Literaturfestival Flip::Flup – Die Begegnung der Literaturfestivals

Pós Flip:Flup Divulgação

14 Uhr - 16 Ihr - 18 Uhr - 20 Uhr

Biblioteca Parque Estadual

Autoren verschiedener Nationalitäten nehmen an vier Panels am Montag, den 30. Juli, in der Biblioteca Parque Estadual (BPE) teil.

Zu den sinnbildlichsten Slogans vom Mai 1986 gehörte das Graffiti der französischen Studenten, die "Fantasie an die Macht" forderten. Dieser Slogan war einer der wichtigsten Inspirationen für das 7. Flip::Flup, die Begegnung der Literaturfestivals, das am 30. Juli in der Biblioteca Parque Estadual (BPE) stattfinden wird.

Dort wird die fast heterodoxe Zusammensetzung von Autorinnen, wie der Deutschen Nina Reusch, Djamila Ribeiro aus São Paulo und der Italienischen Igiaba Scego, welche zu den vier Panels am ersten Montag direkt nach dem Internationalen Literaturfestival von Paraty (Flip), eingeplant sind, Themen wie Feminismus, Rassismus und postkoloniale Literatur diskutieren. Das gesamte Veranstaltungsangebot ist kostenlos.

Zum ersten Mal zählt EUNIC (European Union National Institutes for Culture) in Rio de Janeiro zu den Partnern von Flip::Flup, welches zu dem Entstehungsprozess von Flup (Flup Pensa) beiträgt, zu denen das British Council, das Goethe-Institut, das Instituto Cervantes, das Dänische Kulturinstitut, das Institut Français au Brésil und die Aliança Francesa sowie das Istituto Italiano di Cultura zählen.         

Um an den Runden Tischen teilzunehmen, ist eine Anmeldung bei tinyurl.com/flipflup18 notwendig. Die ersten 200 Einschreibungen, die bei der Veranstaltung eintreffen, werden ein Exemplar vom „Dicionário da escravidão e da liberdade“ von Flávio Gomes und Lilia Schwarcz, mit Ilustrationen von Jaime Lauriano erhalten, das auch das Trio der Eröffnungsrunde darstellt.

14 Uhr
Die Tragödie, die wir niemals zugaben
Flávio Gomes, Jaime Lauriano und Lilia Schwarcz
Moderation: Ricardo Teperman
Genauso unsinnig wie die These, dass wir eine großzügige Rassendemokratie seien, ist auch die Legende, dass wir unsere Vergangenheit der Sklaverei nicht umkehren können, weil Ruy Barbosa mit der Verbrennung alle Aufzeichnungen der Tragödie zerstört hat, welche wir nie zugaben. Wir werden erst dann die Vernichtung unserer Jugend afrikanischer Abstammung stoppen können, wenn wir den Zusammenhang zwischen dem größten Sklavenhafen der Geschichte und dem Mord an der Gemeinderätin Marielle Franco verstehen.

16 Uhr
Das ewige Tabu
Djamila Ribeiro, Isabela Figueiredo und Nina Reusch
Moderation: Giovana Xavier
Die weibliche Sexualität ist seit Urzeiten unterdrückt worden. Trotz all der Errungenschaften von 1968 wird der Frauenkörper noch immer von den schattigen Theokratien des Mittleren Ostens verfolgt und geschädigt. Der Aufstieg der Rechten und die großen Migrationszyklen werden zur Bedrohung für die Errungenschaften der feministischen Bewegung.

18 Uhr
Die Revolution als Museumstück
Lutz Taufer, Michael Goldfarb und Niels Hav
Moderation: Luis Eduardo Soares
50 Jahre nach dem Mai 1968 wird die Revolution wieder an die Tagesordnung gestellt. Jedoch scheint das Bedürfnis nach großem Wandel, welches durch die Straßen pulsierte, wie vage Erinnerungen einer außergewöhnlichen Generation in den nüchternen Fluren der Museen katalogisiert geworden zu sein. Nie zuvor wurde so viel von Revolution gesprochen und trotzdem waren die Massen nie so schläfrig und apathisch.

20 Uhr
Sie haben sich uns nie erträumt
Alain Mabanckou und Igiaba Scego
Moderation: Thiago Ansel
Die großen postkolonialen Umsiedelungen gestalten nicht nur die westlichen Megastädte wie New York, Paris und Rom neu. Ein unerwartet weniger weißer, weniger katholischer und weniger kartesianischer Westen fließt von den chaotischen Straßen Londons, Barcelonas und Lissabons auf die Seiten der besten und ergreifenden Romane von heute.

Gäste der Runden Tische:

Alain Mabanckou ist ein kongolesischer Autor, der in seiner Jugend nach Frankreich umgesiedelt ist und heute in den USA lebt. Sein akademischer Werdegang führte ihn von Literaturwissenschaften über Philosophie und Jura. Er schreibt Gedichte und Romane, die sich zwischen dem Absurden und dem Philosophischen bewegen, was ihm den Spitznamen „afrikanischer Beckett“ einbrachte. „Zerbrochenes Glas” und “Stachelschweins Memoiren” (beide vom Liebeskind Verlag veröffentlicht) erhielten Auszeichnungen wie den Grand Prix de la Littérature und Prix Renaudot. Er unterrichtet französische Literatur und kreatives Schreiben an der University of California in Los Angeles (UCLA).

Djamila Ribeiro, Wissenschaftlerin mit einem Master in Politischer Philosophie, ist auf Grund ihres feministischen und anti-rassistischen Aktivismus zu einer nationalen Referenz geworden. Sie ist die Autorin von “Quem tem medo do feminismo negro?” (freie Übersetzung, Wer hat Angst vor schwarzem Feminismus?), eine Sammlung von Aufsätzen, die erst vor kurzem veröffentlicht wurde. Sie ist außerdem Kolumnistin für ELLE Brasilien, Carta Capital, Blogueiras Negras und AzMina Magazine, und war stellvertretende Sekretärin für Menschenrechte und Bürgerrechte in São Paulo.

Flávio Gomes ist Professor an der Bundesuniversität Rio de Janeiro (UFRJ), wo er auch an den weiterführenden Studiengängen für Vergleichende Geschichte und Geschichte an der Bundesuniversität von Bahia (UFBa) arbeitet. Er wurde zweimal mit dem Casa de las Américas-Literaturpreis des Casa de las Américas-Instituts (Kuba) ausgezeichnet, 2006 für das Buch "A hidra e os pântanos", und 2011 für sein Buch "O alufá Rufino", in Zusammenarbeit mit João José Reis und Marcus Joaquim de Carvalho. Er hat Dutzende Bücher, Sammlungen und Artikel in nationalen und ausländischen Zeitschriften veröffentlicht, die vom kolonialen und postkolonialen Brasilien, von der Sklaverei, Amazonien, von Grenzgebieten und von schwarzen Landarbeitern handeln.

Igiaba Scego ist eine italienische Autorin aus einer somalischen Familie. Sie schreibt Kurzgeschichten und Romane, deren Sprache afrikanische Fabeln, Erinnerungen und Traditionen aufnimmt. Sie hat Moderne Literatur an der Universität La Sapienza in Rom studiert und arbeitete als Journalistin. In Partnerschaft mit den Verlagen Nós und Buzz, veröffentlicht sie in Brasilien „Adua" e "Minha casa é onde estou“ und den Aufsatz „Caminhando contra o vento”. Sie bearbeitete die Anthologie „Italiani per vocazione” (2005) und das Interviewband „Quando nasci è una roulette: Giovani figli di migranti si raccontano“ (2003), die den neuen Stimmen von Autoren diverser Herkunft, die in Italien wohnhaft sind, gewidmet sind.

Isabela Figueiredo, geborene Mosambikanerin und wohnhaft in Portugal, ist einer der herausragenden Stimmen der zeitgenössischen portugiesischsprachigen Literatur. Dozentin und Autorin, Isabela veröffentlichte „Caderno de memórias coloniais” in 2009, mit Berichten aus ihrer Kindheit inmitten eines Bürgerkrieges. Das Buch stoß eine rege Debatte in Portugal an und wurde zu einer Referenz für die Studie von Postkolonialismus. „A gorda“, ihr erster Roman, ist ein Erfolg mit Publikum und Kritikern und wurde in Brasilen vom Todavia Verlag herausgebracht.

Jaime Lauriano ist ein preisgekrönter bildende Künstler, der uns dazu einlädt die Machtstrukturen, die die Produktion von Geschichte fest im Griff haben, näher zu untersuchen. Es sind Installationen, audiovisuelle Stücke, Objekte und kritische Texte, die zum Nachdenken anregend und auf fünf Jahrhunderte gewaltsamer Verhältnisse zwischen Untertanen und stattlichen Einrichtungen von Macht und Kontrolle verweisen – seien es Polizei, Strafvollzugsanstalten, Botschaften oder Grenzen. Das Ziel ist es die verdrängten Traumata der Vergangenheit ans Licht zu bringen, tatsächlich „den Finger in die Wunde stecken“, um eine Revision und eine kollektive Neuverarbeitung der Geschichte zu ermöglichen.

Lilia Schwarcz ist Historikerin und Anthropologin, Professorin an der Universität von São Paulo (USP) Fakultät für Anthropologie und global scholar an der Universität Princeton. Sie ist unter anderem Autorin von den Büchern "O espetáculo das raças", „O sol do Brasil” (Jabuti-Literaturpreis/Biografie 2009), „Brasil: uma biografia” (mit Heloisa Murgel Starling) und „Lima Barreto: triste visionário” (2011). Zusammen mit ihrem Ehepartner, Luiz Schwarcz, gründete Lilia den Verlag Companhia das Letras, der mit über 6000 veröffentlichten Titeln seit 1986 der größte in Brasilien ist.

Lutz Taufer wurde 1944 in Karlsruhe geboren und ist ein ehemaliges Mitglied der Sozialistischen Patientenkollektive (SPK) und gehörte außerdem zu der Bewegungen gegen die Folterung von politischen Gefangenen in Deutschland. 1974 trat er Baader-Meinhof als Mitglied des Holger-Mein-Kommandos bei, und nahm an der Besetzung der Deutschen Botschaft in Stockholm im April 1975 teil. 1977 wurde er zu zweimal lebenslänglicher Haftstrafe verurteilt und absolvierte 20 Jahre in Isolation. Nach seiner Befreiung arbeitete er viele Jahre in einer brasilianischen NGO in den Favelas von Rio de Janeiro. Zurzeit wohnt er in Berlin und ist Vorstandsmitglied des Weltfriedensdienstes, einer Nichtregierungsorganisation die mit Partner in Afrika, Asien und Lateinamerika im Kampf gegen Armut und Gewalt arbeitet. Sein Buch „Über Grenzen: Vom Untergrund in die Favela” (Assoziation Verlag) wird bei Flip vom Verlag Autonomia Literária veröffentlicht.

Michael Goldfarb ist Journalist, Schriftsteller und Podcaster. In den letzten 30 Jahren hat er über Konflikte, Konfliktlösung und die Kultur von über 25 Ländern in 5 Kontinenten berichtet. Er ist Autor von “Ahmad’s War, Ahmad’s Peace: Surviving Under Saddam, Dying in the New Iraq,” und ”Emancipation: How Liberating Europe’s Jews from the Ghetto Led to Revolution and Renaissance”. Derzeit macht er Radio-Dokumentarberichte für die BBC und moderiert den Podcast FRDH: Der erste Entwurf der Geschichte. In 1968 befand er sich im Übergang von Oberstufe zur Universität und hoffte, dass die Revolution auf ihn warten würde.
 
Niels Hav wurde 1949 in der Stadt Lemvig in der ländlichen Region im Westen von Dänemark geboren. Als etablierte zeitgenössische nordische Stimme, veröffentlichte er drei Erzählungsbänder in seiner Muttersprache und sechs Poesie Sammlungen. In mehr als 10 Sprachen übersetzt, wird er während Flip sein erstes Buch in portugiesischer Sprache vorstellen: “A alma dança em seu berço” (Verlag Penalux).

Nina Reusch studierte Neuere und Neueste Geschichte, Gender Studies und Soziologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Von 2010 bis 2014 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am historischen Seminar der Universität Freiburg. Ihre Dissertation "Populäre Geschichte im Kaiserreich. Familienzeitschriften als Akteure der Geschichtskultur 1890-1913" (eingereicht im Juli 2014). 2016 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin für Public History am historischen Institut der Universität Stuttgart im Rahmen des Forschungsprojekts "LSBTTIQ in Baden und Württemberg. Lebenswelten, Repression und Verfolgung im Nationalsozialismus und der Bundesrepublik Deutschland". Seit 2017 arbeitet sie als Dozentin im Friedrich-Meinecke-Institut/Didaktik der Geschichte an der Freien Universität Berlin.

 
Moderatoren:
 
Giovana Xavier ist Professorin an der Fakultät für Bildungswissenschaften an der Bundesuniversität Rio de Janeiro (UFRJ) und eine der ausdrucksstärksten schwarzen Führungspersonen. Sie hat einen Abschluss in Geschichte mit einem Master-, Doktor- und Postdoc-Abschluss von UFRJ, UFF, Unicamp und der New York University. Im Jahr 2017 organisierte sie den Katalog "Black visible intellectuals", der in Zusammenarbeit mit Editora Malê veröffentlicht wurde und 181 schwarze Frauen aus verschiedenen Bereichen in Brasilien vorstellt. Sie ist außerdem Autorin des Blogs "Preta 'Dotôra'", in dem sie ihre Erfahrungen als schwarze Frau, Mutter und Akademikerin berichtet. 
 
Luiz Eduardo Soares ist eine der wichtigsten Referenzen zum Thema öffentliche Sicherheit in Brasilien. Er war Unterstaatssekretär für Sicherheit für den Bundesstaat Rio de Janeiro und Autor und Koautor von Dutzenden Büchern, darunter der Bestseller "Elite da Tropa" (mit André Batista und Rodrigo Pimentel), aus dem der Film "Elite squad" hervorging. Zusammen mit Heloísa Buarque de Holanda ist Luiz Eduardo "Pate" von FLUP, einer der ersten wichtigen Namen, der auf den Erfolg unseres Festivals gesetzt hat, damals in der ersten Ausgabe in 2012.
 
Ricardo Teperman ist Musiker, Anthropologe und Verleger in der Companhia das Letras. Er promovierte in der Fakultät für Sozialanthropologie der Universität von São Paulo (USP), seine Masterarbeit betraf Battles von MCs. Er ist Autor des Titels "Se liga no som - As transformações do rap no Brasil",  eine tiefgreifende Wiedergabe der Geschichte des Genres und seiner Reichweite in Brasilien. Als Verleger debütierte er mit dem Phänomen "O sol na cabeça”, von Geovani Martins und gab "Quem tem medo do feminismo negro?”, von Djamila Ribeiro heraus.
 
Thiago Ansel ist Journalist, mit einem Master- und Doktor-Abschluss in Kommunikation von UFRJ. Er arbeitete als Verkäufer und Kassierer in Transportern, um seinen Abschluss in Journalismus zu finanzieren und war bei der NGO Criola und beim Observatório de Favelas tätig bevor er dazu eingeladen wurde die Kampagne "Vidas Negras" für das Ende der Gewalt gegen schwarze Jugendliche zu koordinieren.

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