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Tools und Tipps für den Online-Unterricht
Digitalen Sprachunterricht interaktiv gestalten

 Online-Unterricht
Online-Unterricht | © adobe.stock

Es gibt zahlreiche Tools, die einen gelungenen Online-Unterricht im DaF/DaZ-Bereich unterstützen. Hier werden einige vorgestellt – mit konkreten Anwendungsbeispielen. Besonderes Augenmerk wird auf die Möglichkeiten der Interaktion für die Lernenden und den Einsatz von Open-Access-Tools gelegt. 

Von PD Dr. Marion Grein

Der Einsatz einer Plattform zum Austausch unter den Lernenden ist essentiell.

Die Lernplattform Moodle ist kostenfrei, die Handhabung intuitiv, die vorhandenen Hilfestellungen zahlreich und der Zugang über das Handy für Lernende möglich. Alternativ kann man einen gemeinsamen BLOG (zum Beispiel tumblr oder Wordpress) oder eine Facebook-Seite (in China zum Beispiel RenRen) erstellen.

Wie kann so eine Seite in Moodle aussehen?
Beispiel aus einem Moodle-Kurs der Verfasserin Beispiel aus einem Moodle-Kurs der Verfasserin | Screenshot: Marion Grein Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Teilnehmenden haben die notwendige feste Struktur. Alle zentralen Ankündigungen sind für alle Teilnehmenden sichtbar. Im allgemeinen Chat können sich die Lernenden untereinander austauschen, aber auch jederzeit Kontakt zur Lehrkraft aufnehmen. Es können Gruppenräume geöffnet werden, um Partner- und Gruppenarbeiten durchzuführen. Produkte der Teilnehmenden (Poster, Grafiken, Kurs-Kochbuch usw.) werden hochgeladen und erhalten das für Lernende so wichtige Feedback. Anstelle des aufgeführten Protokollforums kann man Diskussionsforen, Hausaufgabenforen und Aufgabenforen mit zum Beispiel weiterführenden Links integrieren. Die Teilnehmenden können Texte, aber auch Audios und Filme hochladen. Das Design kann man dem Alter der Lernenden anpassen.

Moodle hat ferner ein ebenfalls kostenfreies Plug-in (big blue button) für Webkonferenzen, so dass der Unterricht ebenfalls in Moodle stattfinden kann, wobei ZOOM immer noch stabiler läuft. 
Čierna obrazovka ožíva, účastníci kurzu sa postupne pripájajú. Čierna obrazovka ožíva, účastníci kurzu sa postupne pripájajú. | Screenshot: Marion Grein Es ist sehr hilfreich, dass man, wenn möglich, auf die digitalen Lehrwerke der Verlage zurückgreift und die Seite, die man gerade bearbeitet, auf dem Bildschirm teilt, so dass die Lernenden immer wissen, wo sie sich gerade befinden. Das hilft besonders auch den Lernenden, die noch wenig Erfahrung mit digitalen Medien haben.

Grundsätzlich empfiehlt sich eine Gruppengröße von ca. 12 Teilnehmenden; dies ist jedoch oftmals nicht umzusetzen. Umso wichtiger ist es, dass man seinen Unterricht genau plant. Je mehr Teilnehmende, desto wichtiger sind Aktivitäten außerhalb des virtuellen Unterrichtsraums.

Die Planung hängt ferner von der zur Verfügung stehenden Zeit ab. Mehr als 4-6 Stunden Deutsch-online-Kurs sind eher nicht zu empfehlen, da selbst bei Interaktivität die Aufmerksamkeitsspanne und die Aufnahmefähigkeit eingeschränkt sind.

Wie kann nun beispielsweise ein 5-stündiger online-Deutschkurs aussehen?

Die Teilnehmenden loggen sich im virtuellen Klassenzimmer ein und begrüßen sich und werden von der Lehrkraft begrüßt. Die ersten Minuten können dem Klären von Fragen dienen. Dann beginnt der eigentliche Unterricht, dessen Verlauf eng mit den Lehrmaterialien verbunden ist. Moderne, digitale Lehrwerke verfügen über Hörtexte, Filme, Aufgaben, die im Plenum gelöst werden können. Nach ungefähr 40 Minuten, auch wenn der Unterricht sehr interaktiv gestaltet ist, bietet es sich an Partner- und kleine Gruppenaufgaben zu initiieren. Hier wird die Lernplattform wieder zentral: die Partner oder Gruppen treffen sich in ihren Räumen und bearbeiten entweder Aufgaben aus dem Lehrwerk oder arbeiten kollaborativ an gut überdachten Aufgaben. Wichtig ist, dass die Ergebnisse auf die Plattform hochgeladen werden können. Wenn also zum Beispiel ein Poster erstellt werden soll, kann man dieses hochladen und später im virtuellen Raum „zeigen“ (Screensharing). Ferner kann und sollte die Lehrkraft später (also nach dem Unterricht) noch ein gesondertes Feedback zu den Aufgaben geben. 

   
10:00-10:10
Begrüßung, Austausch, Fragen klären
Plenum im virtuellen Raum
10:10-10:50
Lehrwerkbasierter Unterricht
Plenum im virtuellen Raum; Versuch alle zur Mitarbeit zu aktivieren
10:50-11:15
Partner- & Gruppenarbeiten (aus Lehrwerk)

Virtuelle Kleinräume
11:15-11:30
Präsentation der Ergebnisse

Plenum im virtuellen Raum
11:30-11:45
PAUSE
Anregung zu Bewegung
Lehrkraft steht im virtuellen Raum zur Verfügung
11:45-12:15
Lehrwerkbasierter Unterricht
Plenum im virtuellen Raum; Versuch alle zur Mitarbeit zu aktivieren
12:15-12:30
Aufgabenstellung für Partner- Gruppen­arbeiten (binnendifferenzierend) 

Plenum im virtuellen Raum
12:30-13:15
Partner- und Gruppenarbeit zur Wiederholung z.B. mit digitalen Tools

Virtuelle Kleinräume
13:15
Treffen im Plenum; Diskussion wie viel Zeit die Gruppen noch benötigen

Plenum im virtuellen Raum
13:30-14:00
Mittagspause
 
14:00-14:15
Lehrkraft wartet im virtuellen Raum, je nach weiterhin benötigter Zeit und „redet“ mit den Anwesenden
 
14:15-15:00
Lernende präsentieren Ihre Zusammenfassungen des Lernstoffs; die anderen probieren die „Aktivitäten“ der jeweils anderen Gruppen


Plenum im virtuellen Raum
15:00 
Zusammenfassung und Dank durch die Lehrkraft - Verabschiedung
 
So könnte ein Unterrichtsverlauf aussehen.

Wichtig ist, dass man von seinem Plan abweicht, wenn die Lernenden sehr viel länger für die Aktivitäten in den Gruppen benötigen. Je nach Lerntraditionen wird die Gruppenarbeitsphase sicherlich unterschiedlich gestaltet.

Tools zur Gestaltung von Gruppenarbeitsphasen in interaktivem Online-Unterricht

Grundsätzlich bieten sich für die Gruppen­arbeitsphasen die zahlreichen kostenfreien Tools im Internet an. An Institutionen, an denen die Lernenden keinen Zugang zum Internet haben, müssen sich die Lehrenden andere Aktivitäten überlegen.

Hier möchte ich einige Beispiele von kostenfreien und aktivierenden Tools vorstellen.

Arbeitsblätter selbst gestalten

Die Teilnehmenden wiederholen die Inhalte des Sprachkurses, indem sie selbst Arbeitsblätter für die anderen konzipieren.
Beispiel zu dem Artikel der Verfasserin, erstellt mit learningapps (https://learningapps.org/) Beispiel zu dem Artikel der Verfasserin, erstellt mit learningapps https://learningapps.org/ | Screenshot: Marion Grein
Die zahlreichen Vorlagen bieten sich auch besonders für die Erarbeitung grammatischer Themen oder der Wortschatzarbeit an (zum Beispiel Bild-Begriff-Zuordnungen).

Sich vorstellen und Assoziationen sammeln

Erstellt mit Padlet (https://de.padlet.com/) Erstellt mit Padlet https://de.padlet.com/ | Screenshot: Marion Grein In Einzelarbeit können die Teilnehmenden sich zum Beispiel vorstellen oder auch in Gruppenarbeit Assoziationen zu einem Begriff oder landeskundliche Informationen sammeln.

Wortschatz wiederholen mit selbst erstellten Rätseln

Die Teilnehmenden erstellen selbst ein Kreuzworträtsel zu einem Thema der Lektion. Hier bietet sich Partnerarbeit an.
Erstellt mit https://www.xwords-generator.de/de Erstellt mit www.xwords-generator.de/de | Screenshot: Marion Grein Noch zwei Hinweise zum Schluss:

Je lernungewohnter die Teilnehmenden, desto mehr Zeit benötigt man für die Einführung in die digitalen Tools. Sinnvoll bei größeren Gruppen, zum Beisiel bei Kindern und Jugendlichen an Schulen, ist der Einsatz von zwei Lehrkräften.

Dringend notwendig ist daher eine Schulung der Lehrkräfte, die ihrerseits die Tools vorstellen können müssen. Die Erfahrung zeigt, dass pro Tool eine Online-Schulung von 90 Minuten empfehlenswert ist.

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