Täterdarstellungen in der Fiktion Ariel Magnus: Das zweite Leben des Adolf Eichmann

Ariel Magnus © Dominik Asbach

Samstag, 4. Dezember
15 Uhr (ARG)

Online

In diesem Jahr jährt sich der Prozess gegen Adolf Eichmann, einen der Hauptverantwortlichen für die millionenfache Ermordung europäischer Jüdinnen und Juden, zum 60. Mal. Er war 1950 nach Argentinien geflohen und untergetaucht, wurde von israelischen Agenten nach Israel entführt und dort vor Gericht gestellt. Der argentinische Schriftsteller Ariel Magnus hat sich in seinem Buch El desafortunado (Das zweite Leben des Adolf Eichmann) literarisch mit der Figur Eichmanns auseinandergesetzt und wird seinen Roman im Gespräch mit Patrick Eser vorstellen.

Der Eichmann-Prozess erfuhr internationale mediale Aufmerksamkeit und wurde prominent beobachtet und kommentiert, u.a. von Hannah Arendt, die mit Blick auf Eichmanns Verhalten vor Gericht die Formel der “Banalität des Bösen” prägte. Der Fall Eichmann löste zahlreiche Debatten aus, die nachhaltigen Einfluss auf die rechtliche Aufarbeitung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit und die Erinnerung an die Shoah gezeitigt haben.

Nachdem Ariel Magnus erfahren hat, dass Eichmann - ebenso wie einige andere aus Deutschland geflohene Nazis - einst im gleichen Stadtviertel in Buenos Aires gewohnt hatte, wie er später selbst, lässt ihn dieses Thema nicht mehr los. In seiner schriftstellerischen Auseinandersetzung mit Eichmann versucht Ariel Magnus, in den Kopf und die Ideologie des ‚Schreibtischtäters des Massenmordes’ vorzudringen – auf sarkastische und doppelbödige Weise.

Diese erste literarische Fiktionalisierung der Figur Eichmanns erschien 2020 bei Seix Barral unter dem Titel El desafortunado und 2021 in Deutschland bei Kiepenheuer & Witsch unter dem Titel Das zweite Leben des Adolf Eichmann, übersetzt von Silke Kleemann. Inzwischen sind zahlreiche weitere Übersetzungen erschienen, u.a. ins Französische.

Im Gespräch mit Patrick Eser, Romanist, Dozent und DAAD-Lektor an der Universität Buenos Aires, wird Ariel Magnus über sein Buch sprechen und dabei unter anderem die Rolle der Fiktion in der Betrachtung dieses für unzählige Morde verantwortlichen Täters beleuchten.

Die Autorenbegegnung findet statt im Rahmen der Veranstaltungsreihe Die Rezeption des Eichmann-Prozess in transnationaler Perspektive, die von den DAAD-Lektoraten an der Universidade de São Paulo (USP), an der Universidad de Buenos Aires (UBA) sowie der Cátedra libre Walter Benjamin (UBA) anlässlich des 60. Jahrestags des Eichmann-Prozesses organisiert wird.

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