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Clemens Meyer
Meister der kurzen Strecke

Clemens Meyer bei einer Lesung.
Clemens Meyer bei einer Lesung. | Foto (Detail): © picture alliance/ dpa-Zentralbild/ZB/Rainer Justen

Von Gabelstablerfahrern und Sexarbeitern: Der Schriftsteller Clemens Meyer ist vor allem für seine Kurzgeschichten bekannt, in denen Menschen im Mittelpunkt stehen, die häufig als „Rand der Gesellschaft“ bezeichnet werden. Auch als Roman- und Drehbuchautor hat er sich einen Namen gemacht.

Von Romy König

Man könnte sie als Außenseiter bezeichnen, die Menschen, die Clemens Meyer interessieren, denen er eine Sprache, ein Gesicht, eine Geschichte gibt: die Bordellbesitzer und Sexarbeiter, die Schausteller eines Leipziger Rummelplatzes, die Angestellten eines Großhandels, die in Nachtschichten und unter kaltem Neonlicht mit dem Gabelstapler durch die Gänge eines Supermarkts fahren. Doch der mehrfach ausgezeichnete Schriftsteller legt Wert darauf, dass all diese Figuren mitten aus der Gesellschaft stammen, sie „Teil unserer Welt“ sind. 

Literaturtalent aus Leipzig

Clemens Meyer wuchs in den 1980er-Jahren in einem Arbeiterviertel in Leipzig auf, wo er auch die deutsch-deutsche Wiedervereinigung erlebte. Er besuchte das Deutsche Literaturinstitut und finanzierte sein Studium nach eigenen Angaben durch Jobs als Wachmann, Möbelpacker und Gabelstaplerfahrer. 
 
Sein Debütroman Als wir träumten, in dem er auch eigene Erfahrungen der Nachwendezeit verarbeitete, erschien 2006. Zwei Jahre später folgte der Erzählband Die Nacht, die Lichter, der mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet wurde. Der Roman Im Stein (2013), der Sexarbeit thematisiert, stand auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises und wurde mit dem Bremer Literaturpreis prämiert. 

Auf kurzer Strecke

Kritiker bescheinigen Meyer, der auch als Übersetzer arbeitet, immer wieder die Gabe, auch „auf kurzer Strecke“ Sehnsüchte und Träume von Menschen wiedergeben zu können – „klug komponiert“ und „ohne ein Wort zu viel“ (MDR). Auch in Meyers jüngstem Band, Die stillen Trabanten (2017), in dem er sich wieder dem Format der Kurzgeschichte zuwendet, finden sich Erzählungen von „verlorenen Schlachten“ und „überwältigenden Wünschen“, wie es der Verlag formuliert. Mit dem Werk gastiert Meyer 2019 für zehn Tage in mehreren italienischen Städten.

Auf der Leinwand

Immer wieder schaffen es Meyers Geschichten auf die Leinwand: Als wir träumten wurde 2015 von Regisseur Andreas Dresen verfilmt, In den Gängen, eine Kurzgeschichte aus Die Nacht, die Lichter lief 2018 im Kino. Zuvor schon lieferte Meyer das Drehbuch für den Boxerfilm Herbert, der 2016 in die Kinos kam. Seine jüngste filmische Arbeit ist das Drehbuch für den hr-Tatort Angriff auf Wache 08, der am 20. Oktober 2019 mit Ulrich Tukur in der Hauptrolle ausgestrahlt wurde. 

In eigenen Worten

„Authentische Literatur gibt es nicht. Du kannst nur die Erfahrungen nehmen und mit einem Vorschlaghammer zertrümmern. Dann setzt Du sie neu zusammen.“ (ZEIT Online)
Theaterprobe am Leipziger Centraltheater 2010: Szene aus „Die Nacht, die Lichter“, einer Liebesgeschichte, die sich im kalten Neonlicht eines Großmarktes entwickelt. Theaterprobe am Leipziger Centraltheater 2010: Szene aus „Die Nacht, die Lichter“, einer Liebesgeschichte, die sich im kalten Neonlicht eines Großmarktes entwickelt. | Foto (Detail): © picture alliance/dpa/Peter Ending

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