Einer der größten Nachteile des Daseins als australischer Expat in Berlin ist die gigantische Distanz zu seinen Lieben. Dies erklärt höchstwahrscheinlich den Anflug von Neid, den ich verspüre, wann immer meine europäischen Freunde mir erzählen, dass sie mal eben für einen Kurzbesuch nach Hause fahren. Und jedes Jahr, wenn der Dezember wieder ins Haus steht und der Kurzbesuch in Italien oder England oder Frankreich oder Schweden so locker und selbstverständlich stattfindet wie immer, wird dieser Anflug zu einer anhaltenden Qual.

Es ist 18 Uhr an einem Donnerstag und ich bin rasend. Ich wurde gerade kontrolliert und habe einen Strafzettel bekommen, weil ich (angeblich) ohne Ticket U-Bahn gefahren bin. Ich bin so richtig sauer denn eigentlich hatte ich ein Ticket gehabt, konnte nur nicht darauf zugreifen. Mein langwieriger Protest auf Deutsch (Level A2-B1) wurde mit Unverständnis honoriert.

In Australien steht der Dezember für den Beginn der beschwingten Festlichkeiten: Die Zeit geschäftiger Weihnachtseinkäufe, netter Geselligkeiten mit ständig fließendem Alkohol, Wiederholungsepisoden im TV und belanglosen Nachrichten. Aber während Aussies sich dick mit Sonnenmilch eincremen, schlüpfen Deutsche in ihre Thermounterwäsche, zünden die Kerzen auf ihrem Adventskranz an und zählen die Tage bis Weihnachten.

Ein in Deutschland wohnender Australier zu sein, der sich nicht wirklich mit dem was “Aussie-typisch” ist identifiziert, kann schon manchmal zu ziemlich interessanten Gesprächen mit Fremden führen, schreibt unser nicht-ganz so australischer Australier Luke in seinem neusten Bicultural Urbanite Blog, indem er seine Identität in Bezug auf den Berliner Winter analysiert.

Berlins niedrige Lebenshaltungskosten gehören zu seinen größten Attraktionen. Junge Kreative strömen aus der ganzen Welt hierher, um in den Genuss von bezahlbaren Mieten und Kiosk-Bier für schlappe 50 Cent zu kommen. Der resultierende Immobilienboom hat die Lage für Mieter erschwert, sodass unsere Bloggerin Brianna beschloss, aus dem Mietkarussell aus- und in massive Schulden einzusteigen – indem sie eine Wohnung kaufte.

So sehr Berlin für seine zahlreichen immateriellen Qualitäten gepriesen wird, so sehr leidet es hinsichtlich seines visuellen Charakters doch oft unter einem schlechten Ruf. Und auf den ersten touristischen Blick ist dieser vielleicht auch nicht ganz unbegründet. ,Mein‘ Berlin ist eine berauschende, potente Mischung aus allen visuellen Elementen – eine unverhoffte Muse der Magie ebenso wie der Schelmerei.

Nach schwierigen Jahren entschließt sich eine sechsköpfige Familie zu einem alles verändernden internationalen Umzug und bietet der Berliner Bürokratie, Sprachbarrieren und nur acht Wochen Sommer pro Jahr die Stirn, um voller Staunen und Neugier einen Neuanfang zu wagen. 

Manchmal ist es nicht einfach ein Paket von einer deutschen Postfiliale abzuholen. Vor allem, wenn man keinen Personalausweis hat. Eine Odyssee durch die bürokratische Unerbittlichkeit der ‚Servicewüste Deutschland‘.
 

Wenn Berlin eine Kehrseite hat, dann ist es wohl die Schwierigkeit, in einer Stadt, die nur so von faszinierten Neuankömmlingen strotzt, die passende Bleibe zu finden. Aufgrund des schieren Volumens an Bewerbern, mit denen es der Vermieter jedes Berliner Zimmers zu tun hat, fühlen sich die ‚lockeren‘ Kennenlern-Gespräche während der Besichtigungen oft so an, als sei man Kandidat in irgendeiner peinlichen Reality-TV-Show.

Wie so viele vom Reisefieber befallene Australier vor mir, zog auch ich aus einer verrückten Laune heraus nach Berlin. Nachdem ich mich während eines damals schon fast obligatorisch gewordenen Berliner Partyurlaubs in die Stadt verliebt hatte, beschloss ich mich von meiner inzestuösen Schar geliebter Melbourner loszusagen und unsere Pläne von einem gemeinsamen Leben in London in die Tonne zu treten.

‚Lifeswap‘ ist eine Online-Zeichentrickserie, die die kulturellen Eigenheiten und Unterschiede zwischen Deutschland und Neuseeland ergründet. Und in der nächsten Folge kommt Australien mit dazu. Unsere 'Bicultural Urbanite' Bloggerin Brianna hat sich mit einem der beiden Macher der Serie in Berlin getroffen.

Als ich im Sommer des Jahres 2006 in Berlin eintraf, strahlte die Stadt noch vor nachweltmeisterschaftlicher Euphorie. Sonnenlicht reflektierte auf den pastellfarbenen Fassaden entlang der Schönhauser Allee und improvisierte Bars schenkten auf überwachsenen, leerstehenden Flächen Bier in Halblitergläsern aus.