Film: Dieter Reifarth, „Jean Améry: Die Tortur“

Jean Améry - Die Tortur © absolut Medien

Mo, 27.01.2020

20:30 Uhr

De Cinema

Am Tag des Gedenkens an die Opfer der Shoah zeigt das Goethe-Institut Brüssel in Zusammenarbeit mit dem KULTURforum Antwerpen und De Cinema Dieter Reifarths Filmessay „Die Tortur“.

"Die Tortur ist das fürchterlichste Ereignis, das ein Mensch in sich bewahren kann. Wer der Folter erlag, kann nicht mehr heimisch werden in der Welt." Jean Améry 

Jean Améry ist 31 Jahre alt als er beim Verteilen antinazistischer Flugblätter am 23. Juli 1943 in Brüssel verhaftet wird. Im berüchtigten Fort Breendonk, „Auffanglager“ während der deutschen Besatzung und heute Belgisches Nationalmuseum, wird er gefoltert. Von den Spuren des seelischen „Feuermals“, vom Verlust des „Weltvertrauens“ wird er lebenslang gezeichnet bleiben.

In dem Essay „Die Tortur“ verarbeitete er 1966 seine Erlebnisse. Eine Radioaufnahme, in der Améry diesen Text liest, bildet das akustische Fundament des Films von Dieter Reifarth. Die sanfte, facettenreiche, holprige und unverstellt klingende Stimme Amérys verbindet er mit atmosphärischen Aufnahmen von Breendonk und den Orten der Folter. Die Schilderungen der erlebten Folter sind nüchtern, frei von jeder sprachlichen Dramatik. Im Mittelpunkt stehen nicht die Praktiken der Folterknechte sondern vielmehr die bleibenden Spuren beim Gefolterten. Ein verstörender Filmessay zwischen Gegenwart und musealem Erinnern, fern jeglicher Fiktionalisierung.


Dieter Reifarth: „Die Tortur“ ( D 2018, 58 min, D UT/NL)


Jean Améry, 1912 als Hans Mayer in Wien geboren, war ein österreichischer Schriftsteller und Widerstandskämpfer. 1938 flüchtete er vor den Nazis nach Belgien und wurde 1943 wegen seiner Beteiligung am Widerstand gegen die Deutschen Besatzer zu zwei Jahren KZ-Haft verurteilt. Erst in den 1960er Jahren wurden seine Schriften einem größeren Publikum bekannt. Heute zählen sie zu zentralen Texten der deutschsprachigen Holocaustliteratur. 1978 nahm er sich in Salzburg das Leben.
 

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