Die Poetik des Mysteriösen - ein Gespräch über Leben und Werk des Schriftstellers Leo Perutz
Das Goethe-Institut in Bosnien und Herzegowina organisiert am 07. Juli 2020, im Rahmen des Projekts "Kunstforum", eine Diskursplattform für zeitgenössische Kultur in Bosnien und Herzegowina und Deutschland. Die Veranstaltung findet um 19 Uhr per Live-Stream auf der
Facebook-Seite des Goethe-Instituts statt. Das aktuelle Thema der öffentlichen Sitzung des Kunstforums widmet sich dem Leben und Werk des österreichisch-deutschen Modernisten Leo Perutz. Seine Übersetzer*innen in Bosnien und Herzegowina, die Germanisten Irma Duraković und Vahidin Preljević, werden über diesen Schriftsteller, der in vielerlei Hinsicht einer der beeindruckendsten Vertreter der europäischen Literatur des 20. Jahrhunderts ist, sprechen. Die Sitzung wird vom Literaturkritiker und Journalisten Đorđe Krajišnik moderiert.
„Leo Perutz (Prag, 1882 - Bad Ischl, 1957) ist einer der faszinierendsten Autoren der österreichisch-deutschen Moderne. Er wurde zu Lebzeiten eher als „unterhaltsamer“ Schriftsteller betrachtet, obwohl große Literaturkritiker und Schriftsteller wie Kurt Tucholsky, Friedrich Torberg, Egon Erwin Kisch, Siegfried Kracauer, Herman Broch, Walter Benjamin und viele andere eine sehr positive Meinung über ihn hatten. In vielerlei Hinsicht gilt er als literarischer Verwandter von Franz Kafka, mit dem er nicht nur den Geburtsort, sondern auch die Weltanschauung teilt, die für die in deutscher Sprache geschaffene Prager literarische Moderne so charakteristisch ist. Borges hat ihn in den 1940er-Jahren in die Liste der größten europäischen Schriftsteller des phantastischen Romans und den Kriminalromanen aufgenommen.
Obwohl seine Romane aufgrund eines Paradigmenwechsels in der Literaturkritik in die Rubrik des historischen Romans gedrängt und mehr oder weniger vergessen wurden, hat sich die Rezeption kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in den letzten Jahrzehnten wieder zu seinen Gunsten geändert, sodass er sich seitdem zunehmend zu einem Klassiker der modernen Prosa entwickelt hat. Vahidin Preljević und Irma Duraković übersetzen zurzeit seinen Roman "Nachts unter der steinernen Brücke".
Mit unseren Gästen werden wir im dritten Kunstforum versuchen, einige Schlüsselfragen zu Leben und Werk von Leo Perutz zu beantworten, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf der Frage liegt, wie es möglich ist, dass ein solcher Autor in der europäischen Prosa nur recht wenig bekannt ist und anerkannt bleibt. Wir werden aber auch über die Besonderheiten der Prager Moderne, die Fragen zum literarischen Genre und den Paradigmenwechsel in der literarischen Rezeption sprechen, der Perutz einst als unterhaltsamen Schriftsteller kategorisierte.
Über das Projekt
Das Projekt "Kunstforum" umfasst die Organisation von Panels zu kulturellen Themen, die sich mit aktuellen Fragen zur Wechselwirkung zwischen verschiedenen Künsten, zur Verbindung von Kunst, die sowohl im europäischen Kontext als auch in verschiedenen Sprachen entsteht, und letztlich zur Beziehung der Kunst im gesellschaftlichen und politischen Kontext, befassen. Der besondere Schwerpunkt des Kunstforums liegt auf dem Thema zeitgenössischer deutscher Kultur und Kunst, sowie deren Einfluss und Verbindung zum ehemaligen Jugoslawien.
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