Film
Freundschaft und Poesie: die Utopie von Percy Adlon

ZUCKERBABY
Foto: Pelemele Film

Das Goethe-Institut und Cine Amigos del Bellas Artes präsentieren eine Auswahl von Filmen des bemerkenswerten bayrischen Filmemachers Percy Adlon, einem der erfolgreichsten Regisseure der 80er Jahre.

Auditorium bei Amigos del Bellas Artes

Trotz des großen kommerziellen Erfolgs von Bagdad Café 1987 ist ein Großteil seiner Filme in Argentinien weitgehend unbekannt. Und das, obwohl unter seinen Filmen sehr beachtenswerte Werke zu finden sind, wie zum Beispiel sein erster Kinofilm Celeste, der auf dem Filmfestival von Cannes 1981 großen Eindruck hinterließ. In Bayern aufgewachsen, hatte Adlon schon früh zahlreiche Interessen, von der Musik und der bildenden Kunst bis hin zur Schauspielerei, bevor er als Dokumentarfilmemacher beim Bayrischen Fernsehen landete. Ab 1970 drehte der dort mehr als 150 Produktionen bis zu seinem ersten Fernsehfilm, dem Biodrama Der Vormund und sein Dichter, der sich mit den letzten Lebensjahren des Schriftstellers Robert Walser beschäftigt. Hier taucht zum ersten Mal das immer wiederkehrende Thema seiner Fiktionen auf, die sich fast immer mit einem Künstler beschäftigen: die unerwartete Freundschaft zwischen sehr unterschiedlichen Menschen. Seine Hauptfiguren sind Marcel Proust und seine Hausangestellte, Walser und sein Beschützer, eine deutsche Frau und eine Barbesitzerin in der amerikanischen Wüste, Sophie Scholl und Else Gebe, die Angestellte eines Beerdigungsunternehmens und ein U-Bahn-Arbeiter. In all seinen Filmen – auch in denjenigen, die sehr tragische Geschehnisse beschreiben – gibt es einen ständigen Appell an die Poesie der Bilder und den Optimismus, als ob Adlon glaube, dass auch das größte Übel der Geschichte durch die Kunst korrigiert werden kann. (Leonardo M. D’Espósito) 


DIE FILME


BAGDAD CAFE 
Regie: Percy Adlon, Farbe, 108 Min., 1987

BAGDAD CAFE
Foto: Pelemele Film
Die bayerische Geschäftsfrau Jasmin Münchgstettner strandet nach einem Ehestreit allein in der Mojave-Wüste. Sie steigt in einem schäbigen Motel mit Café und Tankstelle ab, dem Bagdad Cafe. Hier herrscht Brenda, eine ewig zeternde Farbige. Dann sind da noch Brendas Sohn samt Nachwuchs, ihre aufreizende Tochter Phyllis, eine geheimnisvolle Tätowiererin und der Kulissenmaler Rudi Cox aus Hollywood. Rudi malt Jasmin in Öl in fortschreitenden Stadien der Entkleidung. Jasmin gewinnt allmählich Brendas Vertrauen und möbelt den Laden wieder auf. Mit Tricks aus einem alten Zauberkasten werden die beiden Frauen schließlich zum Geheim-tipp der Gegend. Ein einfühlsamer Film über die Freundschaft von zwei Frauen aus ganz verschiedenen Welten.
Freitag 4.10. 19 Uhr und  Samstag 26.10. 20 Uhr

CÉLESTE
Regie: Percy Adlon, Farbe, 106 Min., 1981

CELESTE
Foto: Pelemele Film
Paris um 1920, zwei Menschen leben zurückgezogen in einer Wohnung. Es sind Marcel Proust, der im Bett liegt und schreibt, und seine Haushälterin Céleste, die geduldig in der hintersten Ecke der Küche darauf wartet, dass ihr Herr nach ihr klingelt. Sie ist zwanzig und kommt aus der Provinz, er ist um die Fünfzig und muss bald sterben. Sie lebt nur für ihn, er lebt nur für sein Buch. Zwei Gefangene in der abgeschotteten Welt einer Wohnung.
Freitag 11.10. 19 Uhr und Samstag 19.10. 20 Uhr
 
FÜNF LETZTE TAGE 
Regie: Percy Adlon, Farbe, 112 Min., 1982

FUNF LETZTE TAGE
Foto: Pelemele Film
Else Gebel war Zellengenossin der Studentin Sophie Scholl im Gefängnis der Gestapo. Sie hat Sophies letzte fünf Tage vor der Hinrichtung am 22. Februar 1943 miterlebt. Die einundzwanzigjährige Sophie Scholl war am 18.02.43 mit ihrem Bruder in der Münchner Universität verhaftet worden.
Samstag 5.10. 17.30 Uhr und Freitag 18.10. 19 Uhr
 



DER VORMUND UND SEIN DICHTER: ROBERT WALSER
Regie: Percy Adlon, Farbe, 89 Min., 1978

VORMUND UND SEIN DICHTER
Foto: Pelemele Film
Der Film schildert die Begegnungen zwischen dem psychisch kranken Schweizer Dichter Robert Walser (1878-1956) und dem Kritiker, Herausgeber und Mäzen Carl Seelig (1894-1962). Walser lebte von 1933 bis zu seinem Tod in der Heilanstalt Herisau. Seelig besuchte ihn dort zu gemeinsamen Fußmärschen, die oft Wettbewerbscharakter annahmen und immer in Wirtshäusern endeten. Seelig, der Kulturmensch, will Mitteilungen von einem, den der Kulturbetrieb zerbrochen hat. Das Gerangel zwischen dem Künstler und dem Kunstkenner ist nicht ohne Komik.
Samstag 19.10. 17.30 Uhr und Freitag 25.10. 19 Uhr
 

ZUCKERBABY
Regie: Percy Adlon, Farbe, 86 Min., 1984/85

ZUCKERBABY 2
Foto: Pelemele Film
Ziemlich rund, nicht mehr die Jüngste und ein Job als Leichenfrau – ihr Leben fließt eintönig dahin. Eines Tages aber trifft sie die Stimme eines U-Bahn-Zugführers wie ein Blitzschlag. Sie setzt alles daran, den Mann ihrer Träume kennenzulernen. Sie nimmt Urlaub und erforscht den Dienstplan und das Leben ihres „Zuckerbabys“, kauft sich Pumps und Reizwäsche. Als sie den jungen Mann schließlich in ihr Netz gelockt hat, beginnt eine ungewöhnliche Romanze ... Von Kamerafrau Johanna Heer in knallige Primärfarben getaucht, lebt der Film nicht zuletzt von seinen Hauptdarstellern, der faszinierenden Marianne Sägebrecht und dem komisch-naiven Eisi Gulp.
Samstag 5.10. 20 Uhr
 

Details

Auditorium bei Amigos del Bellas Artes

Av. Figueroa Alcorta 2270
Buenos Aires

Eintritt frei. Begrenzte Anzahl an Plätzen, Einlass nach der Reihe.