Klaus-Dieter Lehmann im Interview
Nachbarschaft bedeutet Partnerschaft

Klaus-Dieter Lehmann
Klaus-Dieter Lehmann | Foto: Cordula Flegel

Klaus-Dieter Lehmann, seit zehn Jahren Präsident des Goethe-Instituts, zieht Bilanz. Im Interview spricht er über den Koalitionsvertrag der neuen Regierung, der die Stärkung der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik vorsieht und einen Fokus auf Afrika legt. Neben den Zukunftsperspektiven der Digitalisierung geht es außerdem um die Rolle Europas für die Arbeit des Goethe-Instituts.


Ansatz für die Zukunftsperspektive

Das Goethe-Institut plädiert seit Jahren für eine verstärkte Digitalisierung der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik. Nun scheint sie auch von der Politik vorgesehen. Digitalisierung sei ein entscheidender Ansatz für die Zukunftsperspektive. Online-Produkte, wie beispielsweise Sprachangebote im Netz, seien hervorragend dafür geeignet, große Reichweiten zu erzielen. Außerdem könne man mit sozialen Netzwerken bestimmte Überlegungen interaktiv betreiben und damit mehr Jugendliche erreichen: „Wir können nicht jeden Stützpunkt, der physisch existiert, in dieser Weise nutzen, aber mit digitalisierten Möglichkeiten, Angeboten und Produkten können wir in die Fläche gehen und damit große Zahlen machen."

Erinnerung und Perspektive

Ein weiterer wichtiger Fokus des Koalitionsvertrages liegt auf Afrika. In den letzten Jahren hat das Goethe-Institut eine ganze Reihe an Projekten auf dem benachbarten Kontinent durchgeführt, „weil wir überzeugt davon sind, dass Nachbarschaft auch Partnerschaft bedeuten muss." Neben Bildungsprogrammen ist es wichtig, Talente in Afrika zu fördern und sie aus lokalen Szene heraus mit regionalen Gemeinschaften zu vernetzen. Auch hierfür würden sich digitale Plattformen eignen. Dabei richtet das Goethe-Institut auch einen Blick auf die deutsche Kolonialgeschichte. Was man nicht alleine machen kann, „sonst ist das eine einseitige Nabelschau, die wir vermeiden müssen. Wir haben afrikanische Kuratoren in ehemalige Kolonien geschickt und sie gefragt, wie die Kolonialgeschichte kulturelle Prägung beeinflusst hat. Mit diesen Stimmen können wir dann ein gemeinsames Bild machen und uns mit der Geschichte auseinandersetzen."