Schreibwerkstätten für Jugendliche
Schreibwerkstatt Prag
mit Tilman Rau

Vom 11. bis zum 12. Februar 2020 fand das zweite Treffen der Weltenschreiber-Werkstatt Prag im Goethe‑Institut und am Thomas-Mann-Gymnasium statt. Seit dem persönlichen Treffen schreiben die Schüler*Innen in Prag an ihrem Roman online weiter. Unterstützt werden Sie weiterhin vom Autor Tilman Rau. 
 

Videokonferenz am 06.04.2020

  • Screenshot Arbeitsraum Moodle Foto Tilman Rau © Goethe-Institut

    Videokonferenz mit Tilman Rau und Schüler*Innen aus Prag am 06.04.20 (Bildschirm-Schnappschüsse)

  • Screenshot Arbeitsraum Moodle Foto Tilman Rau © Goethe-Institut

    Videokonferenz mit Tilman Rau und Schüler*Innen aus Prag am 06.04.20 (Bildschirm-Schnappschüsse)

  • Screenshot Arbeitsraum Moodle Foto Tilman Rau © Goethe-Institut

    Videokonferenz mit Tilman Rau und Schüler*Innen aus Prag am 06.04.20 (Bildschirm-Schnappschüsse)

  • Screenshot Arbeitsraum Moodle Foto Tilman Rau © Goethe-Institut

    Videokonferenz mit Tilman Rau und Schüler*Innen aus Prag am 06.04.20 (Bildschirm-Schnappschüsse)

Der Datenstrom fließt, doch die Moldau ist schöner

Um den Schülerinnen und Schüler weiterhin eine Möglichkeit zu bieten an ihren Texten gemeinsam zu arbeiten, entstand die Idee einer Online-Schreibwerkstatt. Die Teilnehmer*innen fügen ihre Kapitel oder Kapitelentwürfe hinzu, die dann von allen gelesen und kommentiert werden können. Am 6. April 2020 hat sich die Gruppe zum ersten Mal online getroffen.

Gruppenfotos gibt es derzeit nur auf eine Art: Als Bildschirm-Schnappschuss, bestehend aus kleinen Vierecken, in denen Gesichter in mehr oder weniger guter Auflösung in die Kamara blicken und vielleicht lächeln oder auch nicht. Kommt ganz darauf an, ob der Schnappschuss mit oder ohne Vorankündigung gemacht wurde.
 
Da wollen wir, die Prager Weltenschreiber-Werkstatt, nicht zurückstehen. Eigentlich wollten wir uns ja in der Woche nach Ostern IRL treffen. (IRL heißt „In Real Life“, also im wirklichen Leben. Für alle, die sich kaum noch erinnern können: Früher kamen Gruppen und Schulklassen in Räumen zusammen, um gemeinsam zu schreiben und über Texte zu sprechen. Aber das war vor dem Virus, das alles verändert hat.) Aus dem nachösterlichen Treffen wird nichts. Deshalb haben wir unsere Werkstatt kurzerhand ins Internet verlegt.
Das hat uns zwar hart getroffen. Ganz unvorbereitet waren wir jedoch nicht. Denn nach unserem letzten Treffen im Februar in Prag haben wir ein Online-Dokument unseres gemeinsamen Romans angelegt. Seitdem wächst dieser Roman, Satz für Satz. Die Teilnehmer*innen fügen ihre Kapitel oder Kapitelentwürfe hinzu, die dann von allen gelesen und kommentiert werden können.
 
Der Ursprungsgedanke war, den Grundtext bis Ostern fertig zu haben, und dann im Goethe-Institut in Prag bei unserem dritten Treffen den Feinschliff vorzunehmen. Die Irrungen und Wirrungen der letzten Zeit haben diesen Zeitplan etwas durcheinander geworfen. Aber wir sind auf einem guten Weg.
 
Am 6. April haben wir uns nun zum ersten Mal online getroffen. Fast alle Teilnehmer*innen waren anwesend und wir haben produktiv gearbeitet. Dabei hat sich herausgestellt, dass die Kommunikation anders verläuft als in einem Veranstaltungsraum. Weil wir alle sehr höfliche Menschen sind und niemandem ins Wort fallen wollen, entstehen manchmal kleine Pausen, die das Gespräch schwerfällig erscheinen lassen. Aber man gewöhnt sich daran. Der Gegenstand und die Probleme, denen man beim Schreiben begegnet, unterscheidet sich aber nicht vom Vor-Corona-Zustand.
 
„Ist unser Roman nicht zu komplex und verwirrend? Wird irgendjemand unsere Geschichte verstehen?“
Oder:
„Wie schaffe ich es, dass mein Kapitel sich gut zwischen das vorangegangene und das nachfolgende Kapitel einfügt?“
Oder:
„Ist es wichtig, dass die Zeitreise in allen Kapiteln auf die gleiche Weise funktioniert?“

Upsi, jetzt ist mir doch tatsächlich etwas vom Inhalt rausgerutscht. Na gut, es kann sein, dass so etwas wie Zeitreisen in unserem Roman vorkommen wird. Aber mehr können wir an dieser Stelle nun wirklich nicht verraten.
Außer: Dass die gemeinsame Arbeit immer noch Spaß macht. Oder, trotzig ausgedrückt: Jetzt erst recht.

Außerdem gibt es nun zwei Dinge, auf die man sich freuen kann.
1. Die Geschichte, die wir erzählen werden.
2. Die Aufhebung der Reisebeschränkungen. Dann kann man sich wieder gegenseitig besuchen. Und vielleicht – hoffentlich – werde ich dann eines Tages nicht mehr am Datenstrom sitzen und auf einen Bildschirm starren, sondern ich werde mir wieder an der Moldau die Sonne ins Gesicht scheinen lassen.
 
Tilman Rau

2. Schreibwerkstatt vom 10.-11.02.2020

  • 2. Schreibwerkstatt in Prag Foto: Ondřej Besperát

    2. Schreibwerkstatt in Prag mit Tilman Rau

  • 2. Schreibwerkstatt in Prag Foto: Ondřej Besperát

    2. Schreibwerkstatt in Prag

  • 2. Schreibwerkstatt in Prag Foto: Ondřej Besperát

    2. Schreibwerkstatt in Prag

  • 2. Schreibwerkstatt in Prag Foto: Ondřej Besperát

    2. Schreibwerkstatt in Prag

  • 2. Schreibwerkstatt in Prag Foto: Ondřej Besperát

    2. Schreibwerkstatt in Prag

  • 2. Schreibwerkstatt in Prag Foto: Ondřej Besperát

    2. Schreibwerkstatt in Prag

  • 2. Schreibwerkstatt in Prag Foto: Ondřej Besperát

    2. Schreibwerkstatt in Prag

  • 2. Schreibwerkstatt in Prag Foto: Ondřej Besperát

    2. Schreibwerkstatt in Prag

  • 2. Schreibwerkstatt in Prag Foto: Ondřej Besperát

    2. Schreibwerkstatt in Prag

  • 2. Schreibwerkstatt in Prag Foto: Ondřej Besperát

    2. Schreibwerkstatt in Prag

  • 2. Schreibwerkstatt in Prag Foto: Tilman Rau

  •  2. Schreibwerkstatt in Prag Foto: Tilman Rau

    Der Roman enststeht

  •  2. Schreibwerkstatt in Prag Foto: Tilman Rau

  •  2. Schreibwerkstatt in Prag Foto: Tilman Rau

1. Schreibwerkstatt vom 18.-23.11.2019

  • Schreibwerkstatt in Prag Foto: Ondřej Besperát

    Schreibwerkstatt in Prag

  • Schreibwerkstatt in Prag Foto: Tilman Rau

    Tagebücher der Teilnehmer*innen

  • Schreibwerkstatt in Prag Foto: Tilman Rau

    Schreibwerkstatt in Prag

  • Schreibwerkstatt in Prag Foto: Tilman Rau

    Schreibwerkstatt in Prag

  • Schreibwerkstatt in Prag Foto: Ondřej Besperát

    Schreibwerkstatt in Prag

  • Schreibwerkstatt in Prag Foto: Ondřej Besperát

    Schreibwerkstatt in Prag

  • Schreibwerkstatt in Prag Foto: Ondřej Besperát

    Schreibwerkstatt in Prag

  • Schreibwerkstatt in Prag Foto: Ondřej Besperát

    Schreibwerkstatt in Prag

Tagebuchauszüge der Teilnehmer*innen

 „Mein Morgen fing ätzend früh an. Ich habe meine Tasche gepackt und bin mit Mutti und meinem kleinen Bruder Richtung Schule gefahren. Auf dem Weg hat mich Mutti bei Kobylisy abgesetzt und ich bin mit der Straßenbahn Richtung Goethe-Institut gefahren. Wir haben uns mit einem Schriftsteller namens Tilman Rau getroffen. Er ist nett. Wir haben dann losgelegt. Wir haben über Schwerelosigkeit geschrieben, dann gingen wir raus in die Kälte. Es war draußen richtig kalt, aber wir haben es geschafft, ein Paar Stichpunkte über einen Platz zu schreiben. Um 12 Uhr hatten wir Mittagessen. Nach dem guten Mittagessen haben wir Variationen geschrieben. Jetzt schreiben wir Tagebücher.“
Ellen
 
„Ich war sehr nervös am ersten Morgen, weil ich nicht wusste, was ich erwarten soll. Dann war das Problem, dass ich zu spät gekommen bin, was mich noch mehr nervös gemacht hat. Aber danach war es super. Ich finde es toll, wenn wir eine Übung bekommen, aber immer in unserem Stil schreiben dürfen und unsere Ideen nutzen können. Ich hatte Probleme, als wir draußen waren und die Menschen und Gebäude beschreiben sollten, wie ich nie die richtigen Wörter auf Deutsch finden konnte. Aber sonst war es toll und ich freue mich sehr darauf, mehr zu schreiben.“

Zuzana
 
„Der heutige Tag war wirklich inspirierend. Am meisten hat mir die Cut‑up‑Methode gefallen. Ich habe endlich mal wieder kreative Laune. Schon jetzt freue ich mich auf morgen.“

Kristina
 
„Ich wusste gar nicht, was ich erwarten sollte. Heute haben wir schon viele Übungen gemacht, die uns etwas gegeben haben. Alles war interessant, es war etwas komplett Neues, was ich nie zuvor gemacht habe. Wenn wir zum Beispiel einen Platz beschreiben mussten, habe ich viele neue Details bemerkt, die ich noch nie gesehen hatte. Oder wenn wir zwei Menschen beschreiben sollten, habe ich deren Mimik beobachtet.“

Alice
 
„Heute Morgen habe ich mich gefreut. Warum? Keine Ahnung. Ich denke einfach, weil ich schreiben wollte. An meiner Geschichte. Als wir dann mit einem 7‑Minuten‑Thema angefangen haben, war dies ein sehr interessantes Thema, als Übung fand ich es okay. Und dann wurde es noch viel interessanter. Wir sind dann zum Nationaltheater gegangen, um die Gegend zu beschreiben. Später haben wir aus einer anderen Perspektive über eine Kurzgeschichte eine eigene Kurzgeschichte geschrieben. Jetzt schreibe ich dieses Tagebuch zu Ende.“

Alex

„Heute hatte ich eine gute Laune, im U-Bahn habe ich meine Lieblingsmusik gehört und während des Tages viele Sachen gelernt. Ich liebe die Aufgaben draußen, es macht mir Spaß, so zu arbeiten. Ich kann alle meine Ideen und Geschichten selbst erleben. Nur heute – mit meinem Text über Žofín bin ich nicht so recht zufrieden –bemerke ich, welche konkreten Sachen ich nächstes Mal besser machen könnte, aber sonst habe ich diesen Tag sehr genossen.“
Daniela
 
„Heute haben wir viele interessante Aktivitäten gemacht. Für mich war die beste (und die anstrengendste) Aktivität die, bei der wir 30 Minuten nur schreiben mussten. Ich hoffe, dass niemand es nach mir lesen wird. Dann machten wir Übungen im Sich-Selbst-Beschreiben, die waren auch schön. Ich würde gern mehr Übungen draußen machen.“

Max

 „Heute war das Beste das 30-Minuten-Schreiben. Ich fand es gut, weil ich alle meine Gedanken mitteilen konnte. Ich denke sehr viel, deshalb möchte ich es auch allein so machen, weil es sehr gut für meinen Kopf ist. Auch wenn er ein paar Minuten leer ist. Die Beschreibungen waren nicht schlecht, aber diese Übung war besser.“
Karin
 
„Heute war es noch interessanter als gestern. Wir haben „automatisches Schreiben“ geübt. Die Aufgabe war, 30 Minuten lang zu schreiben, worüber wir gerade nachdenken. Das fand ich super, weil ich nicht wusste, wie und worüber ich schreiben soll. Ich habe entdeckt, dass ich kürzere Sätze geschrieben habe. Die zweite Übung war draußen: Wir haben über uns geschrieben, wie uns jemand von außen sieht und was er oder sie denkt. Wir waren fast eine Stunde allein, man konnte gut nachdenken. Zu dieser Beschreibung habe ich noch eine kurze Geschichte verfasst und war zufrieden. Beide Übungen würde ich gern noch einmal machen.“

Alice
 
„Heute war es auch sehr interessant. Wir haben das „automatische Scheiben“ geübt. Ich fand es wirklich gut. Obwohl mir meine Hand wehgetan hat, will ich es nochmals machen. Am Anfang wusste ich nicht, worüber ich schreiben soll. Dann war es aber gut und ich hatte viele Ideen.“

Adéla
 
„Heute war ein großer Tag. Wir haben viel gemacht. Erst haben wir einen Traum und einen fiktiven Traum geschrieben, dann hatten wir wieder eine 30‑Minuten‑Aufgabe. Später haben wir uns Ideen zu einem Superbuch ausgedacht, in dem wir unsere Vorstellungen aufgeschrieben haben. In unserer Gruppe versuchten wir alle Geschichten zu kombinieren. Es hat viel Spaß gemacht und ich bin gespannt, auf welche Ideen wir morgen kommen.“

Alex
 
„Mir macht diese Woche wirklich Spaß. Mir hat es hier im Goethe-Institut sehr gut gefallen und ich finde es ziemlich schade, dass wir ab morgen wieder in der Schule sind. Jedenfalls freue ich mich darauf, dass wir unsere Ideen austauschen und etwas Gemeinsames vorbereiten.“

Kristina
 
„Ich war heute mehr müde als an den anderen Tagen und konnte mich am Anfang nicht konzentrieren. Ich hatte Probleme, über die Träume zu schreiben. Der Spaziergang hat mir sehr geholfen. Ich habe mir meine eigene Welt ausgedacht und Details ausgemalt, aber es war kein gutes Thema, bei dem die anderen ihre Ideen mitschreiben könnten. Aber es war okay, weil Karin eine sehr gute Idee hatte, die ich mag und ich freue mich, daran mitzuschreiben. Ich habe zu viele Möglichkeiten, was ich schreiben könnte, und kann mich nicht entscheiden.“

Zuzana
 
„Heute war ein anstrengender Tag. Wir haben unsere Träume beschrieben und haben wieder eine halbe Stunde nichts anderes gemacht als schreiben. Wir haben ununterbrochen geschrieben. Wir haben langsam angefangen, unsere Ideen für einen gemeinsamen Roman zu sammeln, was aus meiner Sicht ganz lustig war.“

Ellen
 
„Heute haben wir viel über unsere Ideen für unsere gemeinsame Geschichte gesprochen. Ich denke, dass das Wichtigste ist, dass jede*r von uns eine Chance bekommt, etwas zu schreiben. Dann haben wir alle entschieden, welche Texte wir am Samstag präsentieren möchten.“

Max
 

Was Schüler*innen und Lehrer*innen am Weltenschreiber-Projekt interessiert

ONDŘEJ Špaček (lehrer)

„Das Projekt bietet eine ganz andere Möglichkeit, mit den Jugendlichen zu arbeiten. Man kann konzentriert und gezielt „nur“ die Schreibkompetenzen und Kreativität der Schüler*innen entwickeln, wofür es im täglichen Schulunterricht leider nicht so viel Zeit gibt. Und ich werde sicherlich auch neue Sachen und Methoden lernen, die ich später verwenden kann.“

Teilnehmer*innen

„Ich habe kein Lieblingsbuch und keinen Lieblingsautor, aber es gefallen mir die Märchen der Gebrüder Grimm und ‚Die Leiden des jungen Werthers‘ von Johann Wolfgang von Goethe.“
Bradáčová Adéla, 17 Jahre

„Ich liebe Science-Fiction und mein Ziel ist es, eine richtig spannende Geschichte zu schreiben.“
Alexander Richard Hein, 16 Jahre

„Ich möchte meine Grammatik in Deutsch verbessern und die Struktur des Textes lernen.“
Alice Franzová, 16 Jahre

„Ich möchte Tipps für die Schriftsteller*innentätigkeit sammeln, um meine bis jetzt unverwirklichten Ideen und Themen zu realisieren.“
Daniela Rudyjová, 17 Jahre

„Ich würde gern lernen, das mehrfache Benutzen der gleichen Wörter zu vermeiden.“
Ellen Marie Gröning, 15 Jahre

„Ich schreibe am liebsten Gedichte, aber würde sehr gern auch etwas anderes ausprobieren.“ 
Kristina Havlíková, 16 Jahre

„Ich möchte meine Schreibfähigkeiten und meine Vorstellungskraft verbessern.“
Maxmilián Chlumský, 16 Jahre

„Ich schreibe gern Märchen oder Erzählungen, in denen ich die Geschichte ändern kann, wie ich will.“
Zuzana Čapková, 16 Jahre 
 

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