Happy Birthday! - Goethe on Demand Männerfreundschaften

Di, 01.11.2022 –
Mi, 30.11.2022

Online

Ab dem 1. November und den ganzen Monaten wird Männerfreundschaften (2018), von Rosa von Praunheim gezeigt. eine Kombination aus Spielfilm und Dokumentarfilm, in der Rosa von Praunheim homoerotische Beziehungen in der Zeit Goethes und seiner Zeitgenossen untersucht.

Im Jahr 2022 feiern wir die Geburtstage von Filmemacher:innen, Drehbuchautor:innen, Schauspielerinnen, Kameraleuten, Editorinnen des zeitgenössischen deutschen Kinos, und wie könnte man sie besser ehren als mit ihren eigenen Werken?   
 
Jeden Monat werden wir ein anderes Geburtstagskind feiern, indem wir einen seiner Filme auf unserer Online-Plattform Goethe on Demand zeigen. Jeder Film ist den ganzen Monat lang kostenlos verfügbar. Namen wie Rosa von Praunheim, Anne Zohra Berrached, Edin Hasanović und Judith Kaufmann sind Teil dieses erstaunlichen Programms - verpassen Sie es nicht!   


NOVEMBER


Rosa von Praunheim nimmt fraglos eine Sonderstellung im deutschen Film ein. Wie kein anderer verwebt er Autobiografisches mit öffentlichem Leben und filmischem Schaffen: Wegbereiter und führender Aktivist der Schwulen- und Lesbenbewegung in Deutschland, kontroverse öffentliche Figur, Bundesverdienstkreuzträger, unermüdlicher Filmemacher, Sachbuchautor, Theaterregisseur, Schriftsteller. Er gilt als wichtiger Vertreter des postmodernen deutschen Films in den Genres Dokumentar-, Autoren- und Avantgardefilm und als Pionier des queeren Kinos. Er filmt bewusst amateurhaft und schrill, überschreitet gezielt Grenzen bürgerlichen Geschmacks. Sein Werk umfasst über 150 Kurz- und Langfilme, Bücher, Hörspiele und Theaterstücke, Videos und Kurzbeiträge für das Fernsehen.  

1942 in Riga als Holger Mischwitzky geboren, Erst im Jahr 2000 erfährt er, dass er adoptiert wurde. Die Recherche nach seinen Wurzeln dokumentiert er 2006 in dem überaus persönlichen Film Meine Mütter - Spurensuche in Riga

1961 beginnt Rosa von Praunheim, wie er sich nun nennt, ein Studium der Malerei. Im Zug der Studentenbewegung bricht er sein Studium ab, arbeitet an Experimentalfilmen, Fotoserien, Manifesten. 1967 gibt er mit dem Kurzfilm Von Rosa von Praunheim sein Filmdebüt. Sein erster Langfilm, die mit Laiendarstellern gedrehte Low-Budget-Produktion Die Bettwurst (1970), avanciert schnell zum Kultfilm in der queeren Szene. Im gleichen Jahr erscheint sein wegweisender Film Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation in der er lebt, der hohe Wellen schlägt und Rosa von Praunheim über Nacht als Ikone der deutschen Schwulenbewegung etabliert. 

Homosexualität und ihre Geschichte bleiben das bestimmende Thema in seinem Schaffen: Der Einstein des Sex (1999), Männer, Helden, schwule Nazis (2004), Berlin Callboys (2012), um nur einige wenige herauszugreifen, ab den 80er Jahren auch die bedrückende Ausbreitung von AIDS wie etwa in dem ersten deutschen Spielfilm zum Thema AIDS, Ein Virus kennt keine Moral (1986).  

Wiederkehrende Sujets sind auch starke Frauenpersönlichkeiten wie in Unsere Leichen leben noch (1981), gesellschaftliche Außenseiter (Ich bin meine eigene Frau,1992) mit und über Charlotte von Mahlsdorf, sowie auch immer wieder New York (Überleben in New York, 1989).  

Zu seinem 70. Geburtstag 2012 widmen ihm seine ehemaligen Filmstudent*innen Tom Tykwer, Robert Thalheim, Axel Ranisch, Chris Kraus und Julia von Heinz mit dem Film Rosakinder eine sehr persönliche Hommage. Der Fernsehsender RBB strahlt zum selben Anlass unter dem Titel Rosas Welt eine Kurzfilmreihe des Filmemachers von 700 Minuten Länge aus - ein Novum im deutschen Fernsehen, denn nie zuvor wurde einem einzelnen Dokumentarfilmer so viel Sendezeit zur Verfügung gestellt.
  
2019 erhält von Praunheim bei dem bedeutenden schwul-lesbischen Pink Apple Festival in Zürich einen Preis für sein Lebenswerk. Das Filmfestival Max Ophüls Preis würdigt ihn 2020 „für seine Verdienste um den deutschsprachigen Film und als Wegbereiter der Schwulenbewegung in Westdeutschland“ mit dem Ehrenpreis des Saarbrücker Filmfestivals. 
  

ÜBER DEN FILM: MÄNNERFREUNDSCHAFTEN (2018)

Regie: Rosa von Praunheim 

War Goethe schwul? Und wie sieht es mit seinen Zeitgenossen aus? Inspiriert von Robert Tobins Buch „Warm Brothers. Queer Theory and the Age of Goethe“ (2000) geht Rosa von Praunheim in Spiel- und Dokumentarszenen diesen und anderen Fragen nach. Dabei wird keine dogmatische Umdeutung vorgenommen als vielmehr ein neuer Raum von Denkmöglichkeiten eröffnet. 

2018 beim Lichter Filmfest Frankfurt als Bester Langfilm ausgezeichnet. 
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