Literatur Monika Rinck: Das Gedicht ist da

Monika Rinck Foto: Gene Glover

21., 23. und 24.09.2016

Goethe-Institut Buenos Aires

Die Dichterin und Gewinnerin des Kleist-Preises ist eine unbestreitbare Größe der zeitgenössischen deutschen Lyrik. Im September kommt sie auf Einladung des Goethe-Instituts zum Internationalen Poesie-Festival Rosario. Da die Autorin auch als Übersetzerin tätig ist, wird sie zuvor in Buenos Aires mit Silvana Franzetti und Jorge Fondebrider ein Gespräch über Dichtung und Übersetzung führen.

„Stellen Sie sich vor, Sie würden alles sofort verstehen…“, ruft Monika Rinck dem Leser zu und das in genau dem fordernden Ton, der ihr gesamtes neues Werk Risiko und Idiotie durchdringt. Es ist eine Essaysammlung, die sich der Bedeutung des Gedichtes widmet. Was wäre wenn? Gäbe es weder innerlichen noch äußerlichen Widerstand, meint Rinck, müsse der Leser schon von vornherein den Verlust des Empfindens von Überraschung und Erstaunen in Kauf nehmen. Risiko und Idiotie ist tatsächlich eine sehr poetische Sammlung von „Streitschriften“, in der sich die deutsche Autorin dazu veranlasst sieht, die Existenz des Gedichtes zu verteidigen (und das, so unverständlich wie es auch sein mag – oder gerade deswegen). „Es ist nicht so, dass die Beschäftigung mit Gedichten Ihnen Zeit nimmt“, erinnert die Dichterin in ihrem Buch. Ganz im Gegenteil aktiviere die Beschäftigung mit Gedichten Erkenntnisprozesse beim Leser.

Die Gewinnerin des Heinrich-von-Kleist-Preises 2015 (eine Auszeichnung, die schon Autoren wie Bertolt Brecht, Heiner Müller, Ernst Jandl, Alexander Kluge, Ferdinand von Schirach oder Katja Lange-Müller verliehen wurde) ist heute eine der bedeutendsten Stimmen der zeitgenössischen deutschen Lyrik. Über das Schreiben hinaus übersetzt Rinck zusammen mit Orsolya Kalàsz aus dem Ungarischen. Außerdem kooperiert sie mit Musikern sowie Komponisten und „von Zeit zu Zeit“, so sagt sie, unterrichtet sie an der Universität für angewandte Kunst Wien. Rinck wurde 1969 in Zweibrücken geboren, studierte Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaften, Germanistik und Religionswissenschaften an der Universität Yale New Haven, in Bochum und in Berlin, wo sie heute auch lebt. Die kreative Schriftstellerin veröffentlicht seit 1989 in verschiedenen Verlagen; jüngst bei kookbooks, der Diva unter den unabhängigen Verlagen Deutschlands. Ihr aktuellster Gedichtband Honigprotokolle ist 2012 bei kookbooks erschienen und gewann den Huchel-Preis. 2015 veröffentlichte sie im selben Verlag Risiko und Idiotie. Viele weitere Gedichte von Monika Rinck sind in verschiedenen Sprachen auf der Website Lyrikline zu lesen. Darüber hinaus ist diese vielprämierte Dichterin Mitglied des P.E.N.-Clubs, der Akademie der Künste Berlin und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.

Bei ihrem zweiten, vom Goethe-Institut initiierten Besuch in Argentinien wird Monika Rinck am Internationalen Poesie-Festival Rosario teilnehmen, wo sie Gedichte präsentieren wird, die von der argentinischen Dichterin und Übersetzerin Silvana Franzetti und dem in Berlin ansässigen Dichter und Grafikdesigner Carlos Capella übersetzt wurden. Zuvor wird Monika Rinck an einem Treffen des Clubs der Literaturübersetzer in der Bibliothek des Goethe-Instituts Buenos Aires teilnehmen. Hier wird sie über Dichtung und Übersetzung sprechen.


Aktivitäten von Monika Rinck in Buenos Aires und Rosario

Dichter, die Gedichte übersetzen
Monika Rinck im Gespräch mit Silvana Franzetti und Jorge Fondebrider
Mittwoch, 21. September 2016 um 19 Uhr. Club de Traductores Literarios de Buenos Aires in der Bibliothek des Goethe-Instituts, Avenida Corrientes 343. Eintritt frei.
 
Monika Rinck beim Internationalen Poesie-Festival Rosario

Monika Rinck präsentiert Gedichte, die von Silvana Franzetti und Carlos Capella übersetzt wurden.
Freitag, 23. und Samstag, 24. September 2016. Weitere Informationen bald auf der Webseite des Festivals:


Silvana Franzetti (Buenos Aires, 1965) ist Dichterin und Übersetzerin. Sie lebt und arbeitet in Buenos Aires. Zu ihren Publikationen zählen Edición bilingüe (Vox, 2006) und Mobile (Libros de Tierra Firme, 1999); die Sachbücher Telegrafías (La Marca, 2001) und Mentiras (Berlin 1+1=11, 2010), die jeweils in Zusammenarbeit mit Mariana Bustelo und Roberto Equisoain entstanden sind, sowie die Plaquetten Cuadrilátero circular (Casa de la Poesía, 2002; Dársena 3, 2007) und Destino de un hombre agitado (Seis sellos, 1994). Darüber hinaus hat sie Variationen ihrer poetischen Texte in Installationen und Videogedichten realisiert. Sie übersetzte deutsche zeitgenössische Poesie von unter anderem Hilde Domin, Reiner Kunze, Monika Rinck und Volker Braun, von denen letztere auch auf www.lyrikline.org verfügbar sind. Eine Übersetzung des Werkes von Volker Braun ist derzeit in Vorbereitung für die Veröffentlichung im Verlag El jardín de las delicias.

Jorge Fondebrider (Buenos Aires, 1956) hat die Gedichtbände Elegías, Imperio de la luna, Standards, Los últimos tres años und La extraña trayectoria de la luz sowie Gesammelte Gedichte 1983-2013 veröffentlicht. Er hat den Band Conversaciones con la poesía argentina zusammengestellt, der Interviews mit argentinischen Dichtern, die zwischen 1919 und 1940 geboren sind, vereint. Seine Bibliografie wird ergänzt durch die Werke La paja en el ojo ajeno. Kulturjournalismus in Argentinien 1983-1998 (mit Pablo E. Chacón), Buenos Aires ajena, La ciudad vista por los viajeros extranjeros. 1536-1999 (Emecé); Versiones de la Patagonia. 1536-1900; Licantropía. Historias de hombres lobos de Occidente und La París de los argentinos. Als Poesieübersetzer hat er u.a. Poemas, von Henri Deluy; Poesía francesa contemporánea. 1940-1997; Poesía irlandesa contemporánea (mit Gerardo Gambolini); Reynardine y otras baladas angloescocesas (mit Gerardo Gambolini) und Antología poética, von Yves Di Manno, veröffentlicht. Darüber hinaus hat er auch Gustave Flaubert, Georges Perec, Bernard-Marie Koltès, Morris West, Paul Virilio, Claire Keegan, Patricia Highsmith, Richard Gwyn, Owen Martell und Jack London übersetzt. Er ist Gründungsmitglied der Zeitung für Poesie, bei der er von 1986 bis 1992 als Stellvertretender Chefredakteur arbeitete. 2004 erhielt er den Ordre des Palmes Académiques der Französischen Republik. Derzeit leitet er den Club der Literaturübersetzer in Buenos Aires.

Carlos Dante Capella ist Übersetzer, Autor und Grafikdesigner. Er wurde 1960 im argentinischen Patagonien geboren und zog später nach Rosario, bis er 1989 nach Berlin übersiedelte, wo er seitdem wohnt. Als Gründer und Direktor der experimentellen Literaturzeitschrift La Muda (Rosario 1982-84), wurden seine Gedichte auch in Zeitschriften wie etwa Último Reino, Diario de poesía, Humboldt (Goethe-Institut), Alba. Lateinamerika lesen (Berlin), La Jornada (Mexiko), sowie in Gedichtsammlungen des Berliner Poesie-Festivals Latinale veröffentlicht. Er übersetzt überdies im Auftrag von Lettrétage (Berlin). Zu den Dichterinnen und Dichtern, deren Texte er aus dem Deutschen ins Spanische übersetzte zählen Swantje Lichtenstein, Monika Rinck, Tom Schulz, Norbert Lange, Mikael Vogel, Dominic Angeloch, Florian Voss; und vom Spanischen ins Deutsche zum Beispiel Xavier Valcarcel (Puerto Rico).

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