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Johannes Ebert am 12. Februar 2020
Eröffnung der Ausstellung „Du musst Caligari werden! Das virtuelle Kabinett.“ in Berlin

Grußwort von Johannes Ebert zur Eröffnung der Ausstellung „Du musst Caligari werden! Das virtuelle Kabinett.“ in der Deutschen Kinemathek in Berlin
 

Sehr geehrter Herr Rother, sehr geehrte Frau von Wahlert, sehr geehrter Herr Stanislawski, sehr geehrter Herr Mrongowius, sehr geehrter Herr Mänz, sehr geehrte Frau Jaspers, lieben Kolleginnen und Kollegen der Deutschen Kinemathek, liebe Frau Prokurat, lieber Christoph.

Ich freue mich sehr, heute Abend zur Eröffnung der Ausstellung „Du musst Caligari werden! Das virtuelle Kabinett“ zu Ihnen sprechen zu dürfen. Mit diesem Projekt feiern Deutsche Kinemathek und Goethe-Institut den 100. Jahrestag der Berliner Premiere des Epoche-machenden Stummfilms „Das Cabinet des Doktor Caligari“ von Paul Wiene. Paul Wiene war übrigens ein gebürtiger Breslauer, es gibt hier also eine deutsch-polnische Beziehung von Anfang an.

Das Goethe-Institut Warschau hatte 2018 eine Idee: Ein begehbares, mobiles „Kabinett“ aus Containern, das wie Caligaris Kabinett als Jahrmarktsattraktion durchs Land reisen sollte, mit einer Ausstellung zum Film und seiner Zeit, und mit dem restaurierten Caligari-Film im Zentrum. Als das Goethe-Institut und der Kurator Krzystof Stanislawski diese Idee der Deutschen Kinemathek vorstellten, hatte man dort gleich die nächste Idee: Warum nicht im Kabinett einen volumetrischen Film zeigen, also eine virtuelle Erfahrung, in der sich auch Schauspieler bewegen? So etwas gab oder gibt es fast nur bei UfA X in Babelsberg. So entstand im Auftrag des Goethe-Instituts Warschau dann im Dezember 2018 der fünfminütige volumetrische Film „Der Traum des Cesare“, mit zwei bekannten polnischen Schauspielern, Arkadiusz Jakubik als Caligari und Jakub Gierszal als seinem Medium Cesare.

Im Juni 2019 war dann das Kabinett mitsamt des volumetrischen Films fertig und tourte mit großem Erfolg durch Polen. Von Anfang an war geplant, das Kabinett während der Berlinale und genau zum 100. Geburtstag der Berlin-Premiere des Caligari-Films in die deutsche Hauptstadt zu bringen. Für diese Präsentation wurde nun anstelle des großen, schweren Kabinetts eine leichte Version gebaut: Eine Art Zelt, entworfen von Krzystof Stanislawski und gestaltet von dem polnischen Neoexpressionisten Zdislaw Nitka, und darin der volumetrische Film. Rundherum finden Sie Exponate aus der Deutschen Kinemathek. Nächstes Jahr kann dann diese leichte Version von Caligaris Kabinett in einem Koffer durch die Welt reisen.

Zunächst freuen wir uns aber sehr auf die Premiere hier in der Kinemathek und bedanken uns für die großartige Zusammenarbeit.

Meine Damen und Herren, der Aufruf von 1920, „Du musst Caligari werden!“ klingt ein bisschen bedrohlich und war wohl auch so gemeint. Nirgendwo sind die für die frühe Phase der Weimarer Republik so typischen Motive von Massenhypnose und Suggestion so greifbar wie in diesem Film. Siegfried Kracauer wollte den Caligari-Film überhaupt als Allegorie der deutschen Verführbarkeit verstanden wissen. Dieser Hintergrund schwingt mit, auch in diesem Kabinett.

Aber sehen Sie selbst, das Kabinett steht Ihnen nun offen! Ich möchte mich nochmals ganz herzlich bei allen Beteiligten bedanken und wünsche uns nun viel Spaß mit dem virtuellen Kabinett und dieser Ausstellung. Vielen Dank.

Es gilt das gesprochene Wort.
 

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