-Overt: Militarization as Ideology

Art Museum at the University of Toronto


Unterstützt vom Goethe-Institut Toronto


Seit Beginn des „Krieges gegen den Terrorismus“ und der Verbreitung militärischer Technologien haben viele Künstler neue ästhetische Ansätze entwickelt, um sich mit Militärstandorten und -industrien auseinanderzusetzen. Die Abschlussausstellung im Fachbereich Kuration an der University of Toronto zeigt, wie sich Künstler*innen auf ästhetischer Ebene mit dem Begriff und dem Umstand der Militarisierung beschäftigen.

Overt beleuchtet die Beziehungen zwischen Mensch und Technik und deren Verstärkung durch die immer intensivere Alltagsdurchdringung durch die Militärforschung. Die teilnehmenden Künstler*innen fordern uns auf, den Begriff der Militarisierung über Militäreinsätze, Krieg und Wehrdienst hinauszudenken und machen uns auf die Dringlichkeit der Beschäftigung mit den ideologischen Auswirkungen auf Kultur und Gesellschaft aufmerksam. Sie interpretieren, theoretisieren und erörtern Militarisierung aus ihrer Wahrnehmung und ihren Erfahrungen im Bereich der Militärtechnologien, -industrien und -systemen.

Die Komplexität der militärisch-zivilen Beziehungen wird in Zeiten des Krieges sichtbar, in Zeiten des Friedens wird sie hingegen unsichtbar. Beispielsweise geht die Entwicklung der heute in der TV-Produktion allgegenwärtigen Technologien auf militärische Versuche im Zweiten Weltkrieg zurück, Kameras auf Zielflugkörpern und Drohnen zu befestigen. Die Automatisierung, ursprünglich Gegenstand der militärischen Spitzenforschung, die zu Ziel hatte, Kriegsteilnehmende im Kampfgebiet zu ersetzen und zu schützen, ist heute omnipräsent und auch aus künftigen Entwicklungen wohl nicht mehr wegzudenken. Die Ausstellung stellt uns vor die Frage: Was wird bei der Darstellung militärischer Technologien sichtbar und was bleibt unsichtbar? Sind die Beziehungen zwischen der Welt des Militärs und der zivilen Welt gelegentlicher Natur oder tief miteinander verwoben? Sind militärische Technologien repressiv oder können sie emanzipatorisch sein?

Eines der bei der Ausstellung gezeigten Werke ist Harun Farockis Dokumentarfilm „War At A Distance“ (2003, 56 Min.). Der deutsche Künstler Farocki (1944 - 2014) erlangte dadurch Bekanntheit, dass er sich mit den Verstrickungen von Krieg, Industrie und Technologie und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft beschäftigte.  Farocki verwendet zweiverschiedene Schauplätze und Geschichten, um die Beziehungen zwischen USMilitärstandorten und europäischen Industriefabriken miteinander zu verknüpfen. Das historische Narrativ beleuchtet nicht nur die Verbindungen zwischen dem Militär und der Industrieproduktion, sondern auch die Verflechtungen von Zerstörung und Erzeugung vor dem Hintergrund einer zunehmenden Dehumanisierung.

Künstler*innen: Lawrence Abu Hamdan, James Bridle, Harun Farocki, Lamis Haggag, Hiwa K, Hajra Waheed.

Kuratiert von: Fatma Hendawy Yehia

Fatma Hendawy Yehia ist unabhängige Kuratorin und lebt in Alexandrien (Ägypten) und Toronto (Kanada). Sie schließt gegenwärtig ihr Masterstudium im Fach Curatorial Studies an der Universität von Toronto ab. Sie nahm an verschiedenen Kurationsseminaren und -programmen teil, u. a. am ISCP an der Townhouse Gallery in Kairo (Ägypten), am Melopee-Workshop für Kulturschaffende in Chateau-Thierry (Frankreich), am MTS-Programm der UCL und des British Council und an Tate Intensive am Tate Modern in London (GB). Fatma hat in Zusammenarbeit mit und für die Schweizer Botschaft in Ägypten, das British Council in Kairo, die Kulturabteilung der spanischen Botschaft, das Goethe-Institut in Ägypten und ProHelvetia in Kairo und Zürich Projekte kuratiert und gehört dem Team der Programmgestalter*innen des Toronto Arab Film Festivals im Bereich Mokhtabar an.

Teil des Schwerpunktes #ImagesMatter des Goethe-Instituts

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15 King's College Circle
Toronto