Ausstellung
Kader Attia

Kader Attia, J'accuse, 2016
Courtesy of the artist and Galerie Nagel Draxler. Photo: Axel Schneider

"Reparatur" als physische und symbolische Handlung

The Power Plant Contemporary Art Gallery

The Power Plant & das Goethe-Institut Toronto präsentieren Kader Attias erste Einzelausstellung in Kanada.

In den letzten Jahren stand der Begriff der „Reparatur“ als physische wie auch symbolische Handlung im Mittelpunkt von Kader Attias Werk. Seine tiefgreifende und weitreichende Erforschung des Wesens der Wiedergutmachung und Wiederaneignung wird häufig durch den Austausch mit Denkern aus so unterschiedlichen Bereichen wie Medizin, Musik, Psychoanalyse, Naturwissenschaft, Politikwissenschaft und Architektur, die die in seinem Werk behandelten Themen in ihren eigenen Gebieten erforschen, vorangetrieben. In seinen Arbeiten, die Verbindungen zwischen Reparaturmethoden über Kulturen hinweg und den Formen der Wiederaneignung und des Widerstands im Laufe der Geschichte aufzeigen, finden sich häufig ethnografische Objekte, die zu diesen Momenten der Enteignung und des Versuchs der Reparatur sprechen.

Reparieren als Methodik bietet kolonisierten oder unterdrückten Völkern die Möglichkeit, ihre Freiheit wieder herzustellen. Während eines Aufenthalts im Kongo stieß Attia auf ein mit kariertem Stoff geflicktes Kuba-Bast-Tuch, was ihm den Anlass zu weiteren Nachforschungen zu Gegenständen dieser Art gab. Wie die Idee, die Oswald de Andrades in seinem Manifesto Antropófago unterstreicht, dass Kulturen andere Kulturen ausschlachten müssen, um die Kontrolle über ihre Unterdrücker wiederzuerlangen, betrachtet Attia die Reparatur auf der Grundlage westlicher Materialien als eine Geste des Widerstands. Er konstatiert, dass „die Integration eines westlichen Elements in ein afrikanisches Objekt eine bewusste Handlung ist ... Dies bedeutet, dass der Sklave beginnt, die Symbole der Macht zu verschlingen.“ Attia reflektiert in seinen Werken auch, wie Heilung auf der individuellen, kollektiven und planetaren Ebene stattfinden kann.

Für seine erste Ausstellung in Kanada in The Power Plant wird Attia eine neue, kontextspezifische Arbeit entwickeln, die sich mit dem Reparatur-Begriff beschäftigt, wie er sich speziell in der kanadischen / nordamerikanischen Geschichte manifestiert


Kader Attia (geb. 1970 in Dugny, Frankreich) lebt und arbeitet in Berlin und Paris. Einzelausstellungen seiner Arbeiten wurden im Museum für Moderne Kunst, Frankfurt am Main, (2016), KW Institut für zeitgenössische Kunst, Berlin (2013); Musée d'Art Moderne de la Ville de Paris (2012) und The Institute of Contemporary Art, Boston, MA (2007) organisiert. Seine Arbeiten wurden in zahlreichen Gruppenausstellungen auf der ganzen Welt gezeigt, unter anderem im Leopold Museum, Wien (2016), Solomon R. Guggenheim Museum, New York (2016), Smithsonian Museum of African Art, Washington, DC und mehreren Biennalen, darunter die Biennale von Venedig (2003, 2011 und 2017), Lyon Biennale (2005), dOCUMENTA, Kassel (2012), Marrakesch Biennale (2014 und 2016) und Sharjah Biennale (2017).


The Power Plant
Dienstag – Mittwoch 10-17 Uhr
Donnerstag 10-20 Uhr
Freitag – Sonntag 10-18 Uhr
Sowie an Feiertag-Montagen 10-17 Uhr

Details

The Power Plant Contemporary Art Gallery

231 Queens Quay W
Toronto

Preis: freier Eintritt

+1 416 9734949 jutta.brendemuehl@goethe.de