Katarína Vilčeková
Heißt es nun das Buch oder die Buch?

Tokyo Sprache
Foto: Goethe-Institut/Anja Schwab

Die Stellung des Deutschen in der Slowakei

Die zentrale Lage der Slowakei im Herzen Europas ist einer der wichtigsten Gründe für seine vielfältigen geschäftlichen, kulturellen und sprachliche Kontakte mit anderen Ländern. Aufgrund dieser Kontakte gibt es seit Jahren verschiedene Minderheiten in der Slowakei, so zum Beispiel die deutsche Minderheit. Trotz dieser Tatsache verschlechtert sich die Stellung des Deutschen in der Slowakei von Jahr zu Jahr. Das Schulfach Deutsch wurde und wird immer noch als schwierig, langweilig und klanglich unschön erlebt und neben dem Englischen als überflüssig empfunden. Seit Jahren sinkt die Zahl der Schüler/-innen, die sich in der Grundschule für Deutsch als Fremdsprache entscheiden. Diese Situation ist noch wegen einer Maßnahmen der slowakischen Regierung eskaliert: Am 1. September 2015 trat das "Erneuerte staatliche Ausbildungsprogramm" in Kraft, nach dem es in den Grundschulen nur noch eine Pflichtfremdsprache gibt, und zwar Englisch. Das Deutsche ist in den slowakischen Schulen sozusagen vom Aussterben bedroht. Will man es retten, muss man neue Wege finden, um die Schüler/-innen zum Deutschlernen zu motivieren. Eine der Möglichkeiten könnte hier CLIL sein, einer Lernumgebung, dem sich der angefügte Text widmet.

Zur Entstehung des angefügten Dokuments

Dieser Beitrag ist Teil meines Promotionsstudiengangs. Es ist ein Abriss meiner Dissertation zum Thema CLIL und Transferenzen als Phänomen des Spracherwerbs, die in August 2017 an der Philosophischen Fakultät der Universität der hl. Kyrill und Method in Trnava (Slowakei) verteidigt werden soll. Das Ziel meiner Forschung ist es, herauszufinden, ob CLIL Auswirkungen auf das Auftreten von negativen muttersprachlichen Transferenzen in einer Fremdsprache hat. Mit anderen Wörtern, wenn man zum Beispiel bei einem Wort wie "Buch" ein unterschiedliches Genus in den beiden zu Grunde liegen Sprachen verwendet, entstehen Fehlerquellen. Darauf gehe ich in meiner Arbeit näher ein und versuche herauszuarbeiten, inwiefern man durch den CLIL-Ansatz die Entstehung von solchen Fehlern vermeiden kann. Da die Forschung noch nicht beendet ist, stehen im vorliegenden Text noch keine eigenen Forschungsergebnisse zur Verfügung.
           
Für die Wahl des Themas sprechen mehrere Gründe, die im Text näher beschrieben werden. Zu den wichtigsten gehören die Situation in der Slowakei im Hinblick auf den CLIL und DaF-Unterricht und der aktuelle Stand der CLIL-Forschung.
Wie schon oben erwähnt, ist die Situation des DaF-Lernens in der Slowakei kritisch zu sehen. Zu einer Verbesserung der oben beschriebenen Situation könnte die Anwendung des CLIL-Ansatzes in den slowakischen Schulen führen. da CLIL ein starker Motivationsfaktor sein könnte. CLIL tritt tatsächlich heutzutage immer stärker in Bewusstsein der slowakischen Lehrkräfte. Man findet zunehmend CLIL-Klassen in jeder Ausbildungsstufe, es werden CLIL-Schulungen für Lehrer organisiert, viele Schulen nehmen an verschiedenen CLIL-Projekten teil. Auch an den Universitäten erfährt das CLIL-Thema Aufmerksamkeit, insbesondere an der Universität des Konstantin Philosophen in Nitra, an der die Studierenden im Rahmen ihrer Lehrerausbildung auch im Bereich CLIL ausgebildet werden.
 
Die erste systematische CLIL-Forschung in der Slowakei wurde im Jahre 2012 beendet, und weitere Forschungen wurden im Rahmen von Dissertationen realisiert (siehe Näheres dazu im Text). Allerdings ist in der Mehrzahl dieser slowakischen Forschungen das Englische  und nicht das Deutsche als Fremdsprache Forschungsgegenstand. Das war auch einer der wichtigsten Impulse für das vorliegende Dissertationsprojekt, in dessen Rahmen nun CLIL mit Deutsche als Fremdsprache untersucht wird.

Aktuelle CLIL-Forschungsergebnisse

Was die CLIL-Forschung im Allgemeinen betrifft, so entwickelt sie sich weltweit sehr dynamisch. Noch im Jahre 2005 hat Dieter Wolff darauf hingewiesen, dass die CLIL-Forschung erst am Anfang stehe (Wolff 2005 in: Pokrivčáková 2012: S. 68). Heutzutage gibt es aber schon viele Untersuchungen, die sich auf alle Bereiche von CLIL erstrecken. Für das vorliegende Dissertationsprojekt  waren die Lerner-orientierten Forschungen, konkret die Sprache/n-orientierten Forschungen ausschlaggebend. Viele Ergebnisse (zum Beispiel von Lasagabaster (2008), Lorenzo et al. (2005), Ruiz de Zarobe (2008, 2010) u.v.a.) haben gezeigt, dass die CLIL-Lernenden im Vergleich zu den Schülern und Schülerinnen aus dem klassischem Fremdsprachenunterricht bessere Resultate in Sprachtests erreicht haben (Dalton-Puffer 2011: S. 186). CLIL scheint auch einen positiven Einfluss auf den Erwerb des Lerner-Wortschatzes zu haben. Dies wurde zum Beispiel durch Forschungen von Jaxenflicker/Dalton-Puffer (2010) oder von Menzlová/Farkašová/Pokrivčáková (2012) belegt. (Menzlová/Farkašová/Pokrivčáková 2012 in: Pokrivčáková 2012: S. 70). Positive Auswirkungen von CLIL sind auch in weiteren zwei sprachlichen Fertigkeiten festzustellen, und zwar in den Fertigkeit Schreiben und Sprechen, in denen die getesteten CLIL-Schüler/-innen im Vergleich zu den Lernenden aus dem Kontext des klassischem Fremdsprachenunterrichts ebenfalls  bessere Ergebnisse erzielten. (Dalton-Puffer 2011: S. 186 f; vgl. auch Pokrivčáková 2012: S. 70). Wie man sehen kann, ist das Spektrum der Forschungen sehr breit, und es wurden fast einhellig positive Auswirkungen von CLIL nachgewiesen. Es wurde auch gezeigt, dass die CLIL-Schüler/-innen weniger Fehler machen als die anderen Schüler/-innen. Aber um welchen Typ von Fehler es sich dabei handelt, gilt es noch zu untersuchen.   

Über die autorin

Katarína Vilčeková Foto: Ivana Beneková Studium der Fächer Deutsche Sprache und Literatur und Mathematik (Lehramt) an der Universität Trnava (Slowakei) mit dem Abschluss Master (2014)
Zur Zeit Promotionsstudium an der Universität der hl. Kyrill und Method in Trnava (Slowakei), geplanter Abschluss: 2017