Film Die Kinder von Golzow

Kinder von Golzow 3 Foto: absolut Medien GmbH

02.12. bis 10.12.2017

Sala Leopoldo Lugones / Teatro San Martín

Eine Langzeitdokumentation von Winfried und Barbara Junge. Argentinische Uraufführung.

Vom 2. bis 10. Dezember präsentiert das Goethe-Institut zusammen mit dem Centro Cultural San Martín, der Stiftung Cinemateca Argentina und mit Unterstützung von DocBuenosAires in der Sala Leopoldo Lugones ausgewählte Episoden der Langzeitdokumentation Die Kinder von Golzow.
Ein einzigartiges Dokument der Filmgeschichte, das beinahe ein halbes Jahrhundert im Leben der Protagonisten und der Gesellschaft in der DDR porträtiert. Diese auf Filmfestivals in Berlin und Leipzig ausgezeichnete Chronik ist außerhalb Deutschlands bislang weitestgehend unbekannt.
 
Im Jahre 1961 - wenige Tage nach dem Bau der Berliner Mauer - gemeinsam in Golzow (Oderbruch) eingeschult und erstmals gefilmt, führte das Leben die »Kinder von Golzow« nach acht, zehn oder zwölf Jahren auf verschiedenen Wegen auseinander. Ihre Geschichten - und die mit ihnen verbundenen Blicke auf unterschiedliche Lebenswirklichkeiten veranschaulichen sowohl ein Stück Geschichte der DDR als auch des DEFA Dokumentarfilms. Die eine wie die andere ist beendet.

Seit 1990 dokumentierte die Chronik das Leben in Zeiten nach der deutschen Wiedervereinigung. 2007 schlossen Winfried und Barbara Junge die Reihe mit dem Film … DANN LEBEN SIE NOCH HEUTE ab. Eine Langzeitbeobachtung wie die über die »Kinder von Golzow« ist eine Innovation und will den Zuschauer dazu bringen, genau hinzusehen und zuzuhören. Er soll sich wiedererkennen im Mitmenschen, sich mit dem durchschnittlichen Zeitgenossen in Vergleich setzen.
 
„Die Idee für die Langzeitbeobachtung stammt von Karl Gass, Nestor des DEFA-Dokumentarfilms (1917 – 2009). In Golzow hatte man eine neue, zentrale Schule für die Gemeinden der Gegend gebaut. Sie machte es möglich, nun auch auf dem Lande zehn Jahre zu lernen. Die Zwergschulen sollten ausgedient haben. Auch und gerade in einer Landschaft wie dem Oderbruch, über das 1945 verheerend der Krieg gekommen war, der Dörfer, Felder und Fluren verwüstete. Die junge Generation sollte sich bilden können, auch um den »sozialistischen Aufbau« mit zu gestalten. Die künftigen ABC-Schützen saßen bereits als Gruppe im Buddelkasten des Kindergartens gegenüber der Schule. Sie gefielen uns. Um einen solchen Film miteinander zu machen, mussten wir Freunde werden. Und so ist es bis heute geblieben.
Nach zusammenfassenden Filmen über die Gruppe, den Ort, Land- und Landwirtschaft, die Golzower Zeitgeschichte und die Werkstatt der Chronik wollten wir uns mit Blick auf den Abschluss unseres »Lebenswerks« ausschließlich weiter auf Geschichte und Porträt des einzelnen Helden konzentrieren und ihm so gerecht zu werden versuchen. Wir kehrten damit zu jenem Konzept zurück, das sich als das spezifisch richtigste, wesentlichste und eindrucksstärkste erwiesen hat und das wir selbst begründeten: das Biographische als Möglichkeit, Zeitgeschichte im individuellen Schicksal zu reflektieren. Für die letzten veröffentlichten Biographien lag das Material zu etwa neun Zehnteln vor. Es ging nun vor allem um das »Wie« einer abschließenden Aufarbeitung des Dokumentierten, um letzte Aufnahmen zu »Redaktionsschluss« einzelner Lebensläufe und vor allem um die Chancen und Mittel für ihre Veröffentlichung. Diese abschließenden Aufnahmen zeigen, wonach der Zuschauer fragt: Wie es dem einzelnen Golzower, dessen Lebenschronisten wir über eine so lange Zeit waren, im soundsovielten Jahr der deutschen Wiedervereinigung geht, wie er denkt und was sich in seinem Leben und Denken verändert hat. Eine Langzeitbeobachtung wie die über die »Kinder von Golzow« will den Zuschauer wieder dazu bringen, genau hinzusehen und zuzuhören. Er soll sich wiedererkennen im Mitmenschen, sich mit dem Durchschnittszeitgenossen in Vergleich setzen können.“
(Winfried Junge)
 
Gezeigt werden 11 Filme der Serie aus den Jahren 1961 bis 1992, die meisten in Erstaufführung in Argentinien. Die Vorstellung am Samstag, den 2. Dezember um 18:30 Uhr wird präsentiert von dem Filmkritiker, Dozenten und Filmforscher Eduardo A. Russo.

PROGRAMM 

SAMSTAG, 2.12., SONNTAG, 3.12. UND MONTAG, 4.12.
►jeweils um 18:30 Uhr (142 Minuten Gesamtspielzeit)

Kinder von Golzow 1 Foto: absolut Medien GmbH Wenn ich erst zur Schule geh, 1961, 13 Min., s/w

Die Kinder von Golzow, sechs oder sieben Jahre alt, im Kindergarten. Ihre gemeinsame Einschulung, die ersten Schultage. Das spielerische Erlernen des ersten Buchstabens. Konflikte zwischen dem Wollen und dem Müssen.


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Kinder von Golzow 2 Foto: absolut Medien GmbH Nach einem Jahr - Beobachtungen in einer ersten Klasse, 1962, 14 Min., s/w

Wie sich die Klassengemeinschaft formt. Ihre Umwelt und die Erlebnisse und Entdeckungen, welche ihnen die Schule vermittelt. Im Unterricht finden sie Niederschlag. Am Ende des Schuljahres erhalten sie ihr erstes Zeugnis und sind Junge Pioniere.

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Kinder von Golzow 4 Foto: absolut Medien GmbH Elf Jahre alt, 1966, 29 Min., s/w

Die Altersstufe in einem Gruppenporträt der fünften Klasse. Sie machen Vorschläge fürs Filmen in der Schule, der Freizeit und im Elternhaus. Neue Herausforderungen durch den Unterricht, die Wissen und neue Fragen bringen und ihren Horizont weiten.

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Kinder von Golzow 5 Foto: absolut Medien GmbH Wenn man vierzehn ist, 1969, 36 Min., s/w

Sie sind nun keine Kinder mehr. Junge Staatsbürger profilieren sich. Die Zeit vor der Jugendweihe und ihre Feier. Sie besuchen Weimar, das ehemalige KZ Sachsenhausen, das Petrolchemische Kombinat Schwedt, und manche entscheiden sich, nach der 8. Klasse in den Beruf zu gehen oder in der Kreisstadt das Abitur zu machen.

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Die Prüfung, 1971, 19 Min., s/w

Die Abschlussprüfung der Sechzehn- und Siebzehnjährigen am Ende der 10. Klasse. Der Einzelne in den Minuten, in denen er zeigen soll, was er kann und wer er ist. Ein letztes Klassenfest, ehe die Gruppe auseinander geht.

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Ich sprach mit einem Mädchen, 1975, 30 Min, s/w

Ein Klassentreffen der um die Zwanzigjährigen in der alten Schule. Woran man sich erinnert, was der Einzelne Neues zu erzählen hat. Eine von ihnen: Marieluise. Ihre Liebe, ihre Arbeit, ihre Ansprüche an sich und die Welt, in die sie eingetreten ist.

Die Vorstellung am Samstag, den 2. Dezember um 18:30 Uhr wird präsentiert von dem Filmkritiker Eduardo A. Russo.

►Jeweils um 21:30 Uhr
Kinder von Golzow 7 Foto: absolut Medien GmbH Anmut sparet nicht noch Mühe, 1979/80, 105 Min., s/w

Der erste zusammenfassende Film über den Weg der Klasse und die gemeinsamen Lebensstationen. Aber auch die verschiedenen Wege in den Beruf, in der Liebe, zu Ehe und Familie. Wie auch als Soldat. Eine Gruppenchronik, betrachtet aus dem historischen Abstand des 35. Jahres des Endes des 2. Weltkrieges und nach 18 Drehjahren.
 
DIENSTAG, 05.12.
 
►19 Uhr                    
Lebensläufe - Die Geschichte der Kinder von Golzow in einzelnen Porträts – Teil 1
DDR, 1980, 128 Min.

Eine Folge von neun biografischen Einzelskizzen mit einem Pro- und Epilog zu Golzow und der Langzeitbeobachtung. Vertiefung der vorangegangenen Chronik. Die Golzower in der Gegenwart, von der aus Rückblicke auf das bisherige Leben und die Lebenskonflikte des Einzelnen gegeben werden. Ausgezeichnet mit dem Ehrenpreis des Filmfestivals Leipzig 1982, sowie mit dem Kritikerpreis (Fipresci) bei der Berlinale 1982.
 
►21:30 Uhr
Lebensläufe - Die Geschichte der Kinder von Golzow in einzelnen Porträts – Teil 2
DDR, 1980, 128 Min.
 
MITTWOCH, 06.12.
 
►16:30 Uhr 
Drehbuch: Die Zeiten - Drei Jahrzehnte mit den Kindern von Golzow und der DEFA, 1992 - Teil 1

Der erste filmische Rückblick nach dem Fall der Mauer und dem Ende der DDR. Im Rahmen eines Wiedersehens der »Kinder von Golzow« am 1. Jahrestag der deutschen Einheit und ihrer gemeinsamen Fahrt nach Hamburg ein Werkstattbericht, der die 30-jährige Geschichte der Golzower Chronik aus der neuen deutschen Situation wie auch die Veränderungen, Gedanken und Gefühle im Leben der Porträtierten dokumentiert. (88 Min.)
 
►19 Uhr                      
Drehbuch: Die Zeiten - Drei Jahrzehnte mit den Kindern von Golzow und der DEFA, 1992 - Teil 2 (88 Min.)
 
►21:30 Uhr
Drehbuch: Die Zeiten - Drei Jahrzehnte mit den Kindern von Golzow und der DEFA, 1992 - Teil 3 (88 Min.)
 
DONNERSTAG, 07.12.

►Um 16:30 Uhr und 20 Uhr 
Das Leben des Jürgen von Golzow, 1993-94

Der erste, über die »Wende« hinaus weitergeführte Lebenslauf eines der »Kinder von Golzow« als eigenständiger Langfilm, der vom Werdegang des ersten Helden unseres ersten Films erzählt und dabei das von Jürgen, der Maler und Tapezierer wurde, und »seinem« Golzow, in dem er noch immer lebt, vorhandene reichhaltige Material nutzt. Präsentiert auf den Filmfestivals in Berlin, Augsburg und Leipzig. (176 Min.)
 
SAMSTAG 09.12.

►Um 14 Uhr und 19 Uhr
Lebensläufe - Die Geschichte der Kinder von Golzow in einzelnen Porträts – Teil 1 (128 Min.)
(siehe Dienstag, 05.12.)
 
►Um 16:30 Uhr und 21:30 Uhr
Lebensläufe - Die Geschichte der Kinder von Golzow in einzelnen Porträts – Teil 2 (128 Min.)
(siehe Dienstag, 05.12.)
 
SONNTAG, 10.12.
 
►16:30 Uhr
Drehbuch: Die Zeiten - Drei Jahrzehnte mit den Kindern von Golzow und der DEFA, 1992 - Teil 1 (88 Min.) (siehe Mittwoch, 06.12.)
  
►19 Uhr
Drehbuch: Die Zeiten - Drei Jahrzehnte mit den Kindern von Golzow und der DEFA, 1992 - Teil 2 (88 Min.)
  
►21:30 Uhr
Drehbuch: Die Zeiten - Drei Jahrzehnte mit den Kindern von Golzow und der DEFA, 1992 - Teil 3 (88 Min.)
 



 

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