Schnelleinstieg:

Direkt zum Inhalt springen (Alt 1) Direkt zur Hauptnavigation springen (Alt 2)

Schreibwerkstätten für Jugendliche
Schreibwerkstatt Bukarest
mit Thomas Richhardt

Am Anfang der 2. (digitalen) Schreibwerkstatt standen viele Fragen: Geht das überhaupt? Eine Online-Schreibwerkstatt mit jungen Autor/innen, die in einer Fremdsprache schreiben? Was bedeutet es, auf die visuellen, mimischen und gestischen Signale verzichten zu müssen? Wie kann ich meine Werkstatt-Teilnehmer ermuntern und bestärken, wenn mir viele nonverbale Werkzeuge meiner Schreibwerkstatt-Arbeit fehlen? Wie kann der spielerische Werkstatt-Charakter in eine Online-Variante übertragen werden?

 

Ergebnisse der Schreibwerkstätten

2. Digitale Schreibwerkstatt im Mai 2020

2. Digitale Schreibwerkstatt Bukarest im Mai 2020Videostill: Thomas Richhardt

Abschlussbericht der 2. (digitalen) Schreibwerkstatt im Mai 2020

von Thomas Richhardt

“Regenbogen” ist mein Lieblingswort auf Deutsch. Es klingt für mich wie ein Farbenregen, wie ein Regen der Gefühle. Als ich dieses Wort zum ersten Mal hörte, war ich in der 4. Klasse. Ich wusste nicht, was es bedeutet und ich wusste nicht, aus welcher Sprache es kam. Ich hatte den Schriftzug auf dem Cover eines Buches gesehen, seitdem begann ich mich für das Deutsche zu interessieren. Ich entdeckte eine schöne Sprache mit vielen Farben und Gefühlen, wie ein Regenbogen.

(Patricia Nicolae, Weltenschreiberin aus Bukarest)


 
Am Anfang dieser Schreibwerkstatt standen viele Fragen: Geht das überhaupt? Eine Online-Schreibwerkstatt mit jungen Autor/innen, die in einer Fremdsprache schreiben? Was bedeutet es, auf die visuellen, mimischen und gestischen Signale verzichten zu müssen, die meine Arbeitsaufträge und Rückmeldungen normalerweise unterstreichen, einbetten, herausstellen und nochmal verständlicher machen? Wie kann ich meine Werkstatt-Teilnehmer ermuntern und bestärken, wenn mir viele nonverbale Werkzeuge meiner Schreibwerkstatt-Arbeit fehlen? Wie kann der spielerische Werkstatt-Charakter in eine Online-Variante übertragen werden? Sind digitale Schnitzeljagden, Email-Lektorate und Video-Konferenzen ein hinreichender Ersatz für ein Treffen vor Ort?
 
Die Antwort lautet ganz klar: Ja. Und gleichzeitig lautet die Antwort ganz klar: Nein.
 

Die Teilnehmer:

Von den 15 Teilnehmer/innen der Gruppe, die sich bei unserem ersten Treffen im November 2019 im Goethe-Institut Bukarest getroffen hatten, nahmen 13 Teilnehmer/innen an der digitalen Werkstatt-Einheit im Mai 2020 teil. Das ist eine überraschend gute Quote und wohl ein Zeichen dafür, dass es uns im letzten Jahr gelungen ist eine interessierte Gruppe zu schmieden und die Jugendlichen für das Projekt „Weltenschreiber“ zu gewinnen. Auch haben die meisten Teilnehmer auf irgendeine Art und Weise weitergeschrieben und neue Texte produziert. Allerdings beteiligten sich nicht alle der 13 Teilnehmer/innen der zweiten Werkstatt-Einheit auf dieselbe Art und Weise.
 
Die Gruppe zerfiel bei den digitalen Werkstatt-Einheiten in verschiedene Untergruppen: in eine sehr engagierte (und zum Großteil sprachlich deutlich versiertere) Teilgruppe, die sowohl über Email-Lektorat, als auch über Videokonferenz etc. an der Werkstatt und der Textarbeit teilnahmen. Eine dieser Teilnehmerinnen trieb ihr Engagement sogar so weit, dass sie es ihren Eltern zur Bedingung machte, bei einer Fahrt zu Verwandten auf dem Land aus dem Auto heraus zu streamen und so von unterwegs an unserer parallel stattfindenden wöchentlichen Schreibwerkstatt-Konferenz teilzunehmen. Zwei andere Teilnehmer/innen wiederum konnten aufgrund mangelnder technischer Ausrüstung überhaupt nicht an den Video-Konferenzen teilnehmen.  Diese arbeiteten mit mir an Texten im Email-Wechsel. Außerdem gab es auch noch diejenigen, die an den Konferenzen technisch zwar teilnehmen konnten, die aber dabei die reale Begegnung vermissten. Dies waren vor allem diejenigen, die sich in der deutschen Sprache sehr unsicher fühlen. Schreibaufgaben und Lektorat per Mailwechsel war mit dieser Untergruppe nahezu unmöglich,
 

Der Ablauf:

Der Wechsel aus Email-Schreibaufträgen, Lektorats-Rückmeldungen sowie Video-Konferenz-Einheiten begann ab dem 2. Mai mit einem Video-Gruss für die Teilnehmer/innen per Mail und endete am 6. Juni mit der dritten Online-Konferenz. In diesem Zeitraum konnten die Teilnehmer/innen mir jederzeit neue Texte zu den verschiedenen Schreibaufgaben verschicken und bekamen dann zeitnah eine Rückmeldung per Mail. Über die individuelle Email-Korrespondenz wurden auch weitere Text-Ideen ausgetauscht und die kleine Publikation vorbereitet, die wir zum Abschluss der Werkstatt erstellen wollen.
 

Die Schwerpunkte:

Gemäß der Maxime, dass Orte und Worte zusammengehören, widmeten wir uns in der Werkstatt diesen beiden Begriffen und deren Wechselwirkung aufeinander. Lieblingsorte und Lieblingsworte fanden textlich von den Teilnehmer/innen ihren Weg zu mir und ich antwortete damit, ihnen zu beschreiben, wie es ihnen gelungen war, mich mit ihren Sätzen zu erreichen. Ein Lektorat des Gelingens begleitete dementsprechend die Textarbeit und ich versuchte meinerseits mit Sätzen die Teilnehmer/innen trotz der großen Distanz zu erreichen und zur Weiterarbeit und Verfeinerung der Miniaturen zu motivieren.
 
Ursprünglich hatte ich mit der Bukarester Werkstatt den Plan gehabt, ein Lesedrama zu entwickeln. Dieser Plan konnte nun lediglich in kleinen Sprachsplittern und Bruchstücken umgesetzt werden. Herausgekommen sind kleine Erfahrungsinseln - wie der an den Eingang gestellte Regenbogen-Text einer Teilnehmerin. Die Erfahrung mit einer fremden Sprache wird auf ein Wort und einen Moment verdichtet und so auch für anderen Menschen mit ähnlicher Erfahrung teilbar. Laut vorgelesen haben diese Texte allerdings noch mal eine größere Wirkung.
 
Um die Wirkung gelesener Text für die Teilnehmer/innen erfahrbar werden zu lassen, habe ich zur ersten Video-Konferenz eine Schauspielerin hinzugebeten, die die Texte der jugendlichen Autoren vorgetragen hat. Die Schauspielerin Ema Staicut las die Miniaturen der Jugendlichen ganz auf ihre eigene Art und Weise und lies die Zuschauer per Video-Konferenz an diesem Anwandlungsprozess teilnehmen. Anschließend beantwortet Ema Fragen zu ihrer Arbeit als Schauspielerin und ihrer persönlichen Biographie. Als 16jährige hat die Schauspielerin an einem deutsch-rumänischen Theaterprojekt teilgenommen und ist später nach London ausgewandert, um dort Schauspiel zu studieren. Schließlich ist sie nach Deutschland gekommen und war einige Jahre lang Ensemblemitglied am Stuttgarter Theaterhaus, bevor sie sich vor zwei Jahren entschlossen hat, wieder als freie Schauspielerin und Meditationslehrerin in Deutschland und Rumänien zu arbeiten. Ema war von Stuttgart aus zu unserer Video-Konferenz zugeschaltet und ermöglichte insbesondere für die theaterbegeisterten Weltenschreiber einen spannenden Einblick in die Biographie einer europäischen Theatermacherin.
 
Auch die Lehrerin Miruna Popescu, die unsere Werkstatt aus Bukarest begleitete, brachte immer wieder Impulse in die Schreibwerkstatt ein. So gab sie zum Beispiel bei der dritten Video-Konferenz ein Beispiel für eine Dialog-Entwicklung per Whatsapp-Chat. Die Teilnehmer/innen sollten sich dabei aus verschiedenen Rollen heraus Chat-Nachrichten schreiben und ihren fiktiven Dialog mit spontan aufgenommenen Fotos und Sprachnachrichten unterfüttern.
 

Der Abschluss:

Während ich diesen Bericht schreibe, trudeln noch per Mail die letzten Texte zu unserer kleinen Broschüre mit Werkstattergebnissen ein, die wir erstellen wollen. Deshalb finden sich in diesem Abschlussbericht auch keine weiteren Teilnehmertexte, da wir uns dies für die Publikation aufbewahren wollen.
 
Die Möglichkeit, dass einige Teilnehmer/innen im Oktober doch noch zu einem Weltenschreiber-Treffen nach Deutschland reisen könnten, wurde mit der Gruppe bei der letzten Video-Konferenz besprochen. Alle Jugendlichen bekundeten, dass sie diese Möglichkeit zu einer Reise nach Hausach und einer Teilnahme an einer Schreibwerkstatt gerne trotz der Pandemie wahrnehmen würden, falls dies möglich ist.
 
 


1. Schreibwerkstatt vom 15.-17. 11.2019

  • Schreibwerkstatt in Bukarest Foto: Sabine Erlenwein © Goethe-Institut
    Schreibwerkstatt in Bukarest
  • Schreibwerkstatt in Bukarest Foto: Sabine Erlenwein © Goethe-Institut
    Schreibwerkstatt in Bukarest
  • Schreibwerkstatt in Bukarest Foto: Sabine Erlenwein © Goethe-Institut
    Schreibwerkstatt in Bukarest
  • Schreibwerkstatt in Bukarest Foto: Sabine Erlenwein © Goethe-Institut
    Schreibwerkstatt in Bukarest
  • Schreibwerkstatt in Bukarest Foto: Sabine Erlenwein © Goethe-Institut
    Schreibwerkstatt in Bukarest
  • Schreibwerkstatt in Bukarest Foto: Sabine Erlenwein © Goethe-Institut
    Schreibwerkstatt in Bukarest
  • Schreibwerkstatt in Bukarest Foto: Sabine Erlenwein © Goethe-Institut
    Schreibwerkstatt in Bukarest
Vom 15. bis 17. November 2019 fand die erste Schreibwerkstatt in Bukarest statt. Teilgenommen haben 15 Jugendliche (13 Mädchen, zwei Jungen) im Alter von 13 bis 17 Jahren, die sich durch eine offene Ausschreibung des Goethe-Instituts Bukarest für die Werkstatt interessiert haben. Das Deutsch-Niveau war sehr unterschiedlich – von fragmentarischen Deutschkenntnissen bis hin zu drei Teilnehmer*innen, die beinahe wie Muttersprachler*innen Deutsch sprechen und schreiben können, ist in der Gruppe alles dabei. 


Was mich am Weltenschreiber-Projekt interessiert

Miruna Popescu (lehrerin)

„Das ist ein innovatives und interkulturelles Projekt, das der Kreativität der Teilnehmer viel Spielraum gibt. Wir sollen alle zusammenarbeiten und im direkten Austausch miteinander unsere interkulturelle Kompetenz erweitern. Die aktive Teilnahme an internationalen Projekten schafft Vernetzung sowohl für die Jugendlichen als auch für uns als Lehrer. Ich bin ein offener, kontaktfreudiger Mensch, dem die Arbeit mit Jugendlichen sowie die Vernetzung der Länder und Kulturen sehr am Herzen liegt.“

Teilnehmer*innen

„Ich wollte einfach nur ein paar Tipps bekommen und neue Leute kennenlernen.“
Pia Massaci, 17 Jahre 

„Ich mag Theater sehr und ich wollte lernen, wie ich kreativ schreiben kann.“
Anna Luisa Rusen, 13 Jahre 

„Ich wollte mein Deutsch üben und kreativer werden.“
Ada Ștefănescu, 14 Jahre 

„Ich möchte in Deutschland studieren bzw. arbeiten.“
Andrei Angheliță

„Ich möchte besser Deutsch sprechen und neue Freunde machen.“
Ruxandra Anghelescu, 13 Jahre

„Ich mag Gedichte oder Geschichten schreiben“
Sara Ungureanu, 14 Jahre 

„Ich mag mit anderen Menschen sprechen, mich austauschen und ich liebe schreiben.“
David Marin, 14 Jahre 

„Ich mag über alles schreiben. Schreiben ist sehr schön!“
Patricia Nicolae, 15 Jahre 

„Ich bin verliebt in die deutsche Sprache und ich möchte mehr von dieser Kultur entdecken.“
Drăgănescu , 17 Jahre 

„Ich habe eine Leidenschaft für diese Sprache. Ich mag alles, was mit Deutsch zu tun hat: Filme, Bücher. Ich liebe es, mit Menschen, die aus Deutschland kommen, zu sprechen. Die Aussprache ist wunderbar.“
Andreea-Daria Furntună, 14 Jahre 

„Mit Einheimischen in Kontakt kommen und einen deutschen Autor kennenlernen, um neue Freunde zu machen.“
Ana-Cristina Radu, 15 Jahre

„Ich lerne Deutsch, weil diese Sprache sehr interessant ist.“
Iulia-Andreea Colgiu, 13 Jahre

„Ich möchte mich in Deutsch ständig verbessern und neue Kenntnisse erwerben. Ich interessiere mich für Literatur.“
Sonya-Anastasia Ciolacu, 15 Jahre

„Ich wollte neue Sachen über mich und über Literatur entdecken. Ich habe auch an anderen Goethe-Veranstaltungen teilgenommen und sie waren lehrreich. Deswegen wusste ich, dass dieses Weltenschreiberprojekt sehr außergewöhnlich wird.“
Oana Luca, 16 Jahre

„Ich möchte in Deutschland arbeiten.“
Tara Constantinescu, 22 Jahre (Praktikantin am Goethe-Institut Bukarest)
 

Top