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Berlinale Bloggers 2020
Australiens beste Film- und Fernseh-Franchise meldet sich zurück

Die Sonne geht in einer Szene aus Mystery Road Season 2 unter
© David Dare Parker

Mystery Road, die TV-Weiterführung des gleichnamigen Films, zeigte beim diesjährigen Berlinale Festival eine Weltpremiere der ersten beiden Folgen der zweiten Staffel.

Von Sarah Ward

Bei der Vorstellung der ersten beiden Folgen der zweiten Staffel von Mystery Road vor Berlinale-Publikum sprudelt der australische Filmemacher Warwick Thornton spürbar vor Begeisterung – und hält nicht hinter dem Berg, was den Stellenwert der Franchise in der australischen Kino- und Fernsehlandschaft angeht. „Das gehört zum Wichtigsten, was wir je getan haben“, ruft der Regisseur von Samson and Delilah und Sweet Country aus und weist insbesondere auf die Reichweite der Serie hin. Als die erste Staffel der Serie 2018 ausgestrahlt wurde, brachte sie Woche für Woche indigene Perspektiven in Millionen australischer Haushalte.

Aaron Pedersen, eine Ikone des australischen Films und heute ein Synonym für Mystery Road, ist nicht weniger enthusiastisch. Ihm, der die Rolle sowohl im Film von 2013 als auch in der Fortsetzung Goldstone (2016) sowie in beiden Staffeln der Mystery Road-Fernsehserie verkörperte, ist die Bedeutung von Jay Swan, dem geradlinigen indigenen Kriminalbeamten im Zentrum der Franchise, nur allzu bewusst. „Er ist für mich eine so vielschichtige Figur, weil unsere vorkoloniale Geschichte miteinfließt“, erklärt er. „Er hat so viel Tiefe, so viel Vorgeschichte und noch so viel, was vor ihm liegt.“

Die Begeisterung der beiden ist verständlich. Bei diesem Projekt, seinem ersten für das Fernsehen, ist Thornton neben Wayne Blair (Top End Wedding) einer von zwei Regisseuren, die hinter der zweiten Staffel von Mystery Road stehen. Sieben Jahre nach seiner ersten Rolle als Swan trägt Pedersen den unbeirrbaren, prüfenden Blick des Protagonisten der Franchise wie eine zweite Haut. Aber es geht hier um mehr als zwei Künstler, die einfach nur ihren unübersehbaren Stolz auf ihre Arbeit bekunden. Als Franchise, die sich auch weiterhin im Ausbau befindet – inklusive der Weltpremiere der beiden neuen Folgen, dem Beginn einer insgesamt sechsteiligen Staffel – ist Mystery Road nicht nur Australiens bestes, sondern auch seine bedeutsamstes Bildschirmgut. Aaron Pedersen spielt Jay Swan in "Mystery Road" Aaron Pedersen spielt Jay Swan in "Mystery Road" | © David Dare Parker

Ein neuer Ort, ein neuer beunruhigender Fall

Die zweite Staffel von Mystery Road beginnt genau wie jedes der vorangehenden Kapitel: mit einem Fall, der Swans Aufmerksamkeit erfordert. Als in den Mangroven am Rande einer im Nirgendwo gelegenen australischen Kleinstadt eine kopflose Leiche gefunden wird, ist er schnell vor Ort. Während sich die frischgebackene Polizistin Fran (Jada Alberts) auf Swans Seite schlägt, macht sich der Kriminalbeamte mit seiner schroffen, schnörkellosen Art wenig Freunde – vor allem, als ihn seine Ermittlungen zu einem lokalen Drogenring führen, der von einer Motorradgang organisiert wird.

Die Lage wird zusätzlich verkompliziert durch die Ausgrabung eines indigenen Heiligtums am Ortsrand, gegen die Frans Schwester (Ngaire Pigram) protestiert, sowie die Anwesenheit zweier bekannter Gesichter aus Swans Vergangenheit. 

Mehr als nur ein Polizeikrimi

Eine der anhaltenden Freuden von Mystery Road ist die Fähigkeit der Serie, ihre schablonenhafte Prämisse in alle möglichen Richtungen weiterzuspinnen und gleichzeitig ihrem Porträt des zeitgenössischen Australien zusätzliche Nuancen und Schattierungen zu verleihen. Im Kern handelt es sich um einen Polizeikrimi, der als Outback Noir verpackt ist – und dank Australiens rostroter Landschaften und Swans stets präsentem Hut, die in der zweiten Staffel unter der Regie von Thornton und Blair beide ausgiebig auf dem Bildschirm zu sehen sind, sogar als Western –, aber die Franchise ergründet in ihren Szenarios fortlaufend neue Tiefen und Relevanz. 

Als Mystery Road ursprünglich von Ivan Sen für die Kinoleinwand geschaffen wurde, bezog der Film seine Inspiration tatsächlich aus der persönlichen Geschichte des Drehbuchautors und Regisseurs, der Erfahrungen aus seinem Leben als Ausgangspunkt nutzte, um Rassenbeziehungen im modernen Australien sowohl darzustellen als auch zu sezieren. Dies wurde in jeder der Fortsetzungen entsprechend weitergeführt, darunter auch in den beiden unglaublich spannenden ersten Folgen der zweiten Staffel der Serie. „Sie alle sind Vignetten unseres Lebens als Aborigines“, wie Pedersen anmerkt.

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