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Frauen, die …

… weniger verdienen als ihre Männer, arbeiten mehr im Haushalt. So weit, so erwartbar. Umgekehrt könnte man annehmen, dass Frauen mit einem höheren Gehalt als ihre Männer sich entsprechend weniger um Kind und Heim kümmern.
Doch das stimmt nicht. Vielmehr arbeiten Frauen mit höherem Gehalt sogar noch mehr im Haushalt als Frauen, die weniger verdienen als ihre Partner. Das ist das Ergebnis einer Studie von Joanna Syrda von der britischen University of Bath. Die Forscherin hatte 6000 heterosexuelle Paare aus Nordamerika befragt.
Bisher gingen Wissenschaftler*innen generell davon aus, dass Frauen mehr Hausarbeit leisten, damit ihre Männer die Zeit und Energie haben, um zu arbeiten und die Familie zu versorgen. Daraus würde aber eben auch folgen, dass sich die Verteilung der häuslichen Arbeit umkehrt, wenn Frauen mehr Geld verdienen als ihre Männer.
„Seltsamerweise arbeiten Mütter aber sogar umso mehr im Haushalt, je größer der Gehaltsunterschied zum weniger verdienenden Mann ist“, sagt Syrda. Sie vermutet, dass die Vorstellung vom „männlichen Ernährer“ in den gesellschaftlichen Normen so tief verwurzelt ist, dass beide Partner es als unangenehm empfinden, wenn die Frau mehr verdient. Womöglich versuchen sie, die Situation zu kompensieren – indem die Frauen sich noch mehr ums Zuhause kümmern und die Männer noch weniger.
Der Effekt ist bei verheirateten Paaren übrigens stärker ausgeprägt als bei unverheiratet zusammenlebenden. Warum das so ist, weiß Joanna Syrda nicht.
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135,6 Jahre
So lange dauert es laut einer Prognose für das Jahr 2020, bis weltweit alle Menschen in den Bereichen wirtschaftliche Teilhabe, Chancen, Bildung, Gesundheit und politische Ermächtigung gleichgestellt sind. Im Jahr zuvor klangen die Expert*innen des World Economic Forum noch „optimistischer“ und sprachen von 99,5 Jahren.Der deutliche Rückschritt in Sachen Geschlechtergerechtigkeit ist Folge der Coronapandemie. So sind überdurchschnittlich viele Frauen im Konsumsektor beschäftigt, der von den Schließungen besonders betroffen war. Gleiches gilt für viele Betreuungseinrichtungen. Auch die Betreuung der Kinder während des Homeschoolings wurde vornehmlich von Frauen übernommen.
Deutschland fällt durch das schlechte Abschneiden in Sachen Lohngleichheit auf: Es belegt Platz 97 von 156 Ländern. Hierzulande verdienen Frauen im Durchschnitt gut 30 Prozent weniger als Männer.
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Die Leutnantsnonne
Antonio de Erauso war ein grausamer Mensch. Er beteiligte sich im Dienst der spanischen Krone am Genozid der indigenen Völker Südamerikas und hatte das Leben unzähliger Menschen auf dem Gewissen.So bitter diese Geschichte ist, so gewöhnlich war sie in den Zeiten, als Spaniens Konquistadoren den Kontinent brandschatzten. Recht und Ordnung gab es nicht. Erauso kannte, wie seine Landsleute, kein Erbarmen. Auch untereinander endeten banale Streitigkeiten oft im Duell – und mit dem Tod. Einmal tötete er jemanden, nur weil dieser ihm im Theater die Sicht versperrte. Sogar den eigenen Bruder soll er umgebracht haben.
Dass wir überhaupt etwas von Antonio de Erauso wissen, verdanken wir seiner Autobiografie. Auch wenn Expert*innen nicht allen Details Glauben schenken wollen, so gibt sie doch Einblicke in ein einzigartiges Leben.
Denn als de Erauso 1585 oder 1592 – genau weiß das niemand – im Baskenland zur Welt kam, gaben die Eltern ihrem Kind den Namen Catalina; es war biologisch offenkundig weiblich. Im Alter von vier Jahren übergaben sie ihre Tochter zur weiteren Erziehung an ein Kloster, aus dem sie im Alter von 15 Jahren floh. Sie schor sich die Haare und verkleidete sich als Mann. Aus Catalina wurde Antonio.

Der spanische Philosoph und Queer-Theoretiker kuratiert die Ausstellung „A Voice for Erauso. Epilogue for a Trans Time“ *, in der sich das Künstlerkollektiv Cabello/Carceller mit de Erauso auseinandersetzt. Preciado: „Die Beteiligung am Völkermord an den Mapuche machen ihn zu einer höchst unbequemen Figur in der Transgeschichte.“
* bis 25.9.2022 im Azkuna Zentroa, Bilbao