Film Doc Buenos Aires

Kinder von Golzow 3 Foto: absolut Medien GmbH

13.10 bis 15.10.2017

El Cultural San Martín

Vom 12. bis zum 18. Oktober findet in Buenos Aires die 17. Dokumentarfilmwoche DocBuenosAires statt, die eine Palette der besten nationalen und internationalen Autorendokumentarfilme präsentiert.

In diesem Jahr präsentiert das Goethe-Institut in diesem Rahmen den ersten Teil der Langzeitdokumentation DIE KINDER VON GOLZOW, ein einzigartiges Dokument, das nicht nur die Geschichte der DDR sondern auch das Schaffen der staatlichen Filmproduktion DEFA widerspiegelt. In 20 Filmen dokumentierten Barbara und Winfried Junge zwischen 1961 und 2007 die unterschiedlichen Etappen im Leben der Kinder, die 1961, kurz nach dem Bau der Berliner Mauer in Golzow (Oderbruch) eingeschult wurden.

Die Kinder von Golzow
(1961-1980, DDR), sieben Filme von Barbara und Winfried Junge
13.-15. Oktober 2017

Gezeigt werden die ersten sieben Episoden der Reihe (1961-1980). Am Sonntag, den 15. Oktober um 17 Uhr präsentiert der Filmkritiker, Dozent und Filmforscher Eduardo A. Russo die drei aufeinanderfolgenden Programme.
 
Im Jahre 1961 - wenige Tage nach dem Bau der Berliner Mauer - gemeinsam in Golzow (Oderbruch) eingeschult und erstmals gefilmt, führte das Leben die »Kinder von Golzow« nach acht, zehn oder zwölf Jahren auf verschiedenen Wegen auseinander. Ihre Geschichten - und die mit ihnen verbundenen Blicke auf unterschiedliche Lebenswirklichkeiten veranschaulichen sowohl ein Stück Geschichte der DDR als auch des DEFA Dokumentarfilms. Die eine wie die andere ist beendet.

Seit 1990 dokumentierte die Chronik das Leben in Zeiten nach der deutschen Wiedervereinigung. 2007 schlossen Winfried und Barbara Junge die Reihe mit dem Film … DANN LEBEN SIE NOCH HEUTE ab. Eine Langzeitbeobachtung wie die über die »Kinder von Golzow« ist eine Innovation und will den Zuschauer dazu bringen, genau hinzusehen und zuzuhören. Er soll sich wiedererkennen im Mitmenschen, sich mit dem durchschnittlichen Zeitgenossen in Vergleich setzen.

„Die Idee für die Langzeitbeobachtung stammt von Karl Gass, Nestor des DEFA-Dokumentarfilms (1917 – 2009). In Golzow hatte man eine neue, zentrale Schule für die Gemeinden der Gegend gebaut. Sie machte es möglich, nun auch auf dem Lande zehn Jahre zu lernen. Die Zwergschulen sollten ausgedient haben. Auch und gerade in einer Landschaft wie dem Oderbruch, über das 1945 verheerend der Krieg gekommen war, der Dörfer, Felder und Fluren verwüstete. Die junge Generation sollte sich bilden können, auch um den »sozialistischen Aufbau« mit zu gestalten. Die künftigen ABC-Schützen saßen bereits als Gruppe im Buddelkasten des Kindergartens gegenüber der Schule. Sie gefielen uns. Um einen solchen Film miteinander zu machen, mussten wir Freunde werden. Und so ist es bis heute geblieben.
Nach zusammenfassenden Filmen über die Gruppe, den Ort, Land- und Landwirtschaft, die Golzower Zeitgeschichte und die Werkstatt der Chronik wollten wir uns mit Blick auf den Abschluss unseres »Lebenswerks« ausschließlich weiter auf Geschichte und Porträt des einzelnen Helden konzentrieren und ihm so gerecht zu werden versuchen. Wir kehrten damit zu jenem Konzept zurück, das sich als das spezifisch richtigste, wesentlichste und eindrucksstärkste erwiesen hat und das wir selbst begründeten: das Biographische als Möglichkeit, Zeitgeschichte im individuellen Schicksal zu reflektieren. Für die letzten veröffentlichten Biographien lag das Material zu etwa neun Zehnteln vor. Es ging nun vor allem um das »Wie« einer abschließenden Aufarbeitung des Dokumentierten, um letzte Aufnahmen zu »Redaktionsschluss« einzelner Lebensläufe und vor allem um die Chancen und Mittel für ihre Veröffentlichung. Diese abschließenden Aufnahmen zeigen, wonach der Zuschauer fragt: Wie es dem einzelnen Golzower, dessen Lebenschronisten wir über eine so lange Zeit waren, im soundsovielten Jahr der deutschen Wiedervereinigung geht, wie er denkt und was sich in seinem Leben und Denken verändert hat. Eine Langzeitbeobachtung wie die über die »Kinder von Golzow« will den Zuschauer wieder dazu bringen, genau hinzusehen und zuzuhören. Er soll sich wiedererkennen im Mitmenschen, sich mit dem Durchschnittszeitgenossen in Vergleich setzen können.“
(Winfried Junge)

PROGRAMM I (56 Min)
Freitag 13.10. 17 Uhr
Sonntag 15.10. 17 Uhr (Einführung von Eduardo Russo)
 
Wenn ich erst zur Schule geh, 1961, 13 Min., s/w

Kinder von Golzow 1 Foto: absolut Medien GmbH Die Kinder von Golzow, sechs oder sieben Jahre alt, im Kindergarten. Ihre gemeinsame Einschulung, die ersten Schultage. Das spielerische Erlernen des ersten Buchstabens. Konflikte zwischen dem Wollen und dem Müssen.




Nach einem Jahr - Beobachtungen in einer ersten Klasse, 1962, 14 Min., s/w

Kinder von Golzow 2 Foto: absolut Medien GmbH Wie sich die Klassengemeinschaft formt. Ihre Umwelt und die Erlebnisse und Entdeckungen, welche ihnen die Schule vermittelt. Im Unterricht finden sie Niederschlag. Am Ende des Schuljahres erhalten sie ihr erstes Zeugnis und sind Junge Pioniere.



Elf Jahre alt, 1966, 29 Min., s/w

Kinder von Golzow 4 Foto: absolut Medien GmbH Die Altersstufe in einem Gruppenporträt der fünften Klasse. Sie machen Vorschläge fürs Filmen in der Schule, der Freizeit und im Elternhaus. Neue Herausforderungen durch den Unterricht, die Wissen und neue Fragen bringen und ihren Horizont weiten.



PROGRAMM II (85 Min.)
Freitag, 13.10. 19 Uhr
Sonntag 15.10. 19 Uhr
 
Wenn man vierzehn ist
, 1969, 36 Min., s/w

Kinder von Golzow 5 Foto: absolut Medien GmbH Sie sind nun keine Kinder mehr. Junge Staatsbürger profilieren sich. Die Zeit vor der Jugendweihe und ihre Feier. Sie besuchen Weimar, das ehemalige KZ Sachsenhausen, das Petrolchemische Kombinat Schwedt, und manche entscheiden sich, nach der 8. Klasse in den Beruf zu gehen oder in der Kreisstadt das Abitur zu machen.

Die Prüfung, 1971, 19 Min., s/w
Die Abschlussprüfung der Sechzehn- und Siebzehnjährigen am Ende der 10. Klasse. Der Einzelne in den Minuten, in denen er zeigen soll, was er kann und wer er ist. Ein letztes Klassenfest, ehe die Gruppe auseinander geht.

Ich sprach mit einem Mädchen, 1975, 30 Min, s/w
Ein Klassentreffen der um die Zwanzigjährigen in der alten Schule. Woran man sich erinnert, was der Einzelne Neues zu erzählen hat. Eine von ihnen: Marieluise. Ihre Liebe, ihre Arbeit, ihre Ansprüche an sich und die Welt, in die sie eingetreten ist.


PROGRAMM III (105 Min)
Samstag 14.10. 19 Uhr
Sonntag 15.10. 21 Uhr
 
Anmut sparet nicht noch Mühe, 1979/80, 105 Min., s/w

Kinder von Golzow 7 Foto: absolut Medien GmbH Der erste zusammenfassende Film über den Weg der Klasse und die gemeinsamen Lebensstationen. Aber auch die verschiedenen Wege in den Beruf, in der Liebe, zu Ehe und Familie. Wie auch als Soldat. Eine Gruppenchronik, betrachtet aus dem historischen Abstand des 35. Jahres des Endes des 2. Weltkrieges und nach 18 Drehjahren.
 

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