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Frauen, die …

Oberkörper einer Frau, die ihre Arme in die Seiten stemmt
Foto (Detail): Stephen Swintek © Getty Images

… weniger verdienen als ihre Männer, arbeiten mehr im Haushalt. So weit, so erwartbar. Umgekehrt könnte man annehmen, dass Frauen mit einem höheren Gehalt als ihre Männer sich entsprechend weniger um Kind und Heim kümmern.

Doch das stimmt nicht. Vielmehr arbeiten Frauen mit höherem Gehalt sogar noch mehr im Haushalt als Frauen, die weniger verdienen als ihre Partner. Das ist das Ergebnis ei­ner Studie von Joanna Syrda von der britischen University of Bath. Die For­scherin hatte 6000 heterosexuelle Paare aus Nordamerika befragt.

Bisher gingen Wissenschaftler*in­nen generell davon aus, dass Frauen mehr Hausarbeit leisten, damit ihre Männer die Zeit und Energie haben, um zu arbeiten und die Familie zu versorgen. Daraus würde aber eben auch folgen, dass sich die Verteilung der häuslichen Arbeit umkehrt, wenn Frauen mehr Geld verdienen als ihre Männer.

„Seltsamerweise arbeiten Mütter aber sogar umso mehr im Haushalt, je größer der Gehaltsunterschied zum weniger verdienenden Mann ist“, sagt Syrda. Sie vermutet, dass die Vorstel­lung vom „männlichen Ernährer“ in den gesellschaftlichen Normen so tief verwurzelt ist, dass beide Part­ner es als unangenehm empfinden, wenn die Frau mehr verdient. Wo­möglich versuchen sie, die Situation zu kompensieren – indem die Frauen sich noch mehr ums Zuhause küm­mern und die Männer noch weniger.
Der Effekt ist bei verheirateten Paaren übrigens stärker ausgeprägt als bei unverheiratet zusammenlebenden. Warum das so ist, weiß Joanna Syrda nicht.

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135,6 Jahre

So lange dauert es laut einer Prognose für das Jahr 2020, bis weltweit alle Menschen in den Bereichen wirtschaft­liche Teilhabe, Chancen, Bildung, Ge­sundheit und politische Ermächtigung gleichgestellt sind. Im Jahr zuvor klan­gen die Expert*innen des World Econo­mic Forum noch „optimistischer“ und sprachen von 99,5 Jahren.

Der deutliche Rückschritt in Sachen Geschlechtergerechtigkeit ist Folge der Coronapandemie. So sind überdurch­schnittlich viele Frauen im Konsumsek­tor beschäftigt, der von den Schließun­gen besonders betroffen war. Gleiches gilt für viele Betreuungseinrichtungen. Auch die Betreuung der Kinder wäh­rend des Homeschoolings wurde vor­nehmlich von Frauen übernommen.

Deutschland fällt durch das schlech­te Abschneiden in Sachen Lohngleich­heit auf: Es belegt Platz 97 von 156 Ländern. Hierzulande verdienen Frauen im Durchschnitt gut 30 Prozent weniger als Männer.

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Die Leutnantsnonne

Antonio de Erauso war ein grau­samer Mensch. Er beteiligte sich im Dienst der spanischen Krone am Ge­nozid der indigenen Völker Südame­rikas und hatte das Leben unzähliger Menschen auf dem Gewissen.

So bitter diese Geschichte ist, so gewöhnlich war sie in den Zeiten, als Spaniens Konquistadoren den Kon­tinent brandschatzten. Recht und Ordnung gab es nicht. Erauso kannte, wie seine Landsleute, kein Erbarmen. Auch untereinander endeten banale Streitigkeiten oft im Duell – und mit dem Tod. Einmal tötete er jemanden, nur weil dieser ihm im Theater die Sicht versperrte. Sogar den eigenen Bruder soll er umgebracht haben.

Dass wir überhaupt etwas von An­tonio de Erauso wissen, verdanken wir seiner Autobiografie. Auch wenn Ex­pert*innen nicht allen Details Glauben schenken wollen, so gibt sie doch Ein­blicke in ein einzigartiges Leben.

Denn als de Erauso 1585 oder 1592 – genau weiß das niemand – im Baskenland zur Welt kam, gaben die Eltern ihrem Kind den Namen Catalina; es war biologisch offenkun­dig weiblich. Im Alter von vier Jahren übergaben sie ihre Tochter zur weite­ren Erziehung an ein Kloster, aus dem sie im Alter von 15 Jahren floh. Sie schor sich die Haare und verkleide­te sich als Mann. Aus Catalina wurde Antonio.

Catalina de Erauso
Antonio de Erauso: Das Gemälde von Juan van der Hamen y León aus dem Jahr 1626 ist das älteste bekannte Porträt einer trans* Person | Foto: Juan van der Hamen © wikimedia Gemeinfrei
Nach seiner Rückkehr aus Süd­amerika veröffentlichte er seine Autobiografie und wurde als La monja de alférez, „die Leutnantsnonne“, be­kannt. 1626 bannte der spanische Maler Juan van der Hamen y León den Krieger auf die Leinwand. Das Gemälde ist nach Ansicht vieler Ex­pert*innen das bisher älteste bekann­te Porträt einer Transgenderperson. „Vor dem dunklen Hintergrund zeich­net sich ein strenges Gesicht ab, je­doch mit einem verstörend sanften Blick, der weder männlich noch weiblich scheint“, beschreibt Paul B. Preciado das Bild.

Der spanische Philosoph und Queer-Theoretiker kuratiert die Aus­stellung „A Voice for Erauso. Epilogue for a Trans Time“ *, in der sich das Künstlerkollektiv Cabello/Carceller mit de Erauso auseinandersetzt. Precia­do: „Die Beteiligung am Völkermord an den Mapuche machen ihn zu einer höchst unbequemen Figur in der Transgeschichte.“

* bis 25.9.2022 im Azkuna Zentroa, Bilbao

Treffsicher daneben

„Frauenfußball bezeichnet die Sportart Fußball, wenn sie von Frauen ausgeübt wird.“ Quelle: Wikipedia /// 1955 verbot der DFB Frauenfußball, denn „im Kampf um den Ball verschwindet die weibliche Anmut, Körper und Seele erleiden unweigerlich Schaden und das Zurschaustellen des Körpers verletzt Schicklichkeit und Anstand.“ /// Dzsenifer Marozsan, Olympique Lyon, war für eine Ablöse von 425 000 Euro zu haben, Kylian Mbappé, Paris Saint-Germain, kostet 170 000 000.

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