Film Neue deutsche Filme: Auf der Suche nach dem Schicksal

Kirschblueten Foto: Goethe-Institut

Fr, 20.03.2020 –
Sa, 25.04.2020

Casa Nacional del Bicentenario

Kino Palais und Goethe-Institut präsentieren eine Filmreihe mit sechs neueren deutschen Filmen. Hinzukommen außerdem Filme von Maren Ade und Doris Dörrie, zwei Regisseurinnen, deren Filme nichts an ihrer Aussagekraft verloren haben.

Die Filme zeigen und begleiten ihre Protagonisten und Protagonistinnen in neuen Lebensabschnitten und erörtern existenzielle Fragen in unterschiedlichen Situationen: ein neuer Job, Umzug in eine andere Stadt und einige grenzwertige Konstellationen. Acht deutsche Filmemacherinnen und Filmemacher, deren Arbeiten ein universelles Problem aufzeigen: die Auflösung des Status Quo.

Die Filme

Western
Regie: Valeska Grisebach, Farbe, 121 Min., 2015-2017
 
Western Foto: Goethe-Institut Ein Trupp deutscher Bauarbeiter beginnt in einer entlegenen Gegend Bulgariens mit der Errichtung eines Wasserkraftwerks. Auch wenn die Beziehungen zu den Bewohnern eines nahen Dorfs schwierig sind – nicht zuletzt wegen der vorerst kaum überwindbaren Sprachbarrieren gelingt es Meinhard, mit den Einheimischen Freundschaft zu schließen; sein Kollege Vincent verfolgt die Annäherungen mit eifersüchtigem Misstrauen. Mit WESTERN erzählt Valeska Grisebach von Gastarbeitern in der Fremde mit umgekehrten Voraussetzungen: Hier sind die Deutschen die Ausländer, und die Überwindung der Grenzen fällt ihnen nicht leichter als ihren Kollegen, die als Fremde nach Deutschland kommen.
 
Mit freundlicher Unterstützung von CDI Films
Freitag 20.03. 19 Uhr und Samstag 11.04. 19 Uhr

In den Gängen
Regie: Thomas Stuber, Farbe, 125 Min., 2018

In den Gaengen Foto: Sommerhaus Filmproduktion GmbH Christian hat einen neuen Job als Lagerarbeiter in der Getränkeabteilung eines Großmarkts – eine Welt, die den Kunden verwehrt bleibt; sie wäre unerträglich monoton, gäbe es nicht die Kollegen und die Hoffnung auf den Aufstieg zum Fahrer eines Gabelstaplers. Und wäre da nicht Marion von den Süßwaren, in die sich Christian schwer verliebt. Als er erfährt, dass Marion verheiratet ist, bricht für ihn eine Welt zusammen. Bruno, der ältere Staplerfahrer und väterliche Freund, kann ihm da kaum helfen – und plötzlich ist Bruno nicht mehr da.
 
In immer wieder gleichen oder sehr ähnlichen Einstellungen schaut die Kamera auf die Figuren, eingezwängt zwischen haushohen Regalen. Der beengenden Symmetrie vieler Bilder widersetzen sich die Protagonisten, und der Gabelstapler versetzt die Figuren in Bewegung – manchmal scheint er sie fast zum Tanzen zu bringen. IN DEN GÄNGEN gehört zu den wenigen neuen deutschen Filmen, die von Anfang an, bis hin zur Musik, mit einer sehr klaren, plausiblen ästhetischen Konzeption überzeugen.

Samstag 21.03. 19 Uhr und Freitag 17.04. 19 Uhr

Atlas
Regie: David Nawrath, Farbe, 100 Min., 2017

Atlas Foto: Goethe-Institut Zusammen mit seinem Speditionstrupp soll der Möbelpacker Walter, ein in die Jahre gekommener ehemaliger Gewichtheber, eine Wohnung zwangsräumen. Als sich die Tür des Altbaus öffnet, glaubt er in dem jungen Familienvater seinen Sohn zu erkennen, den er vor Jahren im Stich gelassen hat. Es beginnt eine vorsichtige Annäherung und ein folgenreicher Versuch, die junge Familie aus der Gefahr zu retten.

Freitag 27.03. 19 Uhr und Samstag 25.04. 19 Uhr

Der traumhafte Weg
Regie: Angela Schanelec, Farbe, 81 Min., 2016

Traumhafte Weg Foto: Filmgalerie 451 Vor vielen Jahren waren sie ein Paar. Gemeinsam zogen Theres und Kenneth 1984 durch Griechenland; ihre Reisen finanzierten sie mit Straßenmusik. Das unbeschwerte Glück nimmt ein jähes Ende, als Kenneth vom Unfall seiner Mutter erfährt und unverzüglich in die englische Heimat zurückkehrt. Als sich das Paar in Deutschland wieder begegnet, ist der Zauber von damals verflogen. 30 Jahre später in Berlin: Die Schauspielerin Ariane trennt sich von ihrem Mann David, einem renommierten Anthropologen. Von seiner neuen Wohnung aus, in der Nähe des Hauptbahnhofs, kann David einen Obdachlosen sehen. Als Theres an dem Mann auf der Straße vorbeigeht, erkennt sie: der Obdachlose ist Kenneth. Nach einem Blickwechsel geht sie wortlos weiter.

Samstag 28.03. 19 Uhr und Freitag 24.04. 19 Uhr

Kirschblüten – Hanami
Regie: Doris Dörrie, Farbe, 127 Min., 2007/08

Kirschblueten Foto: Goethe-Institut Der an Krebs erkrankte Rudi (Elmar Wepper) weiß nicht, dass er nur noch wenige Wochen zu leben hat. Einzig seine lebenslustige und esoterische Frau Trudi (Hannelore Elsner) kennt die Diagnose des Arztes und beschließt, eine letzte Reise mit ihm zu unternehmen. Als die beiden an der Ostsee sind, stirbt Trudi unerwartet – und Rudi erfüllt sich ihren größten Wunsch: einmal nach Japan reisen und den Mount Fuji sehen.

Freitag 03.04. 19 Uhr

Der Wald vor lauter Bäumen
Regie: Maren Ade, Farbe, 84 Min., 2003

Der Wald vor lauter Bäumen Foto: Komplizen Film Melanie Pröschle steht vor einem neuen Lebensabschnitt: Sie hat die Beziehung zu ihrem langjährigen Freund beendet, die Referendarzeit als Lehrerin abgeschlossen und zieht von Plochingen nach Karlsruhe, um dort ihre erste Stelle anzutreten. Beruflich wird die unsichere, oft auch linkische junge Frau ebenso scheitern wie privat. Mit ihren Kollegen kommt sie kaum in Kontakt, die Schüler nehmen sie nicht ernst und reagieren immer aggressiver. Melanie belügt sich und die anderen. Die Freundschaft, die sie viel zu aufdringlich bei ihrer Nachbarin Tina sucht, kommt nicht zustande. Endlich lernt sie, loszulassen – oder ist dies ein Weg in den Selbstmord?

Samstag 04.04 19 Uhr

Oray
Regie: Mehmet Akif Büyükatalay, Farbe, 100 Min., 2017-19
 
Oray Foto: Goethe-Institut Oray und Burcu sind jung und eigentlich glücklich verheiratet; aber manchmal gibt es eben Streit. Im Zorn brüllt Oray seiner Frau die islamische Scheidungsformel talaq auf die Mailbox, der örtliche Imam verordnet eine dreimonatige Ehepause. Oray zieht zu Freunden nach Köln und fasst bald Fuß in einer neuen Moschee, in der er sich gut aufgehoben fühlt, dessen Imam allerdings die Scheidungsformel strenger auslegt, als tatsächliche Scheidung. Damit hat Oray, der seine Frau noch immer abgöttisch liebt (und sie ihn auch), ein Problem, das ihn innerlich zu zerreißen droht. Denn seine neuen Freunde will er ebenso wenig enttäuschen wie er gegen die Regeln seines Glaubens verstoßen will. Der Film erzählt beinahe dokumentarisch davon, wie ein junger Mann, der kein Fanatiker ist, sondern sich einfach darum bemüht, ein gottgefälliges Leben zu führen, mit seinem Glauben und seinen Taten kämpft: Er zeigt, wie ein Einzelner sich an der Komplexität einer Religion abarbeitet und seine Erfüllung sucht zwischen dem Glauben an die Liebe und der Liebe zum Glauben.

Freitag 10.04 19 Uhr

Casting
Regie: Nicolas Wackerbarth, Farbe, 91 Min., 2016/17

Casting Foto: Südwestrundfunk Vera will ein Remake von Fassbinders DIE BITTEREN TRÄNEN DER PETRA VON KANT drehen, dabei aber die Rolle der Karin Timm (in Fassbinders Film: Hanna Schygulla) von einem Mann spielen zu lassen. Die Wahl der Hauptdarstellerin fällt ihr schwer, erfolglos testet sie eine Kandidatin nach der anderen. Gerwin, ein gescheiterter Schauspieler, hat die Aufgabe des Anspielpartners übernommen, zunächst ohne jede Aussicht, seinerseits eine Rolle in dem Film zu bekommen. Bald aber will er mehr als nur den Part eines Stichwortgebers und ist dafür auch zu Intrigen bereit. Produzent Manfred wird wegen der Ansprüche der Regisseurin immer ungeduldiger. Gerwins ambitionierte Hoffnung auf eine große Rolle zerschlägt sich, ihm bleibt nur ein kleiner Auftritt.

Samstag 18.04. 19 Uhr
 

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