Podcasts im DaF-Unterricht
Von der Idee zum eigenen Beitrag

Podcastarbeit fördert den Umgang mit digitalen Medien im Unterricht.
Podcastarbeit fördert den Umgang mit digitalen Medien im Unterricht. | Foto (Ausschnitt): © goodluz - Fotolia.com

Das Erstellen von eigenen Podcasts mit DaF-Lernenden ist beliebt. Wie funktioniert produktive Podcastarbeit im Unterricht und welche Vorteile bringt sie? Das können Sie in einem eigenen Podcastprojekt auch selbst erfahren.

Sie und Ihre Lerngruppe haben keine Scheu vor Neuem? Sie verwenden gern elektronische Medien und digitale Geräte? Dann ist das Erstellen von eigenen Podcasts eine spannende und kooperative Web 2.0-Aufgabe für Ihren Unterricht. Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Die Lernenden wählen ein Thema, schreiben ein Skript und realisieren einen mündlichen Beitrag. Dabei trainieren sie alle vier Kompetenzbereiche und zusätzlich die Aussprache. Es entsteht ein mündliches Produkt, das je nach Qualität und Interesse öffentlich im Internet präsentiert werden kann.

Podcastarbeit für alle Niveaustufen

Das eigene Podcastprojekt beginnt damit, gemeinsam Beispiele aus dem Internet anzuhören und so die Lernenden zu motivieren. Die Beiträge auf radiodaf und aleman creativo sind nur zwei bis drei Minuten kurz und inspirierend für eigene Produktionen.
 
Podcast „Wie stellst du dir deine Zukunft in Kirgistan vor?“ 
 
Für Lehrkräfte sind auch wissenschaftliche Texte zum Potenzial von Podcasts sowie zu den verschiedenen rezeptiven und produktiven Einsatzmöglichkeiten im Unterricht eine gute Vorbereitung (siehe Kluckhohn 2009, Stork 2012, Peuschel 2012).
 
Die Themen kommen von den Lernenden oder orientieren sich am Unterrichtsinhalt. Podcasts eignen sich für viele Inhalte des Deutschunterrichts: Auf den unteren Niveaustufen können sich die Lernenden vorstellen oder ihren Kurs präsentieren. Auch die Stadt, die Familie, die Arbeit oder die eigene Freizeit können Thema des Podcasts sein. In höheren Niveaus sind Interviews und Umfragen für Berichte oder kurze Reportagen interessant. Lernerinnen und Lerner können sowohl Kommentare zu Büchern oder Musik, Berichte über Ereignisse, als auch inszenierte Gespräche und simulierte Radio-Talkshows als Podcasts erstellen. Für ein Podcastprojekt werden ein internetfähiger Computer, Aufnahmegeräte oder Smartphones und eine (kostenlose) Webseite für die Veröffentlichung benötigt. Außerdem sind ein guter Zeitplan und eine positive Einstellung zu Fehlern wichtig.

In sechs Schritten zum Podcast

4. Schritt – Text aufnehmen und einsprechen 4. Schritt – Text aufnehmen und einsprechen | Foto (Ausschnitt): © pst - Fotolia.com Nach Themenfindung und Gruppenbildung führen sechs Schritte zum eigenen Podcast:

1. Schritt – Podcast inhaltlich durch Recherche vorbereiten
2. Schritt – Für das Hören schreiben und eine schriftliche Vorlage erstellen
3. Schritt – Musik auswählen
4. Schritt – Text aufnehmen und einsprechen
5. Schritt – Material schneiden und montieren
6. Schritt – Podcast veröffentlichen

Leistungsstarke Gruppen können mit der richtigen Unterstützung in nur einer Woche einen Podcast erstellen. Besser ist es jedoch, sich Zeit zu lassen und die einzelnen Schritte nach und nach durchzuführen. Dadurch nutzen die Lernenden das Potenzial der Podcasterstellung besser und gestalten den Prozess von der ersten Idee zum weltweit hörbaren Erfolgserlebnis bewusster.
 

Aufnehmen – der Kern des Projekts

Die Schritte Für das Hören schreiben und Aufnehmen sind besonders wichtig für die Arbeit mit der Fremdsprache. Zunächst erstellen die Lernenden ein Skript. Mit diesem Skript bereiten sie sich auf den mündlichen Beitrag vor. Auf diese Weise lernen sie die Unterschiede zwischen gesprochenem und geschriebenem Deutsch kennen. Außerdem lernen sie, das Schreiben als Unterstützung für das Sprechen zu benutzen. Die Lernerinnen und Lerner schreiben, stellen um und korrigieren bis das Skript eine gute Vorlage für die Aufnahme ist.

Das selbst erstellte Skript ist die Grundlage für die Aufnahme. Das selbst erstellte Skript ist die Grundlage für die Aufnahme. | Foto (Ausschnitt): © StockPhotoPro - Fotolia.com Das Aufnehmen ist der Kern eines Podcastprojekts. Vielleicht haben die Lernenden noch nie zuvor ihre eigenen Stimmen in der neuen Sprache gehört. Ruhe, Selbstvertrauen, Sensibilität und bestärkendes Feedback von der Lehrkraft sind jetzt besonders wichtig. Das Einsprechen und das Aufnehmen kann die Lehrkraft auch durch Sprach- und Rhythmusspiele oder Sprechübungen unterstützen. Am Ende der Aufnahme muss ein Ergebnis vorliegen, mit dem die Lernenden zufrieden sind. Nun entscheiden sie selbst, ob sie mit ihren Geschichten und ihren eigenen Stimmen an die Öffentlichkeit gehen möchten oder nicht. Sollte keine eigene Podcastseite erstellt werden, können die Beiträge an radiodaf zur Veröffentlichung geschickt werden. Wenn der Podcast im Internet präsentiert wird, muss bei Kindern besonders auf die Persönlichkeitsrechte bei Online-Veröffentlichungen geachtet werden. Jedes Land hat dafür eigene rechtliche Bestimmungen.

Partizipation durch Veröffentlichung des Podcasts

In manchen Fällen ist es hilfreich, zu kooperieren und die Grenzen des Klassenraums zu verlassen, um die Motivation der Lernenden zu steigern. Gibt es in ihrer Stadt eine lokale Radiostation? Kann die Podcastarbeit mit einem Studiobesuch verbunden werden? Kann für einen Podcast mit Deutschlernenden aus anderen Kursen oder Klassen zusammengearbeitet werden? Ein gemeinsames Projekt mit anderen Deutschlernenden, einem lokalen Radiosender oder dem schulischen Medienzentrum ist spannend. Durch die Veröffentlichung wird aus dem Üben echte Partizipation an zielsprachigen Diskursen. Aus der Teilhabe selbst entsteht die Motivation zur Podcastproduktion.
 

Literatur

Kluckhohn, Kim (2009): Podcasts im Sprachunterricht am Beispiel Deutsch. Berlin: Klett Sprachen.

Peuschel, Kristina (2012): Lerner-Podcasts. Präsentationen aus dem projektorientierten Unterricht. In: Fremdsprache Deutsch. H. 47, S. 30-34.

Stork, Antje (2012): Podcasts im Fremdsprachenunterricht. Ein Überblick. In: Informationen Deutsch als Fremdsprache 39. Jg., H. 1, S. 3-16.