Future Perfect
Umwelt-Ninjas

Eco Diver-Aktivisten
© Foto: Rupert Kaldor (CC BY-NC-ND)

An Australiens berühmtem Manly Beach arbeiten freiwillige Taucher still und ohne großes Aufhebens an der Säuberung der Meere.

Es war ein Schlüsselmoment, in dem Dave Thomas klar wurde, dass er sich die Säuberung der Ozeane zur Lebensaufgabe machen musste. Er hatte beim Tauchen nach Angelhaken und Bleigewichten gesucht, die Anglerinnen und Angler auf dem Meeresboden zurückgelassen hatten, und entdeckte neben einem Gesteinsbrocken ein großes Bleigewicht. Er hob es hoch, aber zu seiner Überraschung zog das Gewicht in die andere Richtung! Es hing an einem kleinen Fisch, der sich zwischen den Steinen versteckte und den immer noch am Blei befestigten Haken verschluckt hatte. „Er sah mich an, und ich wusste es einfach“, erzählt Dave. Er schaffte es, den Fisch von dem Haken zu befreien, und ließ ihn ziehen. Aber die gute Tat inspirierte auch einen lebenslangen Einsatz für die Säuberung der Meere.

Dave, der schon immer getaucht hat, betreibt jetzt Eco Divers, eine aus Freiwilligen bestehende Umweltschutzorganisation am Manly Beach im australischen Sydney. Das kleine Projekt umfasst knapp 40 Leute, und Dave möchte auch, dass das so bleibt. „Wir sind kein Franchise, wir wollen uns nicht auf der ganzen Welt ausbreiten, wir gehen nicht nach Queensland und machen dort eine Zweigstelle auf“, erklärt er. Zehn Jahre nach dem Erlebnis mit dem Bleigewicht hat Eco Divers ein Budget von 1.500 australischen Dollar pro Jahr – das ist alles. „Wir halten den Ball sehr flach“, erklärt Dave. „Wir entwickeln nichts Zusätzliches. Plastikgegenstände mit Eco Divers darauf zu produzieren steht dem, was wir tun, diametral entgegen.“

Kleine Teams von bis zu zehn Taucherinnen und Tauchern treffen sich ein- bis zweimal die Woche, um den Meeresboden von Müll zu säubern. Das und die Aufklärung der Öffentlichkeit sind die Schwerpunkte von Eco Divers. Dave ist ein großer Fan von unspektakulären, praxisorientierten Ansätzen: „Es ist eine Falle, in die viele Organisationen tappen: Sie werden zu administrativ. Wir gehen immer noch raus und räumen Müll weg“, sagt er. „Wir nennen uns Umwelt-Ninjas, weil wir uns einfach einen Bereich vornehmen, den wir sauber machen oder an dem wir weiterarbeiten. Wir machen kein großes Aufhebens auf Facebook, wir gehen einfach los und machen es, und nach einem Monat machen wir es wieder.“

Teuflische Wegwerfware

Daves großer Kampf richtet sich gegen etwas, was vielen eher klein vorkommen dürfte – die zufälligen, scheinbar harmlosen Produkte, die dem marinen Ökosystem schaden. „Zum Großteil sind es Angelabfälle und Einweg-Plastik. Das ist es im Prinzip, sehr viel mehr ist da nicht. Wenn man sich überlegt, was man alles so im Wasser findet, dann sind das Plastiktüten, Plastikbesteck, Luftballons, kleine Teile von Plastikfeuerzeugen, alles, was zu unserem Wegwerf-Lebensstil gehört“, sagt er.

Dave und sein Team von Freiwilligen sind überzeugt, dass unsere Gesellschaft ihre Abhängigkeit vom Plastik abschütteln muss. „Als Gesellschaft haben wir beschlossen, dass wir Feuerzeuge, Flaschendeckel, Sojasoßen-Fischchen, Strohhalme, Besteck und Ballons aus Plastik brauchen. Lego und anderes Spielzeug, Fliesen-Abstandshalter, Kugelschreiber, einfach Sachen, die kaputtgehen, lauter so Kleinkram, Seifenblasendosen, Gardinenringe, Wäscheklammern, dieses ganze Zeug. Wenn einem das erst einmal bewusst geworden ist, sieht man sich um und fragt sich, ‚Was habe ich eigentlich, was nicht aus Plastik ist?’“

Jemand noch Kaffee oder Zigaretten?

Während die gesundheitlichen Auswirkungen des Zigaretten- und Kaffeekonsums in den Medien lang und breit diskutiert werden, wird die dadurch verursachte Umweltverschmutzung weniger häufig thematisiert. „Zigaretten und Rauchen spielen eine große Rolle“, sagt Dave. „Zigarettenstummel sind der häufigste Straßenabfall weltweit, und dazu kommen dann die Feuerzeuge, die Außenverpackung aus Cellophan und so weiter, der Filter – da hängt also noch eine ganze Reihe von Problemen mit dran.“
 
  • Strand © Foto: Rupert Kaldor (CC BY-NC-ND)

  • Müll © Foto: Rupert Kaldor (CC BY-NC-ND)

  • Schild © Foto: Rupert Kaldor (CC BY-NC-ND)

  • Dave Thomas © Foto: Rupert Kaldor (CC BY-NC-ND)

  • Meer © Foto: Rupert Kaldor (CC BY-NC-ND)

  • Dave Thomas © Foto: Rupert Kaldor (CC BY-NC-ND)

  • Dave Thomas © Foto: Rupert Kaldor (CC BY-NC-ND)

Und dann sind da die allgegenwärtigen Take-away-Kaffeebecher und -deckel sowie die dazugehörigen Umrührstäbchen. Dave plädiert an alle, sich fünf Minuten Zeit zu nehmen, sich hinzusetzen und die Tasse Kaffee im Café zu trinken, ohne auf To-go-Becher und -deckel zurückzugreifen.

Seine Philosophie ist es, dass jeder Einzelne etwas bewegen kann. Er möchte, dass die Menschen ihre Verwendung von Wegwerfgegenständen, insbesondere Plastik, überdenken, und ganz einfach aufhören, sie zu benutzen. „Auf einmal geht einem ein Licht auf. Ich habe null [Einweg-Plastikgegenstände]. Ich habe keine Einkaufstüten, nichts. Es ist eigentlich ganz einfach. Das ist jetzt keine Transformation oder so.“

Steter Tropfen höhlt den Stein

Der andere entscheidende Antrieb für Eco Divers ist die Verbreitung ihrer ökologischen Botschaft. Bei einem Aktionstag zum Schutz der Ozeane am Strand von Manly bauen Dave und seine Kollegen, von denen die meisten ebenfalls tauchen und bei Events ebenso wie in der wissenschaftlichen Forschung aushelfen, einen kleinen Stand auf und versuchen, das vorbeigehende Publikum in ein Gespräch über den Schutz der Meere zu verwickeln.

In einem Glasgefäß präsentieren sie eine Sammlung mysteriöser Gegenstände, deren Zweck die Besucher erraten sollen. Eine Flasche enthält dünne Plastikstäbe, die aussehen, als stammten sie aus dem Gesellschaftsspiel Mikado. In Wirklichkeit handelt es sich um einen weiteren Wegwerfgegenstand aus Plastik. „Wenn Fischer Hummer fangen und mit einem Etikett kennzeichnen, stutzen sie das Etikett und werfen es ins Wasser“, erklärt Dave.

In einer anderen Flasche befinden sich weitere Plastikstäbe, die aussehen, als dienten sie medizinischen Zwecken. „Das sind Leuchtstäbe für Angler, sie schwimmen auf der Wasseroberfläche und leuchten. Vor zehn Jahren waren sie mehr oder weniger inexistent, aber heute sehen wir sie in erschreckenden Mengen.“

Indigene Völker wussten das

Neben Initiativen wie dem Infostand sprechen Dave und die anderen Freiwilligen auch bei Konferenzen und an Schulen über Umweltthemen. Und die Taucher, von denen viele selbst Meereskundler sind, unterstützen oft andere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern bei ihrer Forschung über die Verschmutzung der Ozeane, beispielsweise indem sie Unterwasser-Experimente durchführen.

Die Hauptbotschaft von Eco Divers ist Respekt. „Diese Botschaft ist nicht neu. Unsere indigenen Völker hier und überall auf der Welt wussten das“, sagt Dave. Er zitiert ein Sprichwort der amerikanischen Ureinwohner: „Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet Ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“

„Dieses Zitat stammt aus dem 19. Jahrhundert, und es hat sich nichts geändert. Damals existierte dieses Wissen, und wir haben es vergessen.“ Dave Thomas und Eco Divers arbeiten daran, die Menschen an dieses Mantra zu erinnern und den Ozean Stück für Stück von Müll zu befreien. Aber es ist ein scheinbar endloses Unterfangen, bei dem das kleine Team wieder und wieder dieselben Bereiche säubert.

„Ich könnte jahrelang hier sein und es nie schaffen, alles sauber zu kriegen“, sagt Dave mit einem Achselzucken. Aber die einschüchternde Natur seiner Aufgabe wird ihn kaum davon abhalten, seinen langen Weg auch in Zukunft Schritt für Schritt weiterzugehen.

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