Think Global, Build Social
Die soziale Verantwortung im architektoralen Denken

Think Global, Build Social

Eine soziale Architektur für eine bessere Welt, das ist die Thematik der Ausstellung, die seit dem 05. Oktober noch bis zum 28. Oktober 2016 im Nationalmuseum zu sehen ist. Unter der Schirmherrschaft des Goethe-Institut/ Verbindungsbüro Ouagadougou, in Zusammenarbeit mit dem Nationalmuseum und der Architektengilde Burkinas erkundet diese Ausstellung die Thematik der sozialen Verantwortung im zeitgenössischen architektoralen Denken und in der Praxis.

Immer mehr Initiativen im Bereich der Architektur, besonders Ausstellungen, Wettbewerbe, Preise usw., legen einen wertschätzenden Fokus auf Projekte und Architekten, die sich der Bewahrung der Natur und der Zugänglichkeit ihrer Projekte für weniger Privilegierte verschrieben haben.

In der Tat vollziehen sich auf der Welt im Angesicht der Ausbeutung und schlechten Verwendung von Energien, welche wiederum Hauptgründe für den klimatischen Wandel und dessen Begleiterscheinungen wie Überschwemmungen und Dürren sind, große strukturelle Umwälzungen, deren Folgen keine anderen sind als wirtschaftliche und soziale Krisen.

Vor diesem Hintergrund widmen sich Spezialisten und besonders Architekten und Urbanisten nun verstärkt Projekten, die sich aus ökologischer und sozialer Sicht nachhaltig positiv auf die armen Bevölkerungsteile der Erde auswirken. Auch letztere aus Burkina Faso sind von Überschwemmungen in den letzten Jahren nicht verschont worden, und sowohl auf dem Land als auch in der Stadt vervielfachen sich Ruinen von Häusern, besonders in den peripheren Gebieten der großen Städte. In diesem Sinne möchte die Ausstellung, die ihre Türen im Nationalmuseum geöffnet hat, dieser Situation entgegenwirken.

Paletten, um die Reflexion anzuregen

Vom Architekturzentrum Wien in Österreich und dem Architekturmuseum Deutschland konzipiert, ist Think Global, Build Social – Bauen für eine bessere Welt, eine Ausstellung, die gelungene zivile und soziale Architekturprojekte aus der ganzen Welt präsentiert. Die vom Goethe-Institut vorgeschlagene Wanderausstellung erkundet die Thematik der zivilen Verantwortung in der zeitgenössischen Architektur, frei nach der Maxime „global denken, um sozial zu bauen“. Sie lässt den Besucher auf Holzpaletten alternative soziale Bauten entdecken, die mit wenigen Mitteln durch Verwendung von lokalen Ressourcen errichtet sind. Think Global, Build Social zeigt, dass man mit wenig viel schaffen kann, wenn man nur den nötigen Einfallsreichtum hat.

Dem stimmt auch Serge Emile Ky zu, ein junger burkinischer Architekt und Urbanist, für den es „unter Beachtung der galoppierenden demografischen Entwicklung bei uns in Afrika, der Armut der Bevölkerung und der immer unabdingbarer werdenden energiefressenden Ausstattung mehr denn je notwendig ist, in einem sozialen Geist global zu denken und zu handeln.“

Durch die Präsentation von Modellen, die lokale und ökologische Materialien in die moderne Architektur integrieren ; von mehreren Ländern in Lateinamerika über Europa und Afrika bis nach Südasien, zeigt die Ausstellung Think Global, Build Social, dass man mit viel Innovation und Kreativität die Lebensbedingungen der Bevölkerungen der weniger privilegierten Erdteile verbessern kann.

Zwei Milliarden Menschen in Slums

Andres Lepik, Initiator des Projekts im Jahr 2014, erklärte, dass nach Schätzungen von UN-Habitat zwei Milliarden Menschen auf der ganzen Welt nicht über einen „Wohnort in humaner Größe verfügen. Zwei Milliarden Menschen leben in Slums, in selbstgebauten Hütten, oder haben überhaupt kein Dach über dem Kopf. Es muss also die Frage gestellt werden, wie Architekten dazu beitragen können, um diesen Bevölkerungsteilen auf der ganzen Welt den Zugang zu einem angemessenen Wohnumfeld zu ermöglichen.

Für die Hauptverantwortliche der Trägerorganisation, dem Goethe-Institut in Ouagadougou, Carolin Christgau, ist es dringend erforderlich, dass jeder zu diesem Prozess der Reflexion beiträgt – woraus auch ihre Freude an der Zusammenarbeit mit dem Nationalmuseum und der Architektengilde stammt. Dem stimmt Ali Louguet, Ausstellungsdirektor und Betreiber des Museums, seitens der Partner zu.

Die Bevölkerung Ouagadougous wurde eingeladen, diese Ausstellung gratis zu besuchen, die zum Nachdenken über die Verwendung von alltäglichen Materialien anregt.
 

Zwei Realisationsbeispiele aus aller Welt

Green School Die indonesische Schule aus Bambus

Die Green School, eine im Jahr 2007 von den Schmuckherstellern John und Cynthia Hardy gegründete Schule, befindet sich auf Bali (Indonesien), am Rande des Flusses Ayung und ist umgeben von Reisfeldern und dem tropischen Regenwald. Ungefähr 300 Schüler aus fast 40 Ländern lernen hier nach internationalen Standards. Bambus ist ein Baumaterial, das in dieser Region schnell wächst, das jedoch bislang kaum verwendet wurde. Deshalb haben die Hardys ein Team von Architekten, Designern und Ingenieuren engagiert, die eine innovative Modellkonstruktion aus Bambus entworfen haben. Nur wenige Mauern bestehen aus gepresster Erde, vulkanischem Gestein oder Lehm. In den offenen und überdachten Bauten tragen lokale Gräser, die eine natürliche Luftzirkulation befördern, zu einem so angenehmen Innenklima bei, dass keine Klimaanlage nötig ist. Die Verwendung fossiler Energieträger wird somit auf ein Minimum reduziert.
 
Die „nubischen Gewölbe“ aus Lehm in Mali

In der Savannenregion von Beledougou in Mali griffen die italienischen Architekten Emilio und Matteo Caravatti, die das Ziel verfolgen, die Lebensbedingungen der ansässigen Bevölkerung zu verbessern, um öffentliche Infrastrukturen aufzubauen, bei der Erbauung von „nubischen Gewölben“ in dieser Region auf die Verwendung von Lehm zurück. Im Angesicht des Holzmangels und der hohen Preise von Materialen wie Zement oder Blech haben die zwei Architekten Lehm verwendet, der, seit ägyptischer Zeit bekannt, sehr wichtig und günstig ist, um mehrere Schulkomplexe in Mali zu errichten.

Bei ihrer Arbeit haben die Brüder Caravatti einen Akzent auf einen Bauprozess gelegt, der die lokale Bevölkerung von Anfang an integriert. Ihr Ziel ist es, durch die traditionelle Bauweise und die Verwendung lokaler Materialien die Unabhängigkeit der Bevölkerung zu fördern.

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