtig, richtig traurig ist, aber ich denke mir, dass die meisten Jugendlichen so sind. Sie wollen das nur nicht zugeben, weil es nicht sozial akzeptiert ist. Es gibt so viele, die so vieles unterstützen, worüber sie nicht wirklich etwas wissen, komm schon, es ist 2019, das muss halt so sein. Wenn man ihnen zuhört, wirklich zuhört, versteht man, dass sie sich eigentlich auch unwohl fühlen und sehr verwirrt sind, aber das ist auch okay. Wir sind alle verwirrt.“
Pia Massaci
„Ich bin ans Meer gefahren. Meine Eltern haben dieses tolle Eisbergtrampolin gesehen. Ich und mein Bruder sollten darauf klettern und springen. Ich mag es sehr, ins Wasser zu springen. Also ich war sehr froh darüber. Mein Bruder konnte nicht klettern. Also musste ich das allein machen. Als ich da oben war, schien der Sprung größer. Aber ich hatte keine Angst. Ich bin gesprungen. Ich bin viel tiefer getaucht, als ich erwartet habe. Ich wollte nach oben schwimmen, aber ich habe einen glänzenden Fisch gesehen. Ich konnte meine Luft sehr gut anhalten, also bin ich dem Fisch gefolgt. Nach ein paar Minuten habe ich bemerkt, dass ich nicht atmen muss. Der Fisch ist in eine Höhle unter Wasser geschwommen. Dort gab es eine Menge Schätze. Ich habe einen Ring genommen und bin schnell weg geschwommen, weil es auch sehr viele Skelette dort unten gab. Als ich weggeschwommen bin, habe ich eine junge Dame gesehen, die in die Höhle durch einen anderen Weg geschwommen ist. Ich konnte in ihren Augen sehen, dass sie nichts Schönes im Sinn hatte. Ich denke nicht, dass sie mich gesehen hat. Ich bin schnell zu meinen Eltern gegangen. Sie haben gemerkt, dass ich erschreckt worden bin.“
Anna Luisa Rusen
„Dieser Tag war ganz anders als die anderen. Ich bin auf einer Insel aufgewacht. Die Menschen dort waren ganz anders. Sie haben jeweils nur ein Bein und ein Auge. Sie sprechen merkwürdig. Nur sie kennen ihre Sprache. In diesem Land sind die Bäume rot und die Sonne orange, die Menschen gelb und sie tragen blaue Haare. Plötzlich höre ich: Wach auf! Wach auf! Das war meine Mutter. Alles war nur ein Traum. Ich habe mit einem Buch in meiner Hand geschlafen. Der Titel des Buches war: ‚Aliens‘.“
Patricia Nicolae
„Ich schreibe, weil ich jetzt fliegen kann und das ist eine schöne Erfahrung. Beim Schreiben kann ich von meinem Haus bis zur Schule in einigen Minuten gelangen. Das bedeutet, dass ich mehr Zeit für mich habe. Nachts kann ich irgendwo hin fliegen, wohin ich will. Ich könnte mehrere Länder sehen! Ich könnte SUPERMAN sein! Ich könnte aus den Wolken heruntersausen und den Menschen dort unten helfen … Zurzeit denke ich, ob ich einen Helm brauche, beim Schreiben?“
Andrej-Cosmin Angheliță
BÜHNE & BEWEGTES
REMUS: Romulus wach auf! Wir müssen kämpfen gehen!
ROMULUS: Lass mich schlafen. Ich möchte nicht kämpfen. Ich möchte schlafen! Du musst kämpfen!
REMUS: Komm schon, du musst mit mir kämpfen!
ROMULUS: Ich soll mit dir kämpfen? Aber wieso denn? Du bist mein Bruder! Nein!
REMUS: Nicht mit mir, sondern gegen die Bulgaren, du Dummkopf! Du sollst gegen die Bulgaren kämpfen! Los, steh auf!
ROMULUS: Aber wir haben doch gestern schon gekämpft.
REMUS: Du bist Soldat! Ein Soldat kämpft jeden Tag!
ROMULUS: Schon wieder? Ich bin kein Soldat! Ich bin müde.
REMUS: Warum bist du hier? Das ist ein Schlachtfeld, kein Schlaffeld.
ROMULUS: Wo ist mein Bier? Gib mir mein Bier! Du kannst ja kämpfen gehen. Auf Wiedersehen!
Sara Ungureanu und Ada Ștefănescu
Ich: bin ein Mädchen, das sich nicht so gut kennt.
Ich: will mehr Zeit für mich haben.
Ich: habe zwei Kater, die ich sehr liebe.
Ich: muss Hausaufgaben machen und das mag ich nicht.
Ich: werde in der Zukunft mehr reisen.
Ich: bin ein Mädchen, das sich nicht so gut kennt.
Ich: werde an der Universität studieren und vielleicht im Ausland wohnen.
Ich: werde in der Zukunft mehr reisen.
Ich: mag meine Kater.
Ich: muss so viele Dinge machen, die ich nicht mag.
Ich: bin ein Mensch.
Ich: will nur fröhlich sein.
Daria Popa
P: Heute will ich nur rumliegen, einfach nichts machen.
S: Ich möchte aber etwas Romantisches unternehmen. Ich will, dass wir zusammen was essen gehen.
P: Ich will aber nichts machen. Wenn du jetzt nach draußen gehst, werde ich allein hier bleiben.
S: Ich könnte etwas für uns kochen.
P: Du willst kochen und ich liege hier rum? Es ist 2019, ich bitte dich! Du bist eine Frau, du gehörst doch nicht in die Küche!
S: Aber ich bin hungrig und will etwas dagegen machen.
P: Wenn wir nicht essen, nehmen wir wenigstens ab.
S: Du meinst wirklich, dass wir heute nur schlafen und fernsehen sollen?
P: Nein, nicht mal fernsehen! Nur rumliegen, verstehst du? Nur rumliegen!
Tara Constantinescu und Andrej-Cosmin Anghelita
Schwester: Willst du mit mir spielen? Komm, spiel mit mir!
Bruder: Nein. Du musst deine Hausaufgaben machen.
Schwester: Ich habe meine Hausaufgaben schon gemacht.
Bruder: Aber ich bin beschäftigt, ich muss meinen Freunden gerade eine Nachricht schreiben.
Schwester: Du bist mein älterer Bruder und hast nie Zeit für mich!
Bruder: Ich werde mit dir später spielen, später.
Schwester: Das sagst du jeden Tag. Komm, bitte, bitte, bitte, bitte! Spiel mit mir …
Bruder: Ok, dann spielen wir, du Nervensäge!
Schwester: Aber du kannst nicht spielen und texten zur selben Zeit. Das gilt nicht!
Bruder: Aber mein Freund Marvin hat mir gerade geschrieben, ich muss ihm antworten.
Schwester: Es interessiert mich nicht, wer dir geschrieben hat! Ich werde Mutti sagen, sie soll dir dein Handy wegnehmen!
Bruder: Dann werde ich an meinem Computer weiterschreiben.
Schwester: Dann sage ich ihr, sie soll das Passwort ändern.
Bruder: Du Nervensäge! Petze!
Schwester: Was denn nun?
Bruder: Beides! Alles!
Schwester: Endlich spielst du mit mir.
Anna Luisa Rusen und David Stancu
Ich will eine Kette!
Will ich eine Kette?
Will ich keine Kette?
Ich will keine Kette!
Ich will nicht irgendeine Kette!
Ich will eine hübsche Kette.
Ich will eine hübsche, gelbe Kette.
Ich will eine hübsche, gelbe Kette bekommen.
Ich will eine Kette kaufen?
Ich will eine Kette verschenken?
Ich will eine Kette verkaufen?
Ich will eine Kette verstecken?
Ich will eine Kette finden!
Eine hübsche, gelbe Kette.
Wer gibt mir eine Kette?
Ana-Cristina Radu
Mein Affe ist nervend.
Mein Affe war heute sehr nervend.
Mein Affe hat mich geärgert.
Sie ist ein nervender Affe.
Mein Affe isst nicht gern Bananen.
Mein Affe ist komisch.
Meine Schwester nervt auch.
Sara Ungureanu
Wer weiß, ob wir morgen eine neue Hoffnung bekommen?
Morgen wird ein neuer Tag, wenn wir hoffen können.
Ich frage mich, warum wir morgen eine neue Hoffnung haben sollten.
Werden wir wohl eine neue Hoffnung bekommen?
Heute dürfen wir hoffen. Wie wird es morgen sein?
Gestern haben wir eine Hoffnung gehabt.
Sonya-Anastasia Ciolacu
Was mich am Weltenschreiber-Projekt interessiert
Miruna Popescu (lehrerin)
„Das ist ein innovatives und interkulturelles Projekt, das der Kreativität der Teilnehmer viel Spielraum gibt. Wir sollen alle zusammenarbeiten und im direkten Austausch miteinander unsere interkulturelle Kompetenz erweitern. Die aktive Teilnahme an internationalen Projekten schafft Vernetzung sowohl für die Jugendlichen als auch für uns als Lehrer. Ich bin ein offener, kontaktfreudiger Mensch, dem die Arbeit mit Jugendlichen sowie die Vernetzung der Länder und Kulturen sehr am Herzen liegt.“
Teilnehmer*innen
„Ich wollte einfach nur ein paar Tipps bekommen und neue Leute kennenlernen.“
Pia Massaci, 17 Jahre
„Ich mag Theater sehr und ich wollte lernen, wie ich kreativ schreiben kann.“
Anna Luisa Rusen, 13 Jahre
„Ich wollte mein Deutsch üben und kreativer werden.“
Ada Ștefănescu, 14 Jahre
„Ich möchte in Deutschland studieren bzw. arbeiten.“
Andrei Angheliță
„Ich möchte besser Deutsch sprechen und neue Freunde machen.“
Ruxandra Anghelescu, 13 Jahre
„Ich mag Gedichte oder Geschichten schreiben“
Sara Ungureanu, 14 Jahre
„Ich mag mit anderen Menschen sprechen, mich austauschen und ich liebe schreiben.“
David Marin, 14 Jahre
„Ich mag über alles schreiben. Schreiben ist sehr schön!“
Patricia Nicolae, 15 Jahre
„Ich bin verliebt in die deutsche Sprache und ich möchte mehr von dieser Kultur entdecken.“
Drăgănescu , 17 Jahre
„Ich habe eine Leidenschaft für diese Sprache. Ich mag alles, was mit Deutsch zu tun hat: Filme, Bücher. Ich liebe es, mit Menschen, die aus Deutschland kommen, zu sprechen. Die Aussprache ist wunderbar.“
Andreea-Daria Furntună, 14 Jahre
„Mit Einheimischen in Kontakt kommen und einen deutschen Autor kennenlernen, um neue Freunde zu machen.“
Ana-Cristina Radu, 15 Jahre
„Ich lerne Deutsch, weil diese Sprache sehr interessant ist.“
Iulia-Andreea Colgiu, 13 Jahre
„Ich möchte mich in Deutsch ständig verbessern und neue Kenntnisse erwerben. Ich interessiere mich für Literatur.“
Sonya-Anastasia Ciolacu, 15 Jahre
„Ich wollte neue Sachen über mich und über Literatur entdecken. Ich habe auch an anderen Goethe-Veranstaltungen teilgenommen und sie waren lehrreich. Deswegen wusste ich, dass dieses Weltenschreiberprojekt sehr außergewöhnlich wird.“
Oana Luca, 16 Jahre
„Ich möchte in Deutschland arbeiten.“
Tara Constantinescu, 22 Jahre (Praktikantin am Goethe-Institut Bukarest)