Ausstellung Henning Wagenbreth - Grafisches Design für Kinder von 6 bis 99 Jahren

Henning Wagenbreth © Henning Wagenbreth

Do, 24.02.2022 –
So, 10.04.2022

Centre de design

Kurator: Marc H Choko

Ein UFO ist in Montreal gelandet und hat seine Fracht an ungewöhnlichen grafischen Objekten im Designzentrum der UQAM abgeladen. Der Berliner Plakatkünstler und Illustrator Henning Wagenbreth ist der Kapitän an Bord. Sein Universum besteht aus Comicfiguren, die in fast allen Werken für eine mehr oder weniger karikierte menschliche Präsenz sorgen, sowie aus Robotern, Raketen und Höllenmaschinen, die man in verschiedenen Kreationen wiederfinden kann.

Der Grafikdesigner übt seine Talente in allen Bereichen aus: Illustrationen, Plakate, Bücher, Briefmarken, Schallplattenhüllen, Spiele, Theaterkostüme, Bühnenbilder und  Marionetten. Seine farbenfrohen, üppigen und dekonstruierten Grafiken verleihen sich selbst einen naiven Anschein, sind aber perfekt durchdacht und beherrscht. Unter allen identifizierbar, hat seine originelle Note den internationalen Ruf seines Autors begründet.

Wagenbreth wuchs in Ostdeutschland auf und nahm bis zum Fall der Berliner Mauer an einem gewissen regimekritischen Aktivismus teil. Seitdem übt er seinen kritischen Blick auf unsere Gesellschaft durch Bilder aus, die uns zum Nachdenken anregen sollen. Sein sozialer oder politischer Kommentar wird meist von einem Hauch von Humor begleitet, ein wenig sarkastisch, von einer einfühlsamen Satire. Der spielerische Ansatz von Wagenbreths Grafikdesign ermöglicht es ihm, den Kunden zu verführen, um ihn dann auf den zweiten Blick dazu zu bringen, ernste oder sogar düstere Themen zu hinterfragen. Das Ziel ist es nicht unbedingt zu gefallen, sondern die Botschaft zu vermitteln. „Die Lesbarkeit meiner Idee ist wichtig. Ich fange die Leute mit einem interessanten Bild ein und dann schauen sie sich den Rest an“, sagt er mit einem Schmunzeln. Offensichtlich ist Wagenbreth der Meinung, dass man über alles lachen kann. Man muss nur wissen, wie.
 

Die Ausstellung

Neben den sehr großen Siebdruckpostern, die für Wagenbreths Werk charakteristisch sind, versammelt die Ausstellung Kreationen in verschiedenen Formaten, die mithilfe unterschiedlicher Drucktechniken hergestellt wurden. Sie führt die Besucher in die Arbeit Wagenbreths ein, eines Jongleurs von Ideen und Illustrationen, dessen grafische Welt an die Art Brut erinnert. Die Illustrationen bestehen aus ausgeschnittenen Stücken, eine Art geometrisches Puzzle, zu dem sich zusammengesetzte Typografien gesellen, die Wagenbreth gerne zeichnet. Das Ganze fügt sich zu einer visuellen Kakophonie zusammen, die an exquisiten Leichen der Surrealisten erinnern. Der Plakatkünstler amüsiert sich und zieht uns unwiderstehlich in seine Welt, eine Welt der visuellen Poesie, der sensiblen Kinder, die manchmal durch den Zustand unserer Gesellschaften verletzt werden.

Biografie

Henning Wagenbreth wurde 1962 in Eberswalde, Ostdeutschland, geboren und studierte von 1982 bis 1987 an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Seitdem ist er hauptsächlich als Illustrator tätig. Er entwirft Grafikdesign und seine eigenen typografischen Schriften und bezieht das Wissen über handwerkliche und industrielle Techniken in seinen kreativen Prozess mit ein. Er lebt in Berlin, hat sich aber auch in Paris und San Francisco aufgehalten. Er illustriert und entwirft Grafiken in allen Formaten, von der Briefmarke bis zum Banner, einzelne Gemälde oder in Serie produzierte Drucke, Bücher, Poster, Zeitungen und Zeitschriften. Manchmal wandert er auch in Richtung Animation und Theater. Mit der Gruppe The Mazookas verbindet er visuellen Diskurs durch Projektion mit Musik. Seit 1994 ist er Professor für visuelle Kommunikation an der Universität der Künste Berlin. Für seine Plakate und Bücher erhielt er im Jahr 2000 den Preis „Schönstes Buch der Welt“ der Stiftung Buchkunst und zahlreiche weitere Auszeichnungen. Wagenbreth hat mehrere Ausstellungen auf der ganzen Welt und ist seit 2002 Mitglied der International Graphic Alliance (IGA).

Kurator

Marc H. Choko ist emeritierter Professor an der School of Design der Université du Québec à Montréal (UQAM), wo er von 1977 bis 2018 lehrte. Von 1985 bis 2005 war er Forschungsdirektor am Institut national de la recherche scientifique (INRS) Urbanisation, Culture et Société und von 1999 bis 2008 Direktor des Designzentrums der UQAM. Als leidenschaftlicher Plakatkünstler sammelt er seit seiner Jugend Plakate. Seit den frühen 1980er Jahren hat er Ausstellungen organisiert, viele davon als Kurator, und zahlreiche anerkannte Bücher in diesem Bereich veröffentlicht. Von 2008 bis 2018 war er Leiter des Kurses Grafikdesign und Kultur an der UQAM School of Design. Marc H. Choko widmet seine beruflichen Aktivitäten fortan der Veröffentlichung von Büchern, der Produktion von Ausstellungen sowie Vorträgen über Grafikdesign und Plakate.



 

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