Ausstellung „Geniale Dilletanten“ – Subkultur der 1980er-Jahre in Deutschland

Die Tödliche Doris in Form allegorischer Gestalten auf dem Festival Genialer Dilletanten, Tempodrom, West Berlin, 1981 Foto: H. Blohm, Archiv Die Tödliche Doris.jpg

Di, 09.05.2017 –
Mi, 31.05.2017

Universität für Architektur, Bauingenieurwesen und Geodäsie

9. - 31. Mai 2017
Eröffnung: 9. Mai, 18 Uhr

Zentralfoyer der Universität für Architektur, Bauingenieurwesen und Geodäsie
Boulevard "Hristo Smirnenski" 1, Sofia

Öffnungszeiten: Mo.-Fr., 9:00-20:00 Uhr


Kuratorin: Mathilde Weh
Idee und Konzept: Mathilde Weh  und Dr. Leonhard Emmerling 


„Geniale Dilletanten“ war der absichtlich falsch buchstabierte Titel eines Konzerts, das 1981 im Berliner Tempodrom stattfand und zum Synonym einer kurzen Epoche künstlerischen Aufbruchs wurde. Vor allem im Umfeld von Kunsthochschulen entwickelte sich eine künstlerische Vehemenz, die durch genreübergreifendes Experimentieren und den Einsatz neuer elektronischer Geräte geprägt war; auf virtuoses Können wurde häufig bewusst verzichtet. Die Gründung von Plattenlabels, Magazinen, Galerien und Clubs sowie das unabhängige Produzieren von Platten, Kassetten und Konzerten deuten auf eine verstärkte Selbstorganisation und den Do-It-Yourself-Gedanken dieser Zeit hin. Statt des Englischen etablierte sich die deutsche Sprache in Songtexten und Bandnamen, wodurch sich die Protagonisten der Szene vom Mainstream absetzten und ihren Anspruch untermauerten, einen radikalen Bruch herbeizuführen. Mit ihrem lautstarken Protest und gezielter Provokation erlangte die künstlerische Alternativszene auch international Aufsehen und Anerkennung.

Die Ausstellung präsentiert die große Bandbreite dieser Subkultur ausgehend von sieben Musikbands sowie Künstlern, Filmemachern und Designern aus impulsgebenden Städten und Regionen West- und Ostdeutschlands – darunter Einstürzende Neubauten, die mit einem aus Schrott und Alltagsgegenständen zusammengestellten Instrumentarium die Grenzen zwischen Musik und Lärm erforschten, oder Die Tödliche Doris, die mit verschiedenen künstlerischen Formen wie Musik, Film, Fotografie, aber auch mit Objektkunst und Malerei experimentierte. Die Band Der Plan ging aus dem Betreiben einer Galerie hervor und trat mit surrealen Kostümen und ironisch-sarkastischen Texten auf. Freiwillige Selbstkontrolle (F.S.K.) wurde von Redaktionsmitgliedern des Underground-Magazins Mode & Verzweiflung gegründet und interessierte sich vor allem für kulturelle Brüche; die Idee von „Authentizität“ lehnte F.S.K. ab. Eine ihrer bekanntesten Losungen lautete: „Heute Disco, morgen Umsturz, übermorgen Landpartie. Dies nennen wir Freiwillige Selbstkontrolle“ (1980).Die Musik von Palais Schaumburg gewann ihren besonderen Charakter durch die Kombination von Synthesizern und Sample-Geräten mit Trompete und skurril-atonal vorgetragenem Gesang. Trotz erschwerter Umstände engagierten sich Ostberliner Künstler und Musiker im avantgardistischen Band-Projekt Ornament und Verbrechen, das durch Jazz, Industrial und elektronische Musik beeinflusst war. Das Duo Deutsch Amerikanische Freundschaft (D.A.F.) kombinierte provokative Texte mit harten Schlagzeug-Beats, gepaart mit Synthesizer-Effekten und einer Bühnenshow zwischen Ekstase und Krawall.

Die breit angelegte Ausstellung präsentiert Protagonisten und Treffpunkte der künstlerischen Szenen in verschiedenen Städten und bietet Einblicke in die vielfältigen Netzwerke. Nicht zuletzt werden zeitgleiche Entwicklungen in Kunst, Film, Mode und Design thematisiert. Mit einem eigens produzierten Interviewfilm, Video- und Fotomaterial, Hörbeispielen, Magazinen, Plakaten und weiteren Exponaten aus der Szene, geht die bisher umfangreichste Präsentation der deutschen Subkultur der 1980er-Jahre mit einem ausführlichen Begleitprogramm einher.


„Geniale Dilletanten – Subkultur der 1980er-Jahre in Deutschland“ ist eine Tourneeausstellung des Goethe-Instituts, die weltweit in Museen und anderen Ausstellungsorten gezeigt wird.

Die Ausstellung wird vom Goethe-Institut Bulgarien in Partnerschaft mit der Universität für Architektur, Bauingenieurwesen und Geodäsie, dem Verein „Transformatori“, der Stiftung „Dimitar Voev – Neue Generation“ und Studio Projectirane organisiert.
 
Die Ausstellung ist ein Teil des Veranstaltungskalenders anlässlich des 75. Jubiläums der UABG, sowie der Initiative „Die Revolution geht weiter“ anlässlich des 30. Jubiläums seit dem ersten unabhängigen Rockfestival in Bulgarien.



BEGLEITPROGRAMM DER AUSSTELLUNG
 
9.05., Di., 18:00 Uhr. Zentralfoyer, UABG
Offizielle Eröffnung der Tourneeausstellung „Geniale Dilletanten“ mit einem speziellen Abschnitt über die Subkultur in Bulgarien in den 80-er Jahren
Live Radiostudio der Sendung „Alarma“ auf Programm „Hristo Botev“ des Bulgarischen Nationalradios
 
12.05., Fr., 20:00 Uhr, Studio Projectirane
Konzert der Musikband „Dve kupeta“ mit der besonderen Teilnahme von Iva Stork
 
15.05., Mon., 19:00 Uhr, Goethe-Institut, Budapesta Str. 1
Filmvorführung „Die Revolution geht weiter“ anlässlich des 30. Jubiläums seit dem ersten unabhängigen Rockfestival in Bulgarien und Gespräch mit den Filmemachern
Die Revolution geht weiter, Bulgarien, musikalischer Film, 25 Min., Regie: Georgi Marinov, 1987
Wir von Kravay, Bulgarien, dokumentarischer Film, 25  Min., Regie: Sonya Langova, 1988
 
19.05., Fr., 18:30 Uhr, Goethe-Institut, Budapesta Str. 1
Vorführung des Films „Bis morgen“
Vorgestellt vom Drehbuchautor des Films Alexander Donev
Bis morgen, Bulgarien, Dokumentarfilm, Regie: Stanimir Trifonov, 1988
 
25.05., Donnerstag, 18:30 Uhr, Goethe-Institut, Budapesta Str. 1
Filmvorführung des Films „Direktor eines Wasserfalls“ und Gespräch
Direktor eines Wasserfalls, Bulgarien, Dokumentarfilm, Regie: Ivan Kovachev, 1989

 
Konzerte aus der Reihe "Die Revolution" geht weiter
19.05., Freitag, Club Maze
Die Band Revu und ein Bandprojekt
 
21.05., Sonntag, Club Neu Berlin
Die Band Zhalti stakla und ein Bandprojekt

 

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