JAHR | Ereignis |
768 – 814 | Karl der Große, König des Fränkischen Reiches, ab 800 Kaiser, erobert Gebiete jenseits der Elbe und in Pannonien. Erste westliche Siedler lassen sich in diesen Gebieten nieder. |
1000 | Gründung des Königreichs Ungarn. König Stephan der Heilige (997 – 1038) ruft erste Siedler ins Land. Der „Akt von Gnesen“ begründet enge Zusammenarbeit zwischen Römisch-Deutschem Reich und polnischem Herzogtum. Erste deutsche Siedler lassen sich auf dem Gebiet Polens nieder. |
1141 – 1162 | König Géza II. von Ungarn ruft westliche Siedler in die Zips (in der heutigen Slowakei) und nach Siebenbürgen (im heutigen Rumänien). Beginn der Geschichte der Zipser und der Siebenbürger Sachsen. |
1198 | Ottokar I. Přemysl erhält die erbliche Königswürde Böhmens, das zum Heiligen Römischen Reich gehört. Deutschböhmen und Deutschmähren lassen sich in der Folgezeit in den Grenzgebieten des heutigen Tschechien nieder. Zusammen mit anderen kleinen Gruppen werden sie im 20. Jahrhundert der Gruppe der Sudetendeutschen zugeordnet. |
1201 – 1238 | Der schlesische Herzog Heinrich I. ruft deutsche Siedler in sein Land. Sein Sohn Heinrich II. führt diese Siedlungspolitik fort. |
1204 | Der Schwertbrüderorden erobert Teile Livlands und Estlands und beruft deutsche Siedler ins Baltikum. Das Eroberungs- und Kolonisationswerk wird ab 1226 vom Deutschen Orden fortgeführt, dem der Schwertbrüderorden 1237 integriert wird. |
1224 | König Andreas II. von Ungarn verleiht den „Goldenen Freibrief der Siebenbürger Sachsen“: persönliche Freiheit, Selbstverwaltung, Eigengerichtsbarkeit und Eigenkirchlichkeit. |
1241 – 1242 | Zahlreiche deutsche Siedlungen in Schlesien und im mittelalterlichen Königreich Ungarn fallen dem Mongolensturm zum Opfer. |
1271 | „Zipser Willkür“ als Rechtsordnung der Zipser Sachsen: persönliche Freiheit, eigener Besitz, Selbstverwaltung, Eigenkirchlichkeit. |
1348 | Kaiser Karl IV. gründet in Prag die Karls-Universität. |
1420 – 1436 | Hussitenkriege verwüsten Böhmen, auch viele deutsche Dörfer und Städte der Region. |
Ab 1517 | Die Reformation findet auch im östlichen Europa statt. Die Deutschen in diesen Regionen treten in der Regel zum Luthertum über, unter ihnen die Deutschbalten, die Zipser und die Siebenbürger Sachsen. In „Oberungarn“ (in etwa dem Gebiet der heutigen Slowakei) findet im 17. Jahrhundert die von den Habsburgern betriebene Gegenreformation statt, die zur Rekatholisierung führt. |
1689 | Ansiedlungspatent Kaiser Leopolds I. für die nach der Türkenzeit fast entvölkerte und zerstörte Pannonische Tiefebene. Es folgen mehrere kleine und drei große „Schwabenzüge“ (1722 – 1726, 1763 – 1772, 1781 – 1787) die zur deutschen Besiedlung Transdanubiens, der Batschka, des Banats, des Banater Berglands, des Sathmarer Landes und anderer Regionen führen. |
1742 | Nach dem Ersten Schlesischen Krieg fallen weite Teile Schlesiens von Österreich an Preußen. |
1763 | Manifest der Zarin Katharina II.: Aufruf an alle Ausländer zur Einwanderung nach Russland (Zugesagt werden: Landbesitz, Steuerfreijahre, deutsche Sprache und Verwaltung, Religionsfreiheit und Befreiung vom Militärdienst). Kolonisationspatent der Kaiserin Maria Theresia: Reichsuntertanen katholischen Glaubens erhalten auf Kameralgütern im Banat Grundbesitz, Zuschüsse für den Häuserbau und sechsjährige Steuerfreiheit. |
1772 – 1795 | Durch die drei Teilungen Polens zwischen Russland, Österreich und Preußen verschwindet der polnische Staat bis 1918 von der politischen Landkarte Europas. Galizien wird dem Habsburgerreich angegliedert, insbesondere unter Joseph II. (1780 – 1790) werden Deutsche angesiedelt. |
1774 – 1775 | Die Habsburgermonarchie annektiert den Nordwesten des Fürstentums Moldau, das dem Osmanischen Reich unterstellt war. Das Kronland Bukowina wird gebildet, Deutsche und Juden lassen sich dort nieder. |
1803 | Zar Alexander I. kauft Land im Gebiet nördlich des Schwarzen Meeres und stellt es deutschen Kolonisten zur Verfügung. |
1812 | Frieden von Bukarest: Russland erhält vom Osmanischen Reich das Gebiet zwischen Pruth und Dnjestr, das zum Fürstentum Moldau gehörte. In der neuen Provinz Bessarabien werden Deutsche angesiedelt. In einem Manifest verspricht Zar Alexander I. 1813 u.a. Landschenkung, Steuerfreiheit auf zehn Jahre, Selbstverwaltung, Religionsfreiheit und Befreiung vom Militärdienst. |
1867 | Österreichisch-ungarischer Ausgleich: Im ungarischen, von Budapest aus regierten Reichsteil, wird nunmehr bis 1918 eine staatlich gelenkte Magyarisierungspolitik, auch der Deutschen, betrieben. |
1871 | Aufhebung des Kolonistenstandes in Russland. Die deutschen Siedler werden den russischen Bürgern gleichgestellt und auch zum Militärdienst verpflichtet. Die deutschen Mennoniten verlassen daraufhin das Land. |
Ab 1880 | Verschärfte Germanisierungspolitik Preußens in den von ihm besetzten Teilen Polens; verstärkte Ansiedlung von Deutschen in der Provinz Posen. |
1914 | Ausbruch Erster Weltkrieg |
1914 | Liquidationsgesetze – 190.000 Wolhynien Deutsche werden enteignet und östlich des Urals deportiert. |
1918 | Gründung der Zweiten Polnischen Republik, viele Deutsche verlassen das Land. |
1918 – 1920 | Im Rahmen der Neuordnung Europas nach dem Ersten Weltkrieg und aufgrund der Pariser Vorortverträge werden zahlreiche deutsche Siedlungsgebiete neuen Staaten zugeordnet. Die internationalen Minderheitenschutzgesetze bieten nur geringen Schutz gegenüber den nationalstaatlichen Tendenzen. |
1924 | Gründung der Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik (ASSR) der Wolgadeutschen, außerdem gab es in der ganzen Sowjetunion 18 deutsche nationale Kreise sowie 550 deutschsprachige Dorfsowjets. |
1939 | Deutsch-sowjetischer Nichtangriffspakts: Aufteilung der Interessensphären der beiden Mächte durch ein geheimes Zusatzprotokoll. Zu jenen der Sowjetunion werden Ostpolen, Finnland, Estland, Lettland, Litauen und Bessarabien erklärt. Ein Bevölkerungsaustausch wird vereinbart. Münchener Abkommen: Die sog. Sudetengebiete werden von der Tschechoslowakei abgetrennt und vom Deutschen Reich annektiert. |
1939 – 1943 | Unter der Losung „Heim ins Reich“ werden Deutsche aus ihren Siedlungsgebieten in die eroberten Ostgebiete umgesiedelt, unter ihnen die Südtiroler (Italien), die Deutschbalten (aus Estland, Lettland und Litauen), Bessarabien-, Bukowina- und Dobrudscha Deutsche (aus Rumänien), Galizien- und Wolhynien Deutsche (aus der Sowjetunion), Gottscheer (aus Slowenien). |
1941 | Beginn des deutsch-sowjetischen Krieges, rd. 800.000 Russlanddeutsche, die im europäischen Teil der UdSSR leben, werden kollektiv der Kollaboration mit Deutschland beschuldigt, entrechtet, in den Hohen Norden und östlich des Urals deportiert und zu Zwangsarbeit verpflichtet, etwa die Hälfte stirbt durch Hunger, Krankheit, Erfrierungen oder Exekutionen. |
1941 | Auflösung der Wolgadeutschen Republik (ASSR), wo ein Großteil der Russlanddeutschen lebt. |
Ende 1944 | Beginn von Flucht und Vertreibung aus Ost- und Westpreußen, Schlesien, Böhmen, Mähren, Ungarn und anderen Regionen des östlichen Europa. Aus Rumänien, Ungarn, Jugoslawien und anderen osteuropäischen Ländern werden Angehörige der deutschen Minderheiten zur „Wiederaufbauarbeit" in die Sowjetunion deportiert. Viele sterben. (Der Roman „Atemschaukel“ von Herta Müller schildert diese Leiden anschaulich.) |
1945 | Konferenz von Potsdam: „Westverschiebung“ Polens. Aus dessen östlichen, von der Sowjetunion besetzten Gebieten, werden Polen in die neuen westlichen Gebiete Schlesien und Pommern umgesiedelt, aus denen die meisten Deutschen vertrieben wurden. |
1953 | Das Bundesvertriebenen- und Flüchtlingsgesetz wird erlassen. Mehrmals novelliert, regelt es die Angelegenheiten der Vertriebenen, Flüchtlinge, Aussiedler und Spätaussiedler deutscher Volkszugehörigkeit in der Bundesrepublik Deutschland. |
1989 | Politische Wende in Ost-, Ostmittel- und Südosteuropa: Durch (mit Ausnahme Rumäniens) meist friedlich verlaufene Revolutionen werden die kommunistischen Regime gestürzt. Viele Angehörige der deutschen Minderheiten siedeln in die Bundesrepublik Deutschland aus. In zwischenstaatlichen Abkommen werden die Beziehungen zur Bundesrepublik Deutschland geregelt und auf eine neue Grundlage gestellt. Die Abkommen sehen auch Maßnahmen zur Stabilisierung und kulturellen Entfaltung der deutschen Minderheiten vor. |