Schnelleinstieg:

Direkt zum Inhalt springen (Alt 1) Direkt zur Hauptnavigation springen (Alt 2)

Familie Kambou

Porträt der Familie Kambou
© Harouna Marané

Laut Herrn Kambou Koudjora Gabriel (35 Jahre), freiberuflicher Journalist, ist das Leben nichts ohne Familie. Für ihn wird Familie durch den Blutsbund sowie den Clanbund bestimmt. Herr Kambou (Birifor) erklärte anschließend die Genealogie seiner Familie.

Das Konzept der Familie nach verschiedenen Autoren
Die Familie ist eine soziale Einheit, die in den meisten Gesellschaften die primäre Sozialisation des Einzelnen gewährleistet. „Die Familie ist definitiv ein privilegiertes soziologisches Objekt: Denn in der Familie selbst werden von frühester Kindheit an Werte und Normen, linguistische und kognitive Fähigkeiten, Einstellungen und Körpertechniken vermittelt, eine Reihe von Dispositionen, die den Einzelnen ein ganzes Leben lang charakterisieren werden. In diesem Sinne bildet die Familie das Herzstück des sozialen Reproduktionsprozesses.“ (cf. Sociologie de A à Z).

Biografie der Familie Kambou
Laut Herrn Kambou Koudjora Gabriel (35 Jahre), freiberuflicher Journalist, ist das Leben nichts ohne Familie. Für ihn wird Familie durch den Blutsbund sowie den Clanbund bestimmt. „Daher sind wir in unserer Kultur die Kinder von mehreren Männern oder Frauen.“ Herr Kambou (Birifor) erklärte dann die Genealogie seiner Familie. Gemäß der Kultur der Birifor gehört für ihn das Kind nicht nur den Eltern, sondern dem ganzen Clan. Laut ihm kann zwischen Kindern gleicher Abstammung nicht unterschieden werden. Alle Kinder desselben Clans von mindestens zwei Generationen sind in der Familie untrennbar miteinander verbunden. „Die Person, die ich als Vater kannte, war eigentlich der ältere Bruder meines Vaters. Er ist derjenige, den ich als Vater kenne. Mein eigentlicher Vater ist mein Erzeuger, aber ich kenne ihn nicht als Vater, denn die größte Sünde in unserem Land ist Differenzierung.“

Ehe bei den Birifor
Was die Ehe angeht, erklärt die Familie Kambou, dass es in der Kultur der Birifor drei Möglichkeiten gibt, zu heiraten. Die erste Möglichkeit ist, dass die Eltern des Sohns nach der Geburt einer Tochter, welche ihr Sohn mit Erreichen des Erwachsenenalters heiraten soll, der Schwiegerfamilie jedes Jahr Geschenke (Shea-Butter oder ähnliches) überreichen und ihr Land bestellen. Die zweite Möglichkeit ist, dass der Onkel des Sohns das Recht hat, eine Frau für seinen Neffen zu finden. Und als letzte Möglichkeit kann die Braut entführt werden, was in Komplizenschaft mit den beiden zukünftigen Ehepartnern geschieht. 
Diese Praktiken verschwinden jedoch zunehmend mit der Moderne, wie es auch der Fall in der Familie Kambou war. Sie haben im gegenseitigen Einverständnis geheiratet, und so ging Herr Kambou Koudjora Gabriel am 22. Oktober 2016 mit Frau Kambou Jessica (25 Jahre), Solaranlagentechnikerin, den heiligen Bund der Ehe ein.
Die Heirat der Kambou's © Harouna Marané
Konzertierung: Familie, Religion und Erziehung
Sie finden, dass Religion ihnen ermöglicht, in Symbiose zu leben. „Religion spielt eine bedeutende Rolle. Man könnte sagen, dass wir von modernen Religionen bekehrt wurden, die nicht zu unserer Tradition gehören.“ Christliche Werte, wie Respekt vor den Eltern, das Willkomenheißen von Fremden und das Leben in der Gemeinschaft sind ebenfalls Familienwerte. Aus diesem Gund ist die Erziehung eines Kindes in der Kultur der Birifor auch nicht die Verantwortung eines Einzelnen oder der Eltern, sondern der ganzen Familie bzw. des gesamten Clans.

Konzertierung: Familie, Heiratsstrategie und Rituale
Welche Rolle spielen Rituale und das Matriarchat in der Birifor-Kultur?
Das Ehepaar Kambou erklärt kurz das matriachalische System der Lobi-Kultur im Allgemeinen. Das System gibt der Mutter das Recht, dem Kind einen Namen zu geben. So ehren sie die Frau in ihrer Rolle als Lebensspenderin. „Das ist unsere Kultur. Indem wir anerkennen, dass das Kind der Mutter gehört, ehren wir die Mutter.“ Doch mit der Modernisierung weicht dieses System zunehmend der Patriarchie.
Die älteren Menschen leben mit anderen Familienmitgliedern, da es keinen bestimmten Unterbringungsort für sie gibt. Dies liegt daran, dass in der Birifor- bzw. Lobi-Kultur die älteren Menschen als Wächter der Traditionen gesehen werden. Sie sollen der jüngeren Generation die gesellschaftlichen Werte vermitteln. Das erklärt auch, warum laut der älteren Menschen in der Lobi-Kultur die Toten mit der Familie leben. Im Land der Lobi gibt es keine Friedhöfe. Die Toten werden in den Häusern vergraben, da sie nicht vollständig von uns gegangen sind. 

Darüber hinaus gelingt es dieser Familie im Besonderen, das sogenannte moderne Leben mit ihrer Tradition zu vereinen, was ihnen das harmonische Zusammenleben mit dem Rest der Familie ermöglicht.

Top